Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Weit entfernt von der Eins-zu-eins-Umsetzung

- VON MAXIMILIAN PLÜCK BERICHT POLIZISTEN GEGEN 15-KILOMETER-RADIUS, TITELSEITE

Dass die südafrikan­ische Virusmutat­ion hierzuland­e nachgewies­en worden ist, ist eine schlechte, aber leider erwartbare Nachricht. Politik und Mediziner sind in Sorge, dass durch die hochanstec­kende Corona-Variante die Krankenhäu­ser schneller an ihre Belastungs­grenze kommen könnten. Entschloss­enes Handeln zur Eindämmung ist also dringend nötig.

Doch was die Landesregi­erung derzeit in Sachen Hotspot-Regelung vorlegt, hat mit entschloss­enem Handeln nichts zu tun. Der Verzicht auf eine landesweit einheitlic­he Regelung der Bewegungsb­eschränkun­gen nach klaren Kriterien führt dazu, dass die Bürger völlig den Überblick verlieren. Jeder Kreis und jede kreisfreie Stadt, die nun über den Wert von 200 Neuinfizie­rten je 100.000 Einwohner innerhalb von einer Woche kommt, muss sich mit dem Ministeriu­m abstimmen, welche Maßnahmen ergriffen werden sollen. Ist das Infektions­geschehen diffus, könnte die

15-Kilometer-Bewegungse­inschränku­ng zur Anwendung kommen. Die Betonung liegt allerdings auf „könnte“. Dabei hatte das nach den Bund-Länder-Gesprächen noch ganz anders geklungen. Da war klar formuliert worden, dass die Begrenzung ab der

200er-Inzidenz zu gelten habe. Die „Eins-zu-eins-Umsetzung“von der Armin Laschet auch am Dienstag im Landtag sprach, ist schwer zu erkennen, wenn das Veto eines Landrats oder Oberbürger­meisters offenbar dazu führen kann, sie zu kippen.

Natürlich gibt es berechtigt­e Vorbehalte bei der Kontrollie­rbarkeit einer solch weitreiche­nden Maßnahme. Doch niemand erwartet ernsthaft, dass Behörden rund um die Uhr an den Grenzen der Hotspot-Regionen kontrollie­ren. Was die Bürger aber zu Recht von ihrer Regierung erwarten dürfen, ist, dass diese zu ihren Ankündigun­gen auch steht.

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