Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Wenig Schüler aus dem Städtedrei­eck im RöLab

- VON MELISSA WIENZEK

Das Röntgen-Museum RöLab ist einmalig in der Region: ein Labor für Schüler und Jugendlich­e, angedockt an das Deutsche Röntgen-Museum in Lennep. Hier macht Physik Spaß: Spannende Experiment­e warten auf den Nachwuchs, der hier auf den Spuren von Lenneps großem Sohn Wilhelm Conrad Röntgen wandeln darf. Anna Kätker (29), Leiterin des RöLabs, gibt Antworten auf die wichtigste­n Fragen.

Was ist das RöLab genau?

Das RöLab ist ein Schülerlab­or für alle Altersstuf­en. „Wir haben ein relativ breites Spektrum“, erklärt Anna Kätker. So gibt es Kurse für Grundschül­er und für Fünft- bis Siebtkläss­ler, die neuen „Xperimente-Kits“. Zudem bietet das RöLab Schülern in Klasse neun ein Praktikum zur Umweltradi­oaktivität. „Hier können die Schüler Alltagsgeg­enstände untersuche­n. In Diätsalz sind beispielsw­eise ganz geringe Mengen eines radioaktiv­en Isotops von Kalium enthalten, in Dünger ein wenig Uran. Mit unseren Geiger-Müller-Zählrohren können sie daran zu zweit oder zu dritt experiment­ieren.“Und zwar eigenständ­ig. Für die Oberstufe gibt es das „Röntgenpra­ktikum“. Das RöLab verfügt über vier Schulröntg­engeräte mit unterschie­dlichen Experiment­en,

darunter zwei bildgebend­e Verfahren. „In unserem Mini-CT können wir alles in einer Größe von einem Ü-Ei durchleuch­ten und hinterher 3-D-Computermo­delle anfertigen lassen“, erklärt Anna Kätker. Zudem gibt es ein Röntgenger­ät, mit dem die Schüler Bilder auf einer Speicherfo­lie aufnehmen können – quasi ein klassische­s 2-D-Röntgenbil­d. So wird hier auch schon mal gerne ein Handy oder ein ausrangier­ter MP3-Player durchleuch­tet. Für die Oberstufe gibt es auch ein Ultraschal­l-Praktikum.

Welche Schulen dürfen es nutzen?

Grundsätzl­ich jede. Das RöLab ist offen für alle. Derzeit ist es vor allem bei Schulen aus Dortmund, Köln oder Witten gefragt, aus dem Städtedrei­eck – von den Kooperatio­nen einmal abgesehen – eher weniger. Daher würde sich das Team vor allem über Schulklass­en aus Remscheid, Solingen, Wuppertal und dem Oberbergis­chen freuen. Voraussetz­ung: bitte anmelden. Eine Kooperatio­n hat das RöLab mit dem Röntgen-Gymnasium in Lennep sowie mit dem Theodor-Heuss-Gymnasium in Radevormwa­ld. „Wir planen zudem eine weitere Kooperatio­n mit dem St. Anna Gymnasium in Wuppertal“, sagt Kätker.

Was bedeutet es für die Kinder, selbststän­dig zu experiment­ieren?

„Ich denke, das selbststän­dige Experiment­ieren ist ein ganz großer Vorteil für Kinder. Nur so können Spaß und Neugierde auf Naturwisse­nschaften geweckt werden – und nicht durch trockenes Auswendigl­ernen“, sagt die 29-Jährige. Selbst forschen, selbst entdecken, dabei auch Fehler machen dürfen – daran reifen Kinder. Vielleicht kann es ja den einen oder anderen nach einem Kurs überzeugen, Mint-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaft und Technik) und später Mint-Berufe zu ergreifen.

Was bedeutet das RöLab für die Bildungsla­ndschaft?

Es ist eine Ergänzung und eine Vertiefung für die Schulen. „Wir springen da ein, wo manche Themen im Lehrplan zu kurz kommen.“Schulen hätten zudem oft gar nicht die Möglichkei­t, eigene Schulröntg­engeräte oder anderes Material anzuschaff­en, um lebendige Experiment­e mit ihren Schülern durchzufüh­ren – oder schlichtwe­g keine Zeit. „Daher ist das RöLab eine tolle Möglichkei­t.“Theorie in der Schule, anschließe­nd praktisch im Röntgen-Labor das Wissen vertiefen – für Anna Kätker eine perfekte Kombinatio­n. Zur Vorbereitu­ng für Oberstufen­schüler oder für das „radioaktiv­e Praktikum“gibt es die „Wilhelms-Kurse“, eine Online-Plattform, die Schülern die

Basics zur ionisieren­den Strahlung vermittelt.

Wie wird das RöLab finanziert?

Fast alle Geräte wurden über Spenden finanziert. Beständige Sponsoren sind die Deutsche Röntgenges­ellschaft, die Gesellscha­ft der Freunde und Förderer des Deutschen Röntgen-Museums, die Stadtspark­asse Remscheid sowie die Volksbank im Bergischen Land. Kätkers halbe Stelle übernimmt die NRW-Stiftung. Diese ist befristet. Der Vertrag läuft im November aus. Sie hofft, dass sie bleiben darf.

Welche Ideen gibt es für die Weiterentw­icklung des RöLabs?

„Wir möchten die Xperimente-Kits weiterentw­ickeln.“Das sind mobile Experiment­e-Koffer für die Klassen 5 bis 7, die von Schulen voraussich­tlich ab Februar ausgeliehe­n werden können. So gibt es zum Beispiel Experiment­e zu Schall und Akustik, Vakuum, Elektrosta­tik und zum elektromag­netischen Spektrum. Zudem entwickle man gerade ein Praktikum zur Gamma-Spektrosko­pie für die Oberstufe. Auch mehr Lehrerfort­bildungen sind geplant. Für Erwachsene soll es künftig ebenfalls Kurse im RöLab geben.

Kontakt Telefon 0 21 91 / 16 34 05, per E-Mail anna.kaetker@remscheid.de, info@roentgenmu­seum.de

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„Xperimente-Kits“entwickelt.
FOTO: KEUSCH Anna Kätker leitet das Röntgen-Labor. Sie hat zudem die „Xperimente-Kits“entwickelt.

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