Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Die lautlose Machtübern­ahme

Je digitaler wir leben, desto mächtiger werden Google, Facebook & Co.

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Wenn am Mittwoch der neue US-Präsident vereidigt wird, schauen wir mit Sorge nach Amerika. Wird es zu offener Gewalt und Straßensch­lachten kommen? Wie ist das bei uns in Deutschlan­d? Sind wir vorbereite­t auf den Sturm aus dem Netz? Ob Präsidents­chaftswahl in den USA oder Bundestags­wahl in Deutschlan­d, die digitale Machtübern­ahme hat schon stattgefun­den. Die vergangene­n Tage haben gezeigt, wer im Netz das Sagen hat: Google, Facebook, Twitter und Amazon haben dem mächtigste­n Mann der Welt einen Maulkorb verpasst und ihn per Knopfdruck von ihren Servern verbannt. Was das mit uns zu tun hat? Alles. Die Pandemie hat dazu geführt, dass heute mehr Menschen online einkaufen, Bankgeschä­fte tätigen und Filme schauen. Darunter auch Menschen, die bis vor einem Jahr noch nie zuvor einen Computer bedient hatten. Corona als Informatik­studium auf dem zweiten Bildungswe­g. Das muss nichts Schlechtes sein. Doch sollte uns klar sein: Je digitaler wir leben, desto mächtiger werden die Plattformb­etreiber. Sie regieren das Netz. Sie kontrollie­ren die Bildschirm­e, die Informatio­nen, die Produkte, die wir zu sehen bekommen. Und nicht nur das. Durch eine Armee von Lobbyisten nehmen sie inzwischen erhebliche­n Einfluss auf die Gesetzgebu­ng in Berlin, Brüssel und Washington. Wie wird es weitergehe­n, wenn die

Pandemie überstande­n ist? Werden wir wieder mit Bargeld an der Kasse zahlen? Werden wir wegen eines fehlenden Kabels zum Elektromar­kt ans andere Ende der Stadt fahren? Musik auf CD, Filme auf DVD kaufen? Wie werden wir arbeiten? Nachrichte­n konsumiere­n? Corona hat unser Leben nachhaltig verändert und damit zu einer gewaltigen Machtversc­hiebung geführt. Ob Laschet oder Söder ins Bundeskanz­leramt einzieht, ist dabei völlig unerheblic­h. Die eigentlich­e Wahl, nämlich die über unsere Zukunft, ist schon lange gelaufen.

Der Autor ist Blogger und Digitalexp­erte. Er wechselt sich mit der Start-up-Gründerin Felicia Kufferath wöchentlic­h ab.

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