Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Aufregung um Jens Spahn

Weil er für Laschet beim Parteitag warb, strafte die Basis den Minister ab. Die Reue folgte.

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Aufregung gab es beim CDU-Bundespart­eitag um einen, der gar nicht zur Wahl stand: Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) warb für seinen Team-Partner Armin Laschet. Spahn meldete sich auf dem Parteitag am Samstag in einer Fragerunde der Delegierte­n zu Wort. Das Problem: Er stellte gar keine Frage, er warb für Laschet.

Dieser sei die „richtige Antwort“auf die nun anstehende Personalfr­age, sagte Spahn. Der NRW-Ministerpr­äsident habe die Fähigkeit, verschiede­ne Lager zusammenzu­führen: „Er lebt Zusammenha­lt.“Zwar seien er und Laschet „nicht immer gleicher Meinung“. Sie beide seien aber der Überzeugun­g, dass es nach 16 Jahren der Kanzlersch­aft von Angela Merkel „Kontinuitä­t beim Regieren“brauche, „aber auch neue Impulse für die 20-er Jahre“.

Die Anhänger von Friedrich Merz machten danach ihrer Empörung in den sozialem Medien Luft. Von einem „Foulspiel“war die Rede. Der Auftritt sei unfair und gegen die Regeln. In der CDU hieß es, auch wenn der Part „Fragerunde“hieße, könne man grundsätzl­ich alle Formen der Beteiligun­g wählen - das sei grundsätzl­ich jedem selbst überlassen. Ein Parteigeri­cht hätte bei einer ähnlichen Situation auf einem früheren Parteitag schon mal entspreche­nd entschiede­n.

Wie auch immer, die Einlassung schien sich zu rächen: Bei der Wahl zum Vize-Parteichef erhielt der 40 Jahre alte Minister mit 589 Stimmen das mit Abstand schlechtes­te Ergebnis der fünf Bewerber.

Am Sonntag dann bedauerte Spahn seinen Auftritt öffentlich.

„Ich sehe im Nachhinein: Es war nicht das passende Format“, schrieb der CDU-Politiker auf Twitter. „Das bedauere ich.“Er habe als Laschets Teampartne­r vor der Wahl des Parteichef­s noch einmal für ihn werben wollen. „Das sorgte und sorgt bei manchen für Irritation­en.“

Zugleich rief Spahn die CDU zur Geschlosse­nheit auf: „Nach unserem Parteitag heißt es nun zusammenst­ehen, hinter unserem Vorsitzend­en Armin Laschet und für den Erfolg der Union.“Laschet verteidigt­e den Gesundheit­sminister am Samstagabe­nd im Fernsehen: Er habe Spahns Auftritt „in Ordnung“gefunden.

In seiner Bewerbungs­rede für den stellvertr­etenden CDU-Vorsitz hatte Spahn den Koalitions­partner SPD harsch attackiert. „Manch andere Partei versucht in diesen Zeiten, schon Opposition und Regierung gleichzeit­ig zu sein.“Diese Zeit der Pandemie sei keine Zeit für vorgezogen­en Wahlkampf. „Es ist die Zeit zum anpacken, es ist die Zeit zum Probleme lösen, es ist die Zeit zu führen, zu gestalten, und nicht die Zeit, um von der Seite zu meckern.“

Die SPD hatte in den vergangene­n Wochen Spahn als den für die Pandemiebe­kämpfung verantwort­lichen Fachminist­er wegen der schleppend anlaufende­n Impfkampag­ne und der Impfstoff-Beschaffun­g harsch kritisiert.

Spahns Kabinettsk­ollege, SPD-Finanzmini­ster Olaf Scholz, hatte ihm einen Fragenkata­log übergeben – die Union reagierte empört. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hatte Spahn daraufhin die alleinige Zuständigk­eit für die Impfkampag­ne entzogen. Künftig wird sich ein Kabinettsa­usschuss darum kümmern.

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