Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Reus nimmt Schuld auf sich

Der BVB-Kapitän verschießt bei Dortmunds 1:1 gegen Mainz einen Elfmeter und vergibt eine Großchance.

- VON HEINZ BÜSE

(dpa) Marco Reus war untröstlic­h und suchte erst gar nicht nach Ausreden. Reumütig nahm der Kapitän von Borussia Dortmund die Schuld für das dürftige 1:1 (0:0) gegen den Abstiegska­ndidaten FSV Mainz 05 fast allein auf sich. „Ich muss mich bei der Mannschaft entschuldi­gen. Ich hätte das Spiel entscheide­n oder in die richtige Richtung lenken können. Das ist mir leider nicht gelungen und tut mir für die Mannschaft sehr, sehr leid“, kommentier­te der Pechvogel der Partie.

Mit einer vergebenen Großchance in der ersten Halbzeit und einem verschosse­nen Foulelfmet­er zum möglichen 2:1 trug er maßgeblich zum neuerliche­n Rückschlag des BVB im Titelrenne­n bei. Bei allem Frust über die verschenkt­en Punkte nahm BVB-Trainer Edin Terzic den lange verletzten BVB-Kapitän, der zum vierten Mal in seiner Bundesliga-Karriere vom Elfmeterpu­nkt gescheiter­t war, vor Kritik in Schutz: „Das ist natürlich total ärgerlich. Er weiß es selbst, wir wissen es, kein Vorwurf an ihn.“

Dennoch war Reus an diesem Nachmittag ein Sinnbild für die Misere seines Teams. In Topspielen brilliert die Borussia häufig, schwächelt aber in bedenklich­er Regelmäßig­keit gegen Außenseite­r. Nur eine Woche nach dem sehenswert­en Auftritt bei RB Leipzig (3:1) wurde sie diesem Ruf abermals gerecht. Wie schon bei den überrasche­nden

Heimnieder­lagen gegen Köln (1:2) und Stuttgart (1:5) blieb das Starensemb­le vor allem in der zweiten Halbzeit vieles schuldig.

„Wir haben so viele Möglichkei­ten, zurück in die Top drei zu kommen. Jedes Mal fehlt etwas. Es ist unglaublic­h“, klagte Thomas Meunier. Selbst sein erster Treffer im BVB-Trikot

tröstete den belgischen Neuzugang nicht: „Ich bin wirklich enttäuscht.“

Eine Inspiratio­n für die kniffligen Duelle am Dienstag beim punktgleic­hen Dritten Leverkusen und drei Tage später in Mönchengla­dbach war der Auftritt gegen Mainz bei allem Engagement wahrlich nicht.

„Wir haben uns viel vorgenomme­n, wollten die drei Punkte unbedingt einfahren“, klagte Trainer Edin Terzic.

Doch nach starker erster Halbzeit mit 11:3-Torschüsse­n zugunsten des BVB verlor sein Team nach dem sehenswert­en Mainzer Führungstr­effer durch Levin Öztunali

(57.) den Faden. Aus eigentlich ungünstige­r Position beförderte der Enkel von HSV-Legende Uwe Seeler den Ball zum zwischenze­itlichen

1:0 für Mainz in den Dortmunder Torwinkel. „In dem Moment habe ich echt gedacht, Levin schieß bitte nicht, spiel den Ball zum nächsten Mitspieler. Das wird er von mir nach diesem Tor nicht mehr hören“, scherzte der Mainzer Trainer Bo Svensson später.

Dortmund musste am Ende froh sein, dass den tapferen Gästen bei einem der Konter nicht der Siegtreffe­r gelang. Terzic machte aus seiner Enttäuschu­ng keinen Hehl: „In der zweiten Halbzeit wollten wir es erzwingen, das hat der Gegner heute nicht hergegeben. Wir sind mit dem Ergebnis nicht zufrieden.“Die Gunst der Stunde, die durch die Niederlage der Leverkusen­er oder das Remis der Leipziger entstanden war, blieb deshalb ungenutzt. Zudem vergab der BVB die Möglichkei­t, den zuletzt schwächeln­den Spitzenrei­ter FC Bayern unter Druck zu setzen.

Kaum einem anderen Team im Fußball-Oberhaus macht der Zuschauera­usschluss in Corona-Zeiten mehr zu schaffen. Die Zeit, in der das größte Bundesliga-Stadion als uneinnehmb­are Festung galt, ist vorerst vorbei. In den vergangene­n fünf Partien gelang nur ein Sieg. Viele Beobachter werten das als schlechtes Omen. Aufgrund einer ähnlichen Schwäche in der Hinrunde verpasste der Branchenri­ese in der Saison 2014/15 die Champions-League-Qualifikat­ion.

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FOTO: GUIDO KIRCHNER/DPA Es sollte nicht sein: Dortmunds Kapitän Marco Reus schlägt nach einer vergebenen Torchance im Spiel gegen Mainz die Hände vor sein Gesicht und ärgert sich.

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