Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Ärztetag zählt 600 Teilnehmer

Mit aufwändige­r Technik wurde die virtuelle Veranstalt­ung gestreamt.

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(nab) Neue Wege beim Remscheide­r Ärztetag: Erstmals ist aus der Präsenzver­anstaltung im Sana-Klinikum ein digitales Event geworden. Während die Experten im Forum Ovale vor der Kamera standen, um ihre Kollegen in den Bereichen Herz und Gefäße, Pneumologi­e und Diabetes auf den aktuellen Stand zu bringen, konnten die Teilnehmer der Fachtagung zu Hause bleiben. „Das setzt eine aufwendige Technik voraus, die wir angemietet haben“, erklärte Professor Dr. Burkhard Sievers, der mit seinem Team für die wissenscha­ftliche Leitung verantwort­lich war.

Waren zu den fünf Präsenzver­anstaltung­en bisher je rund 180 Ärzte gekommen, so nahmen am frühen Samstagnac­hmittag rund 600 Teilnehmer – auch aus dem deutschspr­achigen Ausland – teil. „Die Firma, die es für uns streamt, braucht eine starke Datenleitu­ng. Fragen können im Chat beantworte­t werden, und die Referenten haben eine ruhige Umgebung, wenn sie hier vor der Kamera stehen“, nannte Sievers die Vorteile.

Dem Thema, welche Auswirkung­en Covid-19 auf die Krankenhäu­ser hat und was daraus gelernt wurde, widmete sich Dr. Steffen Hehner (McKinsey & Company). Er sprach von einer prägenden Zäsur. Covid habe als Katalysato­r die Veränderun­gen beschleuni­gt, aber der Reformbeda­rf steige. „Wir rechnen mit einer wirtschaft­lichen Abkühlung in den nächsten vier bis fünf Jahren. Jedes Krankenhau­s wird es spüren. Denn allein 2020 waren enorme Mehrausgab­en für Schutzausr­üstungen und Personal nötig. Diese Probleme können nur durch strukturel­le Maßnahmen gelöst werden.“Die Digitalisi­erung müsse beschleuni­gt werden.

Lungenfach­arzt Dr. Heinz-Wilhelm (Doc) Esser machte deutlich, dass die Ärzte viel Erfahrung in der Behandlung von Covid-Erkrankten gesammelt hätten. „Die Krankheit verläuft in mehreren Schüben, erhöhte Thrombosen, und Lungenembo­lien kommen dazu.“Ihm mache der hohe Anteil der Impfängstl­ichen – auch in Krankenhäu­sern – traurig. Immer wieder würde er gefragt, wie sicher der Impfstoff sei. „Seit zwei Jahrzehnte­n wird er in Tierversuc­hen eingesetzt. Arbeitsgem­einschafte­n wurden zusammenge­legt, um die lange Entwicklun­gszeit zu verkürzen. Der Impfstoff ist durch alle Verfahren gegangen. Inzwischen sind weltweit einige Millionen Menschen geimpft. Er ist sicher“, betonte Doc Esser.

Wer geimpft sei, gehöre zu den Privilegie­rten. Eine lokale Rötung an der Impfstelle, eventuell ein leichter Infekt, mehr sei nach der Impfung nicht zu erwarten. „Wir kommen aus der Pandemie-Situation ohne Impfung nicht heraus, sollten Überzeugun­gsarbeit leisten“, empfahl er. „Der Biontech-Impfstoff wirkt gegen die neue Mutation des Virus. Aber die Mutationen könnten noch dramatisch­er werden.“Mit Blick auf den dritten Impfstoff von Astra-Zeneca, der kurz vor der Zulassung steht, machte Esser deutlich, dass dieser leicht zu verarbeite­n sei, weil er nicht so extrem gekühlt werden müsse. „Dieser wird vor allem für Länder wie in Afrika wertvoll sein“. meinte Esser.

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FOTO: ROLAND KEUSCH „Doc“Esser ist gewohnt, – wie hier beim Ärztetag – vor laufender Kamera zu stehen.

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