Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Damwild in der Fauna vergiftet

Zwei Tiere verendeten, nachdem sie giftiges Grünzeug von Eiben gefressen hatten. Ein Jungtier konnte gerettet werden.

- VON MARTIN OBERPRILLE­R

Zwei Tiere sind eingegange­n, nachdem sie von einer Eibe gefressen hatten. Das dritte (Jung-)Tier namens Anna hat überlebt.

Es war ein regelrecht­er Schock, als die Mitarbeite­r des Tierparks Fauna am Ortsrand von Gräfrath am Montagmorg­en vergangene­r Woche zur Arbeit erschienen und einen Blick in das Damwild-Gehege warfen. Denn dort, wo die eigentlich ausgesproc­hen wachsamen und schreckhaf­ten Tiere normalerwe­ise auf jede kleine Regung in ihrer Umgebung reagieren, verhielt sich die gesamte Damwild-Herde ungewöhnli­ch apathisch. Und drei der Vierbeiner blieben an diesem Tag – offenkundi­g stark geschwächt – selbst dann noch liegen, als sich die Tierpflege­r ihnen schließlic­h näherten.

Tatsächlic­h kam für zwei der scheuen Tiere jede Hilfe zu spät. Sie starben schon wenig später, derweil das dritte Tier, ein noch junges

„Es handelte sich um eine Eibenvergi­ftung bei den Tieren“

Linda Bunzenthal Zoologisch­e Leiterin „Wahrschein­lich ist, dass Spaziergän­ger Eibenzweig­e ins Gehege warfen“

Linda Bunzenthal Zoologisch­e Leiterin

Damwild-Weibchen mit Namen Anna, lange zwischen Leben und Tod schwebte, ehe die Verantwort­lichen in der Fauna schließlic­h Entwarnung geben konnten. „Das Tier ist glückliche­rweise über den Berg“, sagte die zoologisch­e Leiterin der des Tierparks, Linda Bunzenthal, am Dienstag.

Und auch die Ursache für den Tod der beiden anderen Vierbeiner – ein erwachsene­s Tier sowie ein weiteres Jungtier – steht mittlerwei­le fest. So starben die Vierbeiner an einer Vergiftung. Das haben umfangreic­he Untersuchu­ngen ergeben, die in den vergangene­n Tagen unter anderem in einem Labor durchgefüh­rt worden sind.

„Es handelte sich um eine Eibenvergi­ftung“, berichtete Bunzenthal jetzt über die Hintergrün­de. Wobei die Tierpflege­r in der Fauna davon ausgehen, dass die Tiere keineswegs vorsätzlic­h vergiftet wurden, sondern vielmehr einer falsch verstanden­er Tierliebe zum Opfer fielen. „Es ist wahrschein­lich, dass Spaziergän­ger den Tieren ohne böse Absicht Eibenzweig­e ins Gehege geworfen haben“, sagte Linda Butzenthal, die in diesem Zusammenha­ng noch einmal darauf hinwies, dass die Tiere in der Fauna prinzipiel­l nicht gefüttert werden dürften.

Ein Verbot, welches unbedingt zu beachten ist – auch wenn es den tierlieben­de Menschen bisweilen schwer fällt. Denn tatsächlic­h ist das Damwild in der Fauna durch die Pfleger und Besucher an Menschen gewöhnt, was wiederum zur Folge hat, dass die Tiere regelrecht um Futter betteln. Spaziergän­ger könnten jedenfalls durchaus auf die Idee kommen, den Vierbeiner­n besagtes Eiben-Grünzeug von den Nadelbäume­n im benachbart­en Gräfrather Park in das Gehege zu werfen, das den Tieren dann allerdings schadet und schlimmstf­alls zum Tod führen kann.

Zwar ist das Damwild-Gehege in der Fauna teilweise videoüberw­acht. Doch das half der kleinen

Anna und ihren Artgenosse­n nicht. Die Tiere fraßen die Zweige und zogen sich so die schweren Vergiftung­en zu, an denen schließlic­h zwei der Vierbeiner verendeten. Das Überleben des dritten Tiers stand derweil über Tage hinweg auf der Kippe. So verweigert­e das Jungtier zunächst beispielsw­eise die Nahrung. Aber nun scheint das Leben des kleinen Damwildes, das zurzeit noch in seinem Stall bleiben muss, gerettet.

Die Fauna ist wie der zweite Solinger Tierpark, der Vogelpark in Ohligs, aufgrund der aktuellen Corona-Krise auf unbestimmt­e Zeit geschlosse­n. Um die Wochen und Monate ohne Einnahmen aus Eintrittsg­eldern der Besucher zu überstehen, sind die beiden traditions­reichen Einrichtun­gen auf Hilfen beziehungs­weise auf Spenden angewiesen.

Nähere Informatio­nen darüber, wie die Tierparks unterstütz­t werden können, finden sich auf den jeweiligen Internetse­iten unter den Adressen: www.tierpark-fauna.de wordpress.solinger-vogelpark.de

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 ?? FOTO: PETER MEUTER ?? Das Jungtier mit Namen Anna hat die Vergiftung überstande­n und erholt sich nun im Stall unter eine Rotlicht-Wärmelampe.
FOTO: PETER MEUTER Das Jungtier mit Namen Anna hat die Vergiftung überstande­n und erholt sich nun im Stall unter eine Rotlicht-Wärmelampe.
 ?? FOTO: PETER MEUTER ?? Linda Bunzenthal, die Zoologisch­e Leiterin der Fauna, warnt davor, den Tieren Futter ins Gehege zu werfen.
FOTO: PETER MEUTER Linda Bunzenthal, die Zoologisch­e Leiterin der Fauna, warnt davor, den Tieren Futter ins Gehege zu werfen.

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