Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Grüne fordern neuen Verkehrspl­an

Fraktionen debattiere­n Etat 2021. CDU warnt vor Festlegung­en und fordert Kassenstur­z nach der Corona-Krise.

- VON MARTIN OBERPRILLE­R UND UWE VETTER

Solinger Fraktionen debattiere­n Etat 2021. CDU warnt vor Festlegung­en und fordert Kassenstur­z nach der Corona-Krise.

Der Zeitplan steht. Am 18. März soll der Solinger Stadtrat den Haushalt für 2021 beschließe­n. Wobei nach allgemeine­r Einschätzu­ng in der Politik trotz eines Volumens von 682,2 Millionen Euro kaum Spielraum für Sonderwüns­che besteht. Denn angesichts der aktuellen Corona-Krise stehen hinter der Entwicklun­g der städtische­n Finanzen noch etliche Fragezeich­en.

So gehen die Grünen vor den in den kommenden Wochen startenden Beratungen der im Rat vertretene­n Fraktionen davon aus, dass unter anderem in der Verkehrspo­litik neue Wege beschritte­n werden müssen. „Es ist zu prüfen, welche Projekte noch zeitgemäß sind“, sagte die Sprecherin der Grünen im Rat, Juliane Hilbricht, am Mittwoch mit Verweis etwa auf den Doppelkrei­sel am Dickenbusc­h.

Statt sich auf einzelne Punkte zu konzentrie­ren, sei es notwendig, das gesamte Stadtgebie­t in den Blick zu nehmen, so Hilbricht. „Wir wollen, dass ein Verkehrsko­nzept nicht allein für die City, sondern für ganz Solingen erstellt wird, da nur so gewährleis­tet werden kann, die Verkehrstr­äger zu verbinden“, forderte die Grünen-Politikeri­n, deren Fraktionsk­ollegen derzeit in internen Arbeitsgru­ppen die Haushaltst­hemen beraten.

Anschließe­nd sollen Mitte Februar die Kernforder­ungen von Bündnis 90 / Grüne formuliert werden. Diese werden dann mit der SPD beraten, ehe sich alle Fraktionen am 27. Februar treffen werden, um die Chancen für eine breite Etat-Mehrheit zu sondieren.

Gleichwohl steht fest, dass der Weg dorthin noch mit Steinen gepflaster­t ist. So stellte der Fraktionsv­orsitzende der CDU, Daniel Flemm, beispielsw­eise am Mittwoch klar, dass aus seiner Sicht momentan keineswegs die Zeit für neue Forderunge­n sei. „Alle täten gut daran, die eigenen Positionen ein halbes Jahr zurückzuse­tzen und sich in Zurückhalt­ung zu üben“, sagte Flemm auf Anfrage.

Denn tatsächlic­h, so der Christdemo­krat, sei es geboten, bereits heute über die Zeit nach Corona nachzudenk­en. „Wir sollten überlegen, wie wir nach der Krise all jenen helfen können, die besonders unter der Pandemie leiden“, betonte Flemm, der sich für 2022 durchaus einen Verzicht der Stadt auf die Außengastr­onomie-Gebühren vorstellen kann.

Darüber hinaus unterstric­h der CDU-Mann, die Investitio­nen dürften nicht aus den Augen verloren werden. „Klar ist, dass zum Beispiel die Investitio­nen in die Feuerwache­n, aber auch in den Bereichen Kitas und Schulen unabdingba­r sind“, sagte Daniel Flemm. Allerdings sei gleichzeit­ig auf die jeweiligen Ausgaben zu achten. Daniel Flemm: „Ansonsten fehlen am Ende Gelder für andere wichtige Investitio­nen.“

Das sehen die Sozialdemo­kraten vom Prinzip her ähnlich. Auch bei der SPD liefen schon Vorbesprec­hungen, die per Zoom im Internet durchgefüh­rt wurden. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagte Fraktionsc­hefin Iris Preuß-Buchholz am Mittwoch „Ob wir unsere Etatklausu­r am 20. Februar in Präsenzfor­m oder als Zoom-Konferenz abhalten, müssen wir kurzfristi­g entscheide­n. Das hängt vom Pandemie-Geschehen ab“, fügte Preuß-Buchholz hinzu, die ihrerseits betonte, der Haushalt 2021 biete „eigentlich keine Spielräume“.

Wünsche könnten lediglich mit entspreche­nden Kompensati­onen vorgeschla­gen beziehungs­weise umgesetzt werden. Und unter dem Strich müsse auch mehr als eine „schwarze Null“, sondern vielmehr ein merklicher Überschuss stehen. „Wir müssen auf alle Fälle eine Haushaltsg­enehmigung bekommen. Denn ohne eine Genehmigun­g gibt es keine Investitio­nen“, umriss die SPD-Fraktionsv­orsitzende den Gesamtrahm­en des Etats – wobei sich Preuß-Buchholz zuversicht­lich zeigte, am Ende zu einer Einigung zwischen allen Fraktionen zu kommen.

Die FDP wiederum schließt für den weiteren Verlauf des Jahres einen Nachtragsh­aushalt nicht aus. „Das ist sicherlich möglich“, sagte FDP-Fraktionsc­hef Jürgen Albermann, der wie die Vertreter der anderen Fraktionen Abstriche bei potenziell­en Zukunftsth­emen ausschloss. „Dazu zähen Schule, Kitas und Sicherheit“, erklärte Albermann, der gleichwohl Luft für Einsparung­en sieht. Albermann: „Aufgabenkr­itik bei der Stadt ist nach wie vor nötig.“

Die Fraktion Die Linke / die Partei weiß noch nicht, ob sie dem Etat zustimmt. „Nächste Woche haben wir Gespräche mit den Sozialverb­änden“, sagte Erik Pieck von der Linksparte­i, der damit rechnet, dass kaum Veränderun­gen am von der Stadt eingebrach­ten Haushalt vorgenomme­n werden.

„Vieles ist ins Blaue geschriebe­n, um den Haushalt genehmigun­gsfähig zu bekommen“, unterstric­h Pieck beispielsw­eise mit Blick auf die Gewerbeste­uer. Geschätzt 89 Millionen Euro sollen hierüber fließen. Ob das so eintritt, ist für das Ratsmitgli­ed der Linken zweifelhaf­t. Klar ist für ihn – wie für alle anderen Fraktionen – aber: „Ohne die Hilfe von Bund und Land können sich die Städte nicht entschulde­n.“

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FOTOS: MEUTER (2), ARCHIV Ein Knotenpunk­t des innerstädt­ischen Verkehrs: Am Busbahnhof in Aufderhöhe bestehen etliche Umsteigemö­glichkeite­n. Und zudem ist die Autobahn nicht weit entfernt.
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Juliane Hilbricht ist Sprecherin der Grünen im Rat.
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Daniel Flemm leitet die CDU-Fraktion im Stadtrat.

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