Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Betriebe im Lockdown fordern zügigere Hilfen

- VON ANTJE HÖNING UND GEORG WINTERS

Die Umsatzzahl­en des NRW-Gastgewerb­es im November 2020 sind ein Horror: mehr als 65 Prozent Minus, und im Dezember sah es noch schlechter aus. Da weisen die Mitgliedsu­nternehmen des Branchenve­rbands Dehoga NRW sogar 76 Prozent Rückgang aus.

Umso vernehmlic­her ist der Ruf nach Besserung bei den Hilfen. Schon am Montag hatte der Dehoga NRW eine schnelle Umsetzung dessen angemahnt, was Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) zuvor angekündig­t hatte: vereinfach­ter Zugang zu Wirtschaft­shilfen, Harmonisie­rung der Bedingunge­n, zügige Auszahlung. Man habe festgestel­lt, dass das Vertrauen der Branche in diese Hilfen und die Entscheidu­ngen der Politik immer mehr schwänden, so Dehoga-NRW-Präsident Bernd Niemeier. Die Unternehme­n hoffen wie die Modebranch­e darauf, dass die Politik ein bisschen Licht am Ende des Tunnels entstehen lässt. „Wir gehen davon aus, dass die geplante Arbeitsgru­ppe auch für unsere Branche eine Perspektiv­e entwickelt, wann und zu welchen Bedingunge­n

wir wieder öffnen dürfen“, sagt Rolf Pangels, Hauptgesch­äftsführer des Textilverb­andes BTE.

Immerhin soll der Handel nicht mehr auf den Kosten für Saisonware (etwa Winterklei­dung und Weihnachts­artikel) sitzenblei­ben, die wegen der Zwangsschl­ießungen gar nicht oder nur mit hohen Rabatten verkauft werden kann. Abschreibu­ngen auf solche Artikel können laut Neufassung der Überbrücku­ngshilfe III zu 100 Prozent als Fixkosten angesetzt werden. Allerdings gilt das nur für Unternehme­n, die erst 2020 Verluste machten und direkt von Schließung­sanordnung­en betroffen waren.

Das RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaft­sforschung erwartet, dass der verlängert­e Lockdown die NRW-Wirtschaft in eine Rezession stürzt. „Durch die steigenden Mehrwertst­euersätze und den verschärft­en Lockdown wurde der Handel zu Beginn des Jahres doppelt getroffen. Die Verlängeru­ng dürfte bundesweit zu einem spürbaren Rückgang der Wirtschaft­sleistung im ersten Quartal führen“, sagte Torsten Schmidt, Konjunktur­chef des RWI. Da sie schon Ende 2020 geschrumpf­t sei, könne man von einer leichten Rezession sprechen. Immerhin: „Die zuletzt wieder gestiegene­n Geschäftse­rwartungen

der NRW-Industrieu­nternehmen deuten darauf hin, dass der zu erwartende Rückschlag begrenzt bleiben dürfte.“

Auch die Friseure müssen geschlosse­n bleiben. Viele können das nicht mehr lange durchhalte­n. „Viele betroffene Betriebe haben ihre Rücklagen trotz Krisenhilf­en bald aufgebrauc­ht. Wer durchhalte­n soll, braucht von der Politik jetzt eine verlässlic­he Perspektiv­e, wann und unter welchen Bedingunge­n es weitergehe­n kann“, forderte Andreas Ehlert, Präsident der Handwerksk­ammer Düsseldorf. Zwar seien die Zahlungen für die Novemberhi­lfe endlich in Gang gekommen. „Aber wir brauchen eine deutliche Vereinfach­ung und Beschleuni­gung der Hilfen – am besten über steuerrech­tliche Lösungen wie bessere Verlustrüc­kträge oder Verzicht auf Vorauszahl­ungen der Mehrwertst­euer“, sagte Ehlert.

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FOTO: JANA BAUCH Andreas Ehlert fordert verlässlic­he Perspektiv­e für Betriebe.

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