Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Betriebe im Lockdown fordern zügigere Hilfen
Die Umsatzzahlen des NRW-Gastgewerbes im November 2020 sind ein Horror: mehr als 65 Prozent Minus, und im Dezember sah es noch schlechter aus. Da weisen die Mitgliedsunternehmen des Branchenverbands Dehoga NRW sogar 76 Prozent Rückgang aus.
Umso vernehmlicher ist der Ruf nach Besserung bei den Hilfen. Schon am Montag hatte der Dehoga NRW eine schnelle Umsetzung dessen angemahnt, was Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zuvor angekündigt hatte: vereinfachter Zugang zu Wirtschaftshilfen, Harmonisierung der Bedingungen, zügige Auszahlung. Man habe festgestellt, dass das Vertrauen der Branche in diese Hilfen und die Entscheidungen der Politik immer mehr schwänden, so Dehoga-NRW-Präsident Bernd Niemeier. Die Unternehmen hoffen wie die Modebranche darauf, dass die Politik ein bisschen Licht am Ende des Tunnels entstehen lässt. „Wir gehen davon aus, dass die geplante Arbeitsgruppe auch für unsere Branche eine Perspektive entwickelt, wann und zu welchen Bedingungen
wir wieder öffnen dürfen“, sagt Rolf Pangels, Hauptgeschäftsführer des Textilverbandes BTE.
Immerhin soll der Handel nicht mehr auf den Kosten für Saisonware (etwa Winterkleidung und Weihnachtsartikel) sitzenbleiben, die wegen der Zwangsschließungen gar nicht oder nur mit hohen Rabatten verkauft werden kann. Abschreibungen auf solche Artikel können laut Neufassung der Überbrückungshilfe III zu 100 Prozent als Fixkosten angesetzt werden. Allerdings gilt das nur für Unternehmen, die erst 2020 Verluste machten und direkt von Schließungsanordnungen betroffen waren.
Das RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung erwartet, dass der verlängerte Lockdown die NRW-Wirtschaft in eine Rezession stürzt. „Durch die steigenden Mehrwertsteuersätze und den verschärften Lockdown wurde der Handel zu Beginn des Jahres doppelt getroffen. Die Verlängerung dürfte bundesweit zu einem spürbaren Rückgang der Wirtschaftsleistung im ersten Quartal führen“, sagte Torsten Schmidt, Konjunkturchef des RWI. Da sie schon Ende 2020 geschrumpft sei, könne man von einer leichten Rezession sprechen. Immerhin: „Die zuletzt wieder gestiegenen Geschäftserwartungen
der NRW-Industrieunternehmen deuten darauf hin, dass der zu erwartende Rückschlag begrenzt bleiben dürfte.“
Auch die Friseure müssen geschlossen bleiben. Viele können das nicht mehr lange durchhalten. „Viele betroffene Betriebe haben ihre Rücklagen trotz Krisenhilfen bald aufgebraucht. Wer durchhalten soll, braucht von der Politik jetzt eine verlässliche Perspektive, wann und unter welchen Bedingungen es weitergehen kann“, forderte Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf. Zwar seien die Zahlungen für die Novemberhilfe endlich in Gang gekommen. „Aber wir brauchen eine deutliche Vereinfachung und Beschleunigung der Hilfen – am besten über steuerrechtliche Lösungen wie bessere Verlustrückträge oder Verzicht auf Vorauszahlungen der Mehrwertsteuer“, sagte Ehlert.