Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Mit wem Biden regieren will
Das künftige Kabinett des Präsidenten soll die Vielfalt der Menschen in den USA widerspiegeln.
WASHINGTON
(dpa) Joe Biden sagte bereits früh zu, er werde der Vielfalt der Gesellschaft bei der Zusammenstellung seines Kabinetts Rechnung tragen. „Meine Regierung wird wie Amerika aussehen“, versprach er. In den USA gibt es in dieser Hinsicht viel aufzuholen. Ein Überblick über die geplante Besetzung der wichtigsten Kabinettsposten. Bidens Kandidaten müssen allesamt vom Senat bestätigt werden.
Finanzministerium
Die Geschichte des US-Finanzministeriums reicht mehr als 230 Jahre zurück – und noch nie stand eine Frau an der Spitze. Biden will, dass die Wirtschaftswissenschaftlerin Janet Yellen (74) das Ministerium übernimmt, dem angesichts der schwer angeschlagenen US-Wirtschaft infolge der Corona-Pandemie eine Schlüsselrolle zukommt. Yellen war von 2014 bis 2018 Vorsitzende der US-Notenbank Federal Reserve.
Außenministerium
Mit seinem langjährigen Berater Antony Blinken (58) will sich Biden von Donald Trumps außenpolitischer „America
First“-Doktrin verabschieden, zurück an den internationalen Verhandlungstisch kehren und Verbündete wieder stärker in die Entscheidungen der USA einbeziehen. Von
2009 bis 2013 war er Nationaler Sicherheitsberater Bidens, als dieser Vize des damaligen Präsidenten Barack Obama war. Von 2015 bis
2017 war Blinken stellvertretender US-Außenminister.
Heimatschutzministerium
Alejandro Mayorkas (61) soll der erste Latino und Einwanderer auf dem Posten des Heimatschutzministers werden. Der Jurist kam in Kubas Hauptstadt Havanna zur Welt, seine Eltern verließen das Land wenig später nach der Machtübernahme durch Fidel Castro. Alejandro Mayorkas war unter anderem Staatsanwalt in Kalifornien und während Barack Obamas zweiter Amtszeit Vize-Heimatschutzminister.
Verteidigungsministerium
Für die Leitung des mächtigen Pentagon hat sich Biden für den früheren Vier-Sterne-General Lloyd Austin
(67) entschieden, der im Fall seiner Bestätigung der erste schwarze Verteidigungsminister des Landes wäre. Austin war bis zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand
2016 Kommandeur der im Nahen Osten stationierten US-Streitkräfte und somit verantwortlich für die Einsätze unter anderem im Irak, in Syrien und in Afghanistan.
Justizministerium
Dass Biden Merrick Garland (68) zum Justizminister machen will, darüber gab es am Tag der Erstürmung des Kapitols durch Trump-Anhänger erste Berichte. Obama hatte den Richter 2016 für den Obersten Gerichtshof vorgesehen, die Republikaner blockierten die Personalie damals aber im Senat. Biden bezeichnet Garland als „einen der respektiertesten Juristen unserer Zeit“, der brillant, aber bescheiden sei.
Verkehrsministerium
Als Verkehrsminister hat Biden den Shootingstar der Demokraten, Pete Buttigieg, auserkoren. Der 38-Jährige hat einen steilen Aufstieg hinter sich. Bis Ende 2019 war er acht Jahre lang Bürgermeister von South Bend, einer 100.000-Einwohner-Stadt in Indiana. Erst als demokratischer Präsidentschaftsbewerber wurde er auf nationaler Ebene bekannt. Buttigieg soll als erster offen schwuler Minister im Kabinett Platz nehmen – und als eines der jüngsten Kabinettsmitglieder in der Geschichte der USA.
Innenministerium
Auch im Innenressort eine Premiere: Mit Deb Haaland (60) soll erstmals eine amerikanische Ureinwohnerin ins Kabinett aufrücken. Sie gehörte zu den ersten zwei Frauen, die 2018 als Indigene ins Repräsentantenhaus gewählt wurden. Sie war zeitweise obdachlos, brauchte staatliche Lebensmittelhilfe und zog ihre Tochter alleine groß.