Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Mehr Sozialwohnungen gebaut
Die Zahl der neuen, öffentlich geförderten Wohneinheiten hat sich 2020 verdreifacht.
(ate) Rund 15 Millionen Euro investierten Bauträger und Eigentümer im vergangenen Jahr in öffentlich geförderte Wohneinheiten in Solingen. Damit schufen sie nach Angaben des Rathauses 92 Sozialwohnungen und damit deutlich mehr als in den Vorjahren. Zum Vergleich: 2019 waren es nur 28, im Jahr davor sogar nur zwölf Einheiten. Bei der Stadtverwaltung und in weiten Teilen der Politik sieht man dies als Erfolg. Vor allem die CDU mahnt aber, auch bezahlbaren Wohnraum vor allem für die Mittelschicht zu schaffen.
Nach dem städtischen Handlungskonzept Wohnen sollen bis
2040 jährlich zwischen 20 und
45 neue Sozialwohnungen gebaut werden. Dies ist nötig, weil Jahr für Jahr ältere Wohnungen aus der Preisbindung für geförderten Wohnraum herausfallen. Sie stehen damit in vielen Fällen als Sozialwohnungen faktisch nicht mehr zur Verfügung. Als Ziel wurde in dem Handlungskonzept formuliert, dass 30 Prozent der in Solingen neu entstehenden Wohnungen öffentlich gefördert werden und damit besonders günstig sein sollen. Doch nicht jeder Investor ist dazu bereit. Viele Neubauprojekte bieten vor allem höherpreisige Wohnungen.
Die geförderten Projekte aus dem Jahr 2020 lassen sich dem 2019 beschlossenen Handlungskonzept noch nicht zuordnen, heißt es in einer Mitteilung des Rathauses an die Politik. Der Stadtdienst Wohnen verfolge das Ziel, die Unternehmen bei der Schaffung öffentlich geförderter Wohnungen zu unterstützen.
Unter anderem bietet das Rathaus Hilfe beim Bemühen um öffentliche Zuschüsse an.
Größter Investor in diesem Segment ist in Solingen der Spar- und Bauverein (SBV). „Wir wollen ausgewogen sein und ein Angebot für alle schaffen“, erklärt Prokurist Klaus Rose. Darum strebe der SBV bei seinen Wohnungsprojekten einen Mix aus Wohnungen mehrerer Preissegmente an. Etwa ein Drittel der neu entstehenden Wohnungen des Unternehmens seien öffentlich gefördert. Neun geförderte Wohnungen hat der SBV 2020 zum Beispiel im Neubauprojekt Böckerhof geschaffen.
Die allgemeine Steigerung bei den Sozialwohnungen bezeichnet Thilo Schnor (Grüne), Vorsitzender des städtischen Ausschusses für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität und Wohnungswesen, als positiv. Er spricht von einer „guten Tendenz“. Es sei aber nach wie vor ein Problem, dass Sozialwohnungen aus der Preisbindung herausfallen. Deren Zahl sei größer als die der neu geschaffenen Einheiten. Die Verwaltung müsse zudem darstellen, inwieweit die angestrebte 30-Prozent-Quote eingehalten werde. Die im Handlungskonzept erwähnte Zielmarke von 20 bis 45 neuen Wohnungen pro Jahr hält er für zu niedrig. Schnor verspricht: „Wir bleiben an dem Thema dran.“
Das sichert auch die SPD-Ratsfraktionsvorsitzende Iris Preuß-Buchholz zu. Sie sieht „erste positive Zeichen“bei der Schaffung neuer Sozialwohnungen. Eine Steigerung sei wichtig, da über Jahrzehnte zu wenig geschehen sei.
CDU-Fraktionschef Daniel Flemm räumt zwar ein, dass es „im Grundsatz richtig“sei, mehr geförderte Wohnungen zu schaffen. Er lenkt den Blick aber auch auf Familien mit Kindern oder Zwei-Personen-Haushalte, also den „Mittelbau zwischen 30 Jahren und Rentenalter“. Viele, die keinen Anspruch auf Sozialwohnungen haben, hätten Schwierigkeiten, bezahlbare Wohnungen oder Immobilien in Solingen zu finden. Dies bereitet Flemm Sorgen, weil die Gefahr drohe, dass künftige Leistungsträger die Stadt verlassen. Auch sei es wichtig, die neu Zugezogenen nicht wieder zu verlieren. Flemm: „Die einzige Lösung ist: Es muss mehr gebaut werden.“Darum solle die Stadt zusätzliche Flächen für Wohnungsbau schaffen.
SPD-Frau Preuß-Buchholz: sieht dies nicht ganz so dramatisch. Sie vertraut auf die Wohnungsbaugenossenschaften: „Die greifen regulierend in den Markt ein.“