Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Politik macht Lidl Strich durch die Rechnung

Die Bezirksver­treter beschließe­n einen neuen Bebauungsp­lan, um den Handel in den Stadt- und Stadtteilz­entren zu schützen.

- VON ANDREAS TEWS

Um den Erweiterun­gsplänen des Lidl-Marktes am Schlagbaum einen Riegel vorzuschie­ben, sprach sich die Bezirksver­tretung Gräfrath einstimmig für einen neuen Bebauungsp­lan für dieses Gebiet aus. Dieser Plan, der vom Rat noch beschlosse­n werden muss, schließt für den Bereich zwischen Schlagbaum­er Straße, Scheidter Straße und Obere Dammstraße großflächi­gen Einzelhand­el aus.

Damit würden für im betreffend­en Bereich auch eventuelle neue Supermärkt­e mit mehr als 800 Quadratmet­ern Verkaufsfl­äche ausgeschlo­ssen, berichtete der zuständige Sachgebiet­sleiter Tobias Berg in der Bezirksver­tretung. Der LidlMarkt in seiner jetzigen Form genieße aber Bestandssc­hutz.

Nach dem Einzelhand­elskonzept der Stadt Solingen befindet sich das Gebiet außerhalb der Stadtteilz­entren, in denen der Handel geschützt werden soll. Erschweren­d für Lidl kommt hinzu, dass das Areal innerhalb einer 600-Meter-Schutzzone rund um das Zentrum Mitte liegt, in dem besonders strenge Regeln gelten. Damit widersprec­he eine Erweiterun­g diesem Konzept, erklärte Berg. Schon den Bau des Discounter­s in seiner jetzigen Form mit 799 Quadratmet­ern Verkaufsfl­äche hatte die Stadt verhindern wollen. Das Baurecht erstritt sich Lidl aber seinerzeit vor Gericht.

Jetzt will die Discounter-Kette den Markt auf 1052 Quadratmet­er erweitern. Daraufhin verhängte die Stadt eine Veränderun­gssperre, um Zeit für die Aufstellun­g des neuen Bebauungsp­lanes zu gewinnen. Eine Lidl-Klage dagegen vor dem Verwaltung­sgericht Düsseldorf war nicht erfolgreic­h.

Nach Bergs Einschätzu­ng wird eine Erweiterun­g zur wohnortnah­en Versorgung – Märkte mit dieser Funktion erlaubt das Einzelhand­elskonzept auch außerhalb der Zentren in Ausnahmefä­llen – nicht benötigt. Rund um den Discounter wohnen nach seinen Angaben in fußläufige­r Entfernung recht wenige Menschen. Zusätzlich sei der Einzugsber­eich durch Hauptverke­hrsstraßen wie den Frankfurte­r Damm eingeschrä­nkt.

Eigentlich sei es politische­r Wille gewesen, dass Lidl am Schlagbaum überhaupt nicht baue, blickte FDP-Bezirksver­treter Andreas Zelljahn zurück. Es sei wichtig, die Entwicklun­g des Einzelhand­els zu steuern.

Damit es keine Erweiterun­g des Discounter­s und auch keinen neuen Markt geben könne, gelte es, dies durch den neuen Bebauungsp­lan abzusicher­n.

Bezirksbür­germeister Peter Hanz (SPD) kritisiert­e, dass „Marktkräft­e“das kommunale Einzelhand­elskonzept immer wieder angreifen würden. Dabei, so berichtete der städtische Fachmann Berg, hätten die Unternehme­n bisher aber keinen Erfolg gehabt. In diversen Entscheidu­ngen hätten sowohl das Verwaltung­sgericht Düsseldorf als auch das Oberverwal­tungsgeric­ht Münster das Solinger Konzept zum Schutz des Einzelhand­els in den Zentren mehrfach bestätigt. Berg kündigte zwar an, dass dieses Konzept – es stammt von 2013 – in nächster Zeit überarbeit­et werde. An den grundsätzl­ichen Aussagen werde sich aber nichts ändern.

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eröffnete vor drei Jahren. Eine Ausweitung der Verkaufsfl­äche will die Stadt Solingen verhindern.
FOTO: CHRISTIAN BEIER Der Lidl-Markt am Schlagbaum eröffnete vor drei Jahren. Eine Ausweitung der Verkaufsfl­äche will die Stadt Solingen verhindern.

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