Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Wieder Mentalitätsdebatte beim BVB
Der Traum vom Meistertitel ist für Borussia Dortmund nach dem 1:2 in Leverkusen wohl schon nach der Hinrunde zu Ende.
(dpa) Neue Mentalitätsdebatte statt Meisterträume: Beim Warten aufs Interview musste Edin Terzic mit anhören, wie Sky-Experte Dietmar Hamann ein vernichtendes Urteil über seine Mannschaft fällte. „Disziplinlos, herzlos und charakterlos“sei die Mannschaft von Borussia Dortmund zeterte der Ex-Nationalspieler im Studio. Trainer Terzic lauschte – und statt zu widersprechen befeuerte er die Debatte um die mangelnde Mentalität des BVB-Teams.
Mit der Körpersprache in der ersten Halbzeit sei er „gar nicht einverstanden“, sagte der 38-Jährige nach dem 1:2 (0:1) bei Bayer Leverkusen, durch das sich der BVB vorerst aus dem Meisterrennen verabschiedete. „Wir haben uns teilweise zu viel auf unser Talent verlassen“, sagte Terzic: „Und uns zu wenig gewehrt.“Schon nach sechs Spielen scheint der junge Coach an seinem Team zu verzweifeln. Weswegen Hamann noch nachlegte, das Team müsse aufpassen, „dass es nicht untrainierbar wird.“
Nun ist eine knappe Niederlage bei einer wirklich starken Leverkusener Truppe eigentlich keine Schande. Doch wie der BVB sich in einem wegweisenden Spiel eine Halbzeit lang fast schon vorführen ließ, nach dem Ausgleich durch Julian Brandt (67.) die Chance nicht beim Schopfe packte und am Ende durch ein „sehr doofes Gegentor“(Terzic) noch verlor, das war nun alles andere als meisterlich. Dass die spannendste Teenager-Truppe Europas am Ende durch das Tor des 17-jährigen Florian Wirtz unterlag (80.), war eine Ironie am Rande.
Und Kapitän Marco Reus, der eigentlich vorangehen sollte, stand wieder ein wenig sinnbildlich für das Scheitern. Der 31-Jährige, der beim 1:1 gegen Mainz einen Elfmeter verschossen hatte, wurde bei der Jagd nach dem Ausgleich kurz vor Schluss gegen U23-Spieler Steffen Tigges ausgewechselt. Die Nachspielzeit verfolgte er frustriert mit einer Flasche Wasser auf einem kleinen Steinvorsprung. Seinem Team fehle „von allem etwas“, analysierte auch Reus danach schonungslos.
Das Mindestziel des Vizemeisters ist die Qualifikation für die Champions League. Doch natürlich schielen die Dortmunder immer auch in Richtung Titel. Doch gerade in dem
Jahr, in dem die entkräfteten Bayern schwächeln, ist der BVB kein Konkurrent auf Augenhöhe. Sechs Spiele hat die Borussia in dieser Hinrunde verloren, eines weniger als in der gesamten letzten Saison. Weswegen auch Brandt als einer der wenigen Lichtblicke an diesem Dienstagabend nicht vom Titel reden wollte. „In 17 Spielen kann viel passieren“, sagte der Nationalspieler: „Aber klar sind wir weit entfernt.“Terzic ergänzte: „Mit Ergebnissen kann man die Tabelle beeinflussen. Nicht mit Reden.“Gesprächsbedarf gibt es in Dortmund dennoch einigen.