Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Testläufe für die Theater-Zukunft
Mit Theaternebel hat das Teo Otto Theater seine Entrauchungsanlage getestet. Eine Corona-Studie aus Dortmund dient als Inspiration.
Mit Theaternebel hat das Teo Otto Theater seine Entrauchungsanlage getestet. Eine Corona-Studie aus Dortmund dient als Inspiration.
Schon sehr lange hat im Teo Otto Theater kein Konzert und keine Theateraufführung mehr stattgefunden. Der Corona-Lockdown gilt weiterhin auch für Kultureinrichtungen. Der Vorverkauf für geplante Veranstaltungen in dem das Stadtbild prägenden Gebäude neben dem Allee-Center wurde darum unlängst wieder verschoben.
Das Geräusch der eingeschalteten Entrauchungsanlage erinnert an den
Lärm einer Dunstabzugshaube
in der Küche
Dass bald eine Zeit kommt, in der hier wieder Veranstaltungen möglich sein werden, darauf hoffen die Verantwortlichen ebenso sehr wie das Publikum – und arbeiten hinter geschlossenen Türen an Lösungen, die Besuchern in der Zukunft den bestmöglichen Schutz bieten sollen. „Wir wollen so vielen Menschen wie möglich den Besuch des Theaters ermöglichen, wenn es wieder erlaubt ist“, sagt Kulturdezernent Sven Wiertz (SPD).
Am Dienstagabend berichtete Wiertz in der Sitzung des Kulturausschusses von einem Experiment. Dabei wurde der Theatersaal zunächst komplett eingenebelt. Zum Einsatz kam dabei ganz klassischer Theaternebel. Anschließend wurde die für den Brandschutz zuständige Entrauchungsanlage eingeschaltet. Knapp 20 Minuten dauerte es, bis der Nebel komplett abgesaugt war, berichtet Theaterleiter Lutz Heinrichs.
Ein Schauspiel nicht nur für die Augen. Die Anlage habe beim Absaugen eine ordentliche Geräuschkulisse produziert, berichtet Wiertz im Gespräch mit der Redaktion. Das sei vergleichbar mit dem Lärm einer Dunstabzugshaube in der Küche. Ein Einsatz zum Luftaustausch während einer Vorstellung oder eines Konzerts falle also auf jeden Fall aus. Theoretisch komme nur die Pause für eine Nutzung infrage.
Inspiration für den Testlauf, der auch auf Video festgehalten wurde, ist eine Untersuchung der Stadt Dortmund für ihr Konzerthaus. Zusammen mit dem renommierten Fraunhofer-Institut und einem auf Aerosol- und Partikeltechnologie spezialisierten Ingenieurbüro wurde dort simuliert, wie sich Aerosole bei bestimmten Sitzordnungenund Abständen verbreiten, und wie lange es braucht, die Raumluft komplett auszutauschen. Die Initiatoren kamen zu dem Ergebnis, dass bei ausreichender Frischluftzufuhr über die Lüftungsanlage keine Gefahr durch Infektionen besteht, wenn die Besucher im Konzertsaal einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Wichtig ist dabei auch die Größe und Höhe des Raums und die Qualität
der Lüftungsanlage. Auch ohne Maske sei ein sicherer Betrieb möglich, so ein weiteres Ergebnis. Dann allerdings müssen nach dem Prinzip des Schachbretts Plätze im Saal freigelassen werden.
Für Remscheid lässt sich dieses Ergebnis allerdings so leicht nicht übertragen. Die im Theater installierte Lüftungsanlage unterscheidet sich von der in Dortmund wesentlich, sagt Wiertz. Sein Bericht im Ausschuss war durch eine Anfrage der CDU ausgelöst worden. Die hatte über einen Medienbericht von der Dortmunder Studie erfahren und wollte wissen, inwieweit sich die Erkenntnisse der Ruhrgebietsmetropole
auf Remscheid übertragen lassen. CDU-Sprecher Mathias Heidtmann zeigte sich am Dienstagabend erfreut, dass die Stadt dieses Thema bereits aufgegriffen habe. Ziel müsse es sein, den Kultureinrichtungen wieder eine Perspektive zu geben.
An diesem Ziel arbeite die Verwaltung schon länger, sagt Wiertz im Gespräch mit unserer Redaktion. Er erinnert an die Phase im vergangenen Jahr, wo eine pandemie-gerechte Nutzung des Theaters durch den Ausbau von Sitzreihen und den dadurch größer werdenden Abstand zwischen Besuchern ermöglicht wurde. Dieses und weitere Konzepte seien durch die Verschärfungen von Corona-Verordnungen später immer wieder eingeholt worden.