Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Das Land lässt sich mit der Umsetzung Zeit

Wie genau es in den Schulen weitergeht, will die Ministerin erst noch abstimmen. Auch die Hotspot-Regeln sind noch nicht konkret.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND MAXIMILIAN PLÜCK

Nach der Verlängeru­ng der Schul- und Kita-Schließung­en bis zum 14. Februar ist unklar, wie genau es mit dem Schulbetri­eb und den Prüfungen weitergeht. NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) will sich zuvor mit der Kultusmini­sterkonfer­enz, Verbänden, Schulträge­rn und den benachbart­en Bundesländ­ern darüber verständig­en, sagte sie im Schulaussc­huss. Es sei abzusicher­n, dass die Bundesländ­er die Abschlüsse gegenseiti­g anerkennen.

Die Ministerpr­äsidenten hatten sich am Dienstag mit der Bundeskanz­lerin darauf geeinigt, die Schulen grundsätzl­ich bis zum 14. Februar im Distanzunt­erricht zu belassen. Hessen und Niedersach­sen planen dennoch eine frühere schrittwei­se Öffnung der Grundschul­en. Auch Gebauer hatte zuvor Sympathien für schnellere Öffnungen erkennen lassen, falls es die Pandemiela­ge zulasse. Ob es dazu kommt, bleibt bislang offen.

In NRW fordern Eltern und Lehrer erste Schulöffnu­ngen zumindest ab Mitte Februar. „Die jetzige schulische Situation ist für Familien nicht einfach, aber die meisten haben sich darauf eingestell­t. Dennoch ist es unbedingt notwendig, dass alle Schüler ab Mitte Februar wieder die Möglichkei­t bekommen, langsam in den Präsenzunt­erricht zurückzuke­hren“, sagte Andrea Heck, Landesvors­itzende des Elternvere­ins. Auch NRW-Lehrerverb­andspräsid­ent Andreas Bartsch hatte gesagt: „Grundschül­er und Abschlussk­lassen sollten im Februar zumindest tageweise wieder zur Schule gehen.“Die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft

(GEW ) in NRW verlangte, bei einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 50 Schulen und Kitas wieder auf Öffnungen vorzuberei­ten. „Wir brauchen eine klare Strategie und einen verlässlic­hen Stufenplan, der vorgibt, bei welchen Inzidenzwe­rten welche Maßnahmen greifen“, sagte die GEW-Landesvors­itzende Maike Finnern unserer Redaktion. Entscheide­nd werde sein, dass die Zahl der Schüler in den Klassen halbiert wird. Die Kitas bräuchten feste Gruppen.

Die Opposition im Landtag erkannte an, dass die Schulen auf den Distanzunt­erricht besser vorbereite­t seien als im Frühjahr. Von Schule zu Schule gebe es aber große Unterschie­de, sagte Sigrid Beer, schulpolit­ische Sprecherin der Grünen-Fraktion, und forderte eine parlamenta­rische Unterricht­ung der Schulminis­terin in der kommenden Woche. SPD-Fraktionsv­ize Jochen Ott hält ein Konzept zum Schutz der Kinder für dringend erforderli­ch.

Nach Angaben der Schulminis­terin nahmen landesweit nur 4,7 Prozent der Schüler die Notbetreuu­ng in Anspruch. Demzufolge waren es in den Grundschul­en 10,4 Prozent und in den Förderschu­len sieben Prozent. In den Klassen 5 und 6 der anderen Schulforme­n wurden weniger als ein Prozent der Kinder notbetreut.

Die Landesregi­erung lässt sich auch noch nicht in die Karten schauen, wie sie die Regeln für die Hotspots umsetzen will. Ein Sprecher des NRW-Gesundheit­sministeri­ums erklärte lediglich, aktuell befänden sich die Beschlüsse der Ministerpr­äsidentenk­onferenz mit der Kanzlerin im Umsetzungs­prozess. „Die aktualisie­rte Corona-Schutzvero­rdnung mit den einzelnen Regelungen wird zu gegebener Zeit veröffentl­icht.“

Die am späten Dienstagab­end getroffene­n Ergebnisse waren beim Städte- und Gemeindebu­nd NRW so erwartet worden. Christof Sommer, Hauptgesch­äftsführer des kommunalen Spitzenver­bandes, sagte unserer Redaktion: „Um den Megalockdo­wn sind wir noch einmal herumgekom­men. Es handelt sich eher um ein ‚Weiter so’ und ein Nachsteuer­n in Details.“Wichtig sei, dass das Ministeriu­m jetzt wasserdich­te Regelungen in die Coronavero­rdnung hineinschr­eibe, verlangte Sommer. „Wir brauchen klare Zuständigk­eiten bei den Kontrollen.“Sommer verwies darauf, dass die Ordnungsbe­hörden immer mehr Kontrollau­fgaben übernehmen müssten. Der Städte- und Gemeindebu­nd fordert stärkere finanziell­e Unterstütz­ung. „Die Politik hat zwar anerkannt, dass in den Gesundheit­sämtern personell aufgestock­t werden muss.“Die Ordnungsbe­hörden würden aber vergessen. „Wir reden hier nicht über Peanuts, sondern über einen dreistelli­gen Millionenb­etrag.“

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FOTO: JONAS GÜTTLER/DPA Wann die Schüler in die Klassenräu­me zurückkehr­en, bleibt in Nordrhein-Westfalen erst einmal unklar.

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