Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Kart-Talent will endlich wieder richtig aufs Gaspedal treten
Eigentlich drückt Ben Gallert jedes Wochenende so richtig aufs Gaspedal und düst mit bis zu 90 Stundenkilometern durch die Kurven. Die große Leidenschaft des Elfjährigen ist das Kart fahren. 2020 wollte er seine erste Rennsaison fahren. Doch Corona hat den Sechstklässler der Alexander-Koppel-Gesamtschule wortwörtlich ausgebremst.
„Ohne Corona wäre ich jedes Wochenende auf der Kart-Bahn“, sagt Ben. Entweder würde der Elfjährige Rennen fahren oder Trainingsrunden drehen. Stattdessen sitzt der Nachwuchs-Rennfahrer täglich in seinem Rennsimulator: mit Lenkrad und Pedalen vor einem großen Bildschirm. So kann er wenigstens virtuell trainieren – und zusätzlich auch an seiner erforderlichen Fitness arbeiten.
Seit seinem siebten Lebensjahr fährt Ben Gallert im Kart. Mit Papa Christian startete er auf Indoor-Plätzen. 2018 hatte er keine Lust mehr auf sein bisheriges Hobby Selbstverteidigung und startete stattdessen mit dem Kart so richtig durch. Ein Jahr später wollte er in der Kartschule des Kart-Club Kerpen die C-Lizenz erwerben. Er bestand die Prüfungen so überragend, dass er seitdem sogar die A-Lizenz in der Tasche hat. „Das bedeutet, dass ich national alle Rennen fahren darf“, sagt Ben. Kurz darauf gab es zu seinem zehnten Geburtstag – im Mai 2019 – das erste eigene Kart.
Im September folgte der Wechsel zu seinem Rennstall AT Motorsport aus Siegburg. Ben wurde dafür genau unter die Lupe genommen, seine Trainer bescheinigen ihm großes Talent. 2020 sollte er im Talents-Cup erste Rennerfahrung sammeln. Doch nur drei von neun Rennen wurden ausgetragen: im Juli in Kerpen, im August – bei 40 Grad – in Liedolsheim und im September erneut auf der Bahn in Kerpen. Und hier feierte Ben seinen bislang größten Erfolg: Platz 9 von 25 Startern.
Neben seinem Trainer ist auch immer ein Mechaniker mit unterwegs. „Für jede Strecke, für jede Wetterlage – alles wird individuell abgestimmt. Es geht auch in diesem Alter schon um tausendstel Sekunden“, sagt Papa Christian Gallert. An einem Renn-Wochenende entstehen so schnell Kosten zwischen 1500 und 2000 Euro. Hinzu kommen Ausgaben für die Trainingseinheiten und das Material, wie zum Beispiel für die Reifen. Sponsoren wären hier natürlich eine große Hilfe, sagt Mama Simone. Es gab zwar bereits einen Sponsor, dieser musste allerdings coronabedingt Insolvenz anmelden. Doch für die Leidenschaft ihres Sohnes versuchen die Eltern, alles möglich zu machen. „Wenn er aus dem Kart steigt, glänzen seine Augen“, sagt Simone Gallert, die sich schnell an die Geschwindigkeiten ihres Sohnes gewöhnt hat. „Am Anfang hab ich fast einen Herzinfarkt bekommen – jetzt rufe ich ihm ,Gib Gas‘ zu.“Das würde Ben auch gerne nicht mehr nur zu Hause machen. „Ich vermisse es sehr, Rennen zu fahren. Die Geschwindigkeit, die Kurven, Bestzeiten aufstellen – das macht einfach super viel Spaß.“Er hofft, dass er bald wieder auf die Strecke darf. Beim Talents-Cup möchte er in diesem Jahr in die Top Ten fahren. „Und mein Traum ist es, irgendwann mal Formel-1-Fahrer zu werden“, sagt der elfjährige Solinger. „Dafür müssten wir aber im Lotto gewinnen“, ergänzt seine Mutter. „Denn dafür braucht man Millionen.“