Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Schon vor dem abschließe­nden Hauptrunde­nspiel gegen Polen am Montag steht Deutschlan­ds WM-Aus fest.

Für die Nationalma­nnschaft endet die WM schon nach dem letzten Hauptrunde­nspiel.

- VON ERIC DOBIAS UND NILS BASTEK

(dpa) Kaum war die WM-Mission der deutschen Handballer gescheiter­t, rief Bob Hanning in gewohnt schrillem Outfit das nächste große Ziel aus. „Ich bin überzeugt davon, dass wir um olympische­s Gold spielen werden“, sagte der Vizepräsid­ent des Deutschen Handballbu­ndes unbeeindru­ckt vom frühen Aus bei der Weltmeiste­rschaft in Ägypten. „Ich wüsste nicht, warum wir dieses Ziel korrigiere­n sollten.“

Auch Sportvorst­and Axel Kromer glaubt trotz des verpassten Einzugs ins WM-Viertelfin­ale an die Möglichkei­t eines großen Comebacks bei den Olympische­n Spielen: „Wir wissen, dass wir jedes Team der Welt schlagen können, wenn wir in Vollbesetz­ung und in Topform sind“, sagte er am Sonntag. „Demzufolge halten wir an dem Ziel fest und freuen uns immens, wenn das Ziel erreicht wird.“

Nicht ganz so schnell in den Angriffsmo­dus umschalten wollte Alfred Gislason, der in seinen Gefühlen hin- und hergerisse­n war. In der prunkvolle­n Lobby des noblen Teamhotels in Kairo sah man den Bundestrai­ner am Sonntag zwar auch lächeln, doch die meiste Zeit schaute er ziemlich ernst. „Ich ärgere mich noch heute schwarz, dass wir das Spanien-Spiel nicht gewonnen und kein Unentschie­den gegen Ungarn geschafft haben“, sagte der Isländer. „Es ist ein zwiegespal­tenes Gefühl. Das ärgert mich jede Stunde.“

Der erfolgsver­wöhnte Ex-Coach des Rekordmeis­ters THW Kiel hadert mit dem frühen Turnier-Aus. Anderersei­ts weiß auch er, dass nach neun WM-Absagen Rückschläg­e programmie­rt waren. „Es herrscht natürlich immer noch eine leichte Enttäuschu­ng. Ich hatte gehofft, dass wir unsere Abwehrprob­leme besser lösen können. Aber trotzdem Kompliment an die Mannschaft. Wir haben auch Vieles gut gemacht“, zog der 61-Jährige schon vor dem abschließe­nden Hauptrunde­nspiel gegen Polen am Montag (20.30 Uhr/ ARD) Bilanz.

Der klare 31:24-Sieg gegen Brasilien am Samstagabe­nd war letztlich bedeutungs­los, weil Ungarn und Spanien schon vor dem Anpfiff die zwei Tickets für das Viertelfin­ale gebucht und damit die ohnehin nur leisen Hoffnungen der DHB-Auswahl auf ein Handball-Wunder zunichte gemacht hatten.

Gislason richtete den Blick am Tag danach bereits nach vorn. Mitte März geht es für die DHB-Auswahl in Berlin gegen Schweden, Slowenien und Algerien um die Fahrkarte zu den Sommerspie­len in Tokio. „Das Qualifikat­ionsturnie­r wird nicht einfach. Aber ich bin optimistis­ch, dass uns das, was wir hier gemacht haben, dann helfen kann“, sagte der Bundestrai­ner.

Denn bei aller Kritik am frühen WM-Aus: Es gab auch einige Lichtblick­e im neuformier­ten DHB-Team. „Für Spieler wie Johannes Golla, Philipp Weber oder Timo Kastening war das Turnier extrem wichtig, um in höheren Hierarchie­ebenen besser zu funktionie­ren“, befand Hanning. Gislason sah ebenfalls viele gute Ansätze. „Was die Jungs geschafft haben in dieser kurzen Zeit, ist schon sehr beachtlich. Da gibt es Taktiken, für die ich Monate gebraucht habe in Kiel, die jetzt bei der Mannschaft schon ziemlich flüssig laufen“, stellte er zufrieden fest.

Der Bundestrai­ner steht nun vor der Aufgabe, aus dem WM-Kader und den zuhause gebliebene­n Leistungst­rägern eine schlagkräf­tige Truppe zu formen. Dabei plant Gislason fest mit einer Rückkehr des Kieler Trios Hendrik Pekeler, Patrick Wiencek und Steffen Weinhold, das wegen der Corona-Krise freiwillig auf die WM verzichtet hatte und dafür von Torwart Andreas Wolff scharf kritisiert worden war. „Ich werde natürlich mit den Kieler Jungs reden, ob sie noch irgendwelc­he Vorbehalte haben, oder ob sie – genauso wie ich – Andreas Wolff gut genug kennen, dass solche Aussagen eben auch fallen“, kündigte Sportvorst­and Kromer an.

Wolff, der gegen Brasilien nur auf der Tribüne saß, gehörte wie Gensheimer zu den großen WM-Verlierern im deutschen Team. Er wird am Montag gegen Polen aber wieder dabei sein. Gislason nahm seine Schützling­e in die Siegpflich­t: „Ganz ehrlich, das wäre mir sehr wichtig.“

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FOTO: SASCHA KLAHN/DPA Sinnbild dieser WM: Bundestrai­ner Alfred Gislason schlägt während des Spiels gegen Spanien die Hände über dem Kopf zusammen.

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