Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Triste Session für Jecke: „Augen zu und durch“
Wegen der Corona-Pandemie fällt auch der Sitzungskarneval aus. Die Vereine versuchen, nach vorn zu blicken und planen das nächste Jahr.
Trübe Stimmung quer durch alle Karnevalsfarben der Stadt: Wegen der Pandemie blieb der Hoppeditz in der Tonne. „Für uns ist das besonders bitter, weil wir ein jeckes Jubiläum haben in diesem Jahr, nämlich 11 mal 11 Jahre Muckemau“, sagt Ingo Ritter, der Vorsitzende des ältesten Karnevalsvereins der Klingenstadt. Die große Prunksitzung hätte nun stattgefunden - „dieses Datum hat uns alle noch einmal die Enttäuschung, dass nichts stattfinden kann, besonders bewusst runterschlucken lassen“, sagt er.
Muckemau
Aber: „Der Blick geht nach vorne und wir hoffen, dass wir im November, zum Auftakt der neuen Session die Veranstaltung nachholen können“. Dafür werde aktuell geplant, so dass zumindest per Telefon viel Kontakt innerhalb des Vorstands herrsche. Diese Gespräche ließen auch Raum für private Anteilnahme. „Und das ist auch dringend nötig, so vereinzelt wie jeder aktuell sein muss: Wenigstens miteinander sprechen ist wichtig.“Er habe außerdem zum Jahreswechsel an alle Mitglieder geschrieben.
Klingenstädter
Auch die KG RotWeiß Klingenstädter machen das
Beste aus der Situation – und freuen sich auf das nächste Jahr. „Wir hoffen sehr, dass wir es dann umso heftiger krachen lassen können“, sagt Vorsitzender Axel Hawranke schmunzelnd, der als Präsident des Festausschusses Solinger Karneval (FSK) auch die anderen Vereine im Blick hat. „Jeder hat das Motto ,Augen zu und durch‘ verinnerlicht und schaut nach vorne“. Die traditionellen Sitzungen des Vereins im Walder
Stadtsaal sind aufs kommende Jahr verschoben.
Administrative Dinge werden per Telefon statt bei „echten“Treffen geregelt „Viele Mitglieder gehören zur älteren Generation, da ist das mit Zoom nicht so einfach“, sagt Hawranke. „Aber gottlob trifft man sich ja auch schon mal beim Einkaufen und sieht sich auf diese Weise mal kurz, wenn auch mit Maske.“
Sehr leid tue es ihm um die Auftritte
in den Alten- und Pflegeheimen. „Da haben wir immer für schöne Momente gesorgt“, erinnert er sich. Aber derzeit sei ja schon der Gedanke an so etwas geradezu absurd. „Vielleicht ist ja im Spätsommer eine spontane Grillparty möglich“, hofft er. „Denn natürlich ist die Sehnsucht nach Geselligkeit und fröhlichem Miteinander riesig.“
Prinzengarde „Die Kern-Idee des
Karnevalbrauchtums ist ja gerade das unbeschwerte Miteinander und der direkte Austausch mit möglichst vielen netten Menschen“, sagt Joachim Junker, Vorsitzender der Prinzengarde Blau-Gelb Ohligs. „Genau das ist durch das Grassieren des Covid-19-Virus nicht möglich, also war es folgerichtig und im Sinne der Gesundheitsvorsorge selbstverständlich, den Hoppeditz dieses Jahr in seiner Tonne schlafen zu lassen.“
Dass es wohl keinem Karnevalisten leichtfiele, diese triste Session zu überstehen, sei klar. „Sich zu überlegen was jetzt gerade eigentlich gewesen wäre, tut natürlich weh und da hilft es nur, den Blick nach vorne zu richten.“
Die Planung der Prinzengarde für den nächsten Winter stehe. „Wir planen und organisieren immer im Zwei-Jahres-Rhythmus, um auch die Gruppen und Solo-Künstler bei uns im Saal zu haben, die wir gerne möchten“, sagt er. Zum Glück sei es kein Problem gewesen, die bereits geschlossenen Verträge aufgrund „höherer Gewalt“aufzulösen, so dass wenigstens die finanziellen Einbußen nicht so hoch waren. Wie auch die Klingenstädter und andere Vereine aber fehlten Einnahmen von Imbiss- oder Getränkeständen, zum Beispiel vom abgesagten Dürpelfest. „Das wird sicher auch in diesem Jahr nicht so stattfinden können“, blickt Juncker ins Frühjahr.