Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Jugendarbeit in Wald vor allem digital
Der Paritätische versucht, die Zielgruppe trotz Pandemie zu erreichen und in Entscheidungen einzubeziehen.
Das Ladenlokal in der Stresemannstraße 23 ist bezogen. Den offenen Charakter, den der neue, vorläufige Jugendtreff in Wald ausstrahlen soll, verhindert nun aber erst einmal die Pandemie. Für Marina Dirks, die für den Paritätischen die offene Jugendarbeit im Stadtteil übernommen hat, bedeutet das: Andere Wege finden, die Kinder und Jugendlichen zu erreichen und ihre Bedarfe zu evaluieren. Denn darum geht es der 29-Jährigen beim Neuaufbau der Kinder- und Jugendarbeit, aus der sich die evangelische Kirche im Sommer 2019 zurückgezogen hatte. „Streetwork ist dieser Tage nicht so einfach“, weiß Dirks, „in erster Linie nehmen wir jetzt den digitalen Weg.“Die Social-Media-Präsenz
ist eingerichtet, die Schulen, Sportvereine und anderen Sozialeinrichtungen unterstützen beim Bekanntmachen.
„Es ist sicherlich schwerer, als wenn wir im Normalbetrieb starten würden“, sagt Tina Julia Thiermann. Die Geschäftsführerin des Paritätischen in Solingen freut sich allerdings vor allem, dass ihr Verband die Aufgabe in Wald übernehmen konnte. Das Ladenlokal ist zunächst für ein Jahr angemietet, Dirks als hauptverantwortliche Fachkraft sprüht vor Ideen. Thiermann unterstreicht, dass es auch Herzensangelegenheit war, die Lücke im Stadtteil auszufüllen: „Die Jugendarbeit ist eine sinnvolle Ergänzung unseres Portfolios. In Wald sind wir sehr breit aufgestellt und agieren sehr sozialräumlich. Wir haben dadurch ganz viele Möglichkeiten, und freuen uns, diese Aufgabe als Träger ebenfalls zu übernehmen und mit den Menschen hier zu gestalten.“
Der erste Schritt, die Bedarfsanalyse, setzt dabei den Grundton: Die Zielgruppe soll jederzeit einbezogen werden. Zwar werden Workshops oder ein offenes Forum erst einmal ausfallen müssen. Dafür regt eine Online-Befragung die Auseinandersetzung mit dem Stadtteil an. Gesucht werden Orte, denn ein anderes Lokal als fester Standort ist möglich, Themen und Formate, die die Jugendlichen umtreiben.
Dabei wird auch mit dem neuen
Jugendstadtrat gemeinsame Sache gemacht, dessen konstituierende Sitzung am 1. Februar stattfindet. Dirks: „Es zeichnet sich bereits ab, dass es ganz zentral um Veranstaltungen und Abendgestaltung geht. Dafür fehlt den Jugendlichen Raum und ein Ort. Zum Glück lädt unser neues Ladenlokal mit seiner offenen und hellen Struktur dazu ein, in Zukunft vielleicht Konzerte oder Comedy zu veranstalten.“Naturschutz und nachhaltiges Leben, Sport oder feste Veranstaltungen im Stadtpark: „Die Zielgruppe hat viele Ideen.“
Bis Ende März wird die Bedarfsanalyse grob laufen, dann soll eine zeitnahe Umsetzung von Ideen, Aktionen und Veranstaltungen stattfinden – sofern möglich. Thiermann: „Wir sind in der Erprobungsphase, aber natürlich ist die neue offene Jugendarbeit langfristig gedacht.“
Sobald die Einrichtung an der Stresemannstraße – oder eben an anderer Stelle im Stadtteil – dann wie erwünscht regulär und regelmäßig öffnen kann, wird Dirks Einrichtungsleiterin. Bis dahin heißt es, auf sich aufmerksam zu machen: Die zwei großen Schaufenster des Ladenlokals im Walder Schlauch sollen bald mit Fotos von jungen Walder und Solinger Künstlern bestückt werden. Hierzu wurde auf dem Kanal der Jugendarbeit ein Wettbewerb ausgerufen. „Wildwildwald“heißt der bei Instagram, der Name ist aber ein Platzhalter – auch, wie der Jugendtreff einmal heißen wird, sollen dann die jungen Nutzer entscheiden.