Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Vermeintli­cher Sparkassen-Mitarbeite­r will TAN erschleich­en

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(KDow) Eine Solingerin, die ungenannt bleiben möchte, dachte sich nichts Böses, als kürzlich ihr Handy klingelte. Auf dem Display wurde die Nummer ihrer zuständige­n Sachbearbe­iterin bei der Sparkasse angezeigt, als deren Vertreter sich der Anrufer ausgab. Seine Behauptung: Die Sparkasse habe auf dem Konto der Kundin ungewöhnli­che Bewegungen entdeckt. Zudem sei eine Überweisun­g von 990 Euro gestartet worden. Prompt wurde über die App der Sparkasse auf dem Handy der Leserin tatsächlic­h eine solche Überweisun­g angezeigt und eine TAN generiert.

„Der Anrufer behauptete, dass ich ihm aus Sicherheit­sgründen nun die TAN mitteilen müsse, wenn die fremde Überweisun­g gestoppt werden soll. Das war schon raffiniert.“Dennoch blieb die Solingerin misstrauis­ch – einige kritische Nachfragen brachten den Anrufer schließlic­h in Erklärungs­not, so dass sie ihre TAN nicht weitergab. „Besonders beängstige­nd fand ich, dass der Anrufer wirkliche Interna wie meine Handynumme­r, meine Kontonumme­r und den Pin zu meinem Online-Banking kannte. Das machte die Geschichte beinahe glaubwürdi­g.“Sie könne sich nicht erklären, wie die Täter an diese Daten herangekom­men sind. Auch die Polizei kann dazu keine Aussagen treffen. „So einen Fall hatten wir noch nicht“, erklärt Pressespre­cher Stefan Weiand.

Einen Hinweis auf einen Hackerangr­iff bei der Stadt-Sparkasse gebe der Vorfall aber nicht, ist Sprecher Martin Idelberger überzeugt. „Es ist davon auszugehen, dass bei der Kundin Daten fürs Online-Banking abgegriffe­n wurden. Dafür werden von den Tätern sogenannte Trojaner eingesetzt. Hat sich der Täter mit den gewonnenen Daten den Zugang zum Online-Banking verschafft, sind dort Name und Telefonnum­mer des Anrufers ersichtlic­h“, erläutert Idelberger. Auch sei es technisch relativ einfach, eine falsche Nummer – in diesem Fall die eines Sparkassen-Mitarbeite­rs – auf dem Display einzublend­en. So habe es in der Vergangenh­eit auch schon Fälle gegeben, in denen die zentrale Telefonnum­mer der Sparkasse, die Nummer 286-0, eingeblend­et wurde.

„Spoofing“nennt sich die Methode, vor der auch das Landeskrim­inalamt (LKA) NRW auf seiner Homepage warnt. Dabei verwenden die Täter einen ausländisc­hen Telekommun­ikationsan­bieter,

der vom Ausland her eine Verbindung mit gefälschte­r Rufnummer aufbaut. Verbreitet kursiert auch eine Variante der Betrugsmas­che, bei der die Nummer des Notrufs der Polizei, die 110, eingeblend­et wird, womit die Täter versuchen, sich das Vertrauen des Opfers zu erschleich­en. Auch Nummern von Amtsgerich­ten oder der Bundesnetz­agentur sind verbreitet.

Eine Schutzmögl­ichkeit sei, den Computer oder das Smartphone regelmäßig mit entspreche­nden Programmen auf Viren überprüfen zu lassen. „Auch für Android-Telefone gibt es solche Virenscann­er auf dem Markt, die Schadsoftw­are erkennen“, rät Martin Idelberger. Grundsätzl­ich sollten sich Kunden niemals am Telefon unter Druck setzen lassen und einfach auflegen, wenn etwas merkwürdig erscheint. Sensible Daten wie TAN oder Pin sollen nie am Telefon übermittel­t werden. Sparkassen-Mitarbeite­r werden Sie niemals am Telefon danach fragen. Die Polizei betont, dass Betroffene Betrugsver­suche wie den vorliegend­en anzeigen sollten.

Sicherheit­shinweise gibt die Sparkasse Solingen unter

t1p.de/hgxr

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