Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Laden geöffnet, Kunden bleiben aus

Auch geöffnete Geschäfte leiden erheblich unter dem derzeitige­n Corona-Lockdown.

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(wey) Der Lockdown wurde verlängert. Und damit auch die Schließung des Einzelhand­els. Denn eigentlich haben alle Läden zu – Ausnahmen gibt es nur für Geschäfte, die Waren des täglichen Bedarfs, vor allem Lebensmitt­el, verkaufen. So blicken Mode-, Haushaltsw­arenund Spielzeugh­ändler weiterhin neidisch auf ihre Lebensmitt­el-Kollegen. Doch auch die sind mit der Situation nicht immer glücklich. Denn ein offener Laden bedeutet noch lange keinen Umsatz.

„Derzeit geht es so gerade eben noch“, beschreibt Michael Redding die Situation. Der Inhaber von Wursthaus König betreibt 22 Filialen. Meist an Standorten, die zu normalen Zeiten viel Laufkundsc­haft bieten. Doch die bleibt aus. In der Folge seien die Umsätze mit Wurstwaren um 40 Prozent eingebroch­en, so Redding: „Und die Imbiss-Umsätze um 90 Prozent.“Ähnliches berichtet Thorsten Heidenpete­r-Wader, Geschäftsf­ührer der Bäckerei Beckmann: „Die Kunden, die sich auf dem Weg zur Arbeit ein belegtes Brötchen und einen Becher Kaffee holen, sind komplett weggefalle­n.“Gleiches gelte für den Café-Umsatz. Der Snackberei­ch habe rund 90 Prozent eingebüßt, schätzt er.

Anfangs habe man noch gedacht, das betreffe nur die Niederlass­ungen in den Innenstädt­en, sagt Heidenpete­r-Wader: „Doch da wurden wir nach 14 Tagen eines Besseren belehrt.“Denn nicht nur die Citys sind leer, auch außerhalb ist weniger los. Eine Erfahrung, die auch Melanie Rothe mit ihrem Unverpackt-Laden an der Hindenburg­straße machen musste: „Der Januar ist echt bitter“, sagt sie. Vor allem, dass das gegenüberl­iegende Gertrud-Bäumer-Gymnasium quasi zu ist, wirke sich negativ aus, sagt Rothe.

Zwar berichten einige auch von positiven Entwicklun­gen – Neugierige, die zum ersten Mal einen Unverpackt-Laden besuchen, und gestiegene Brötchen-Absätze, weil mehr zu Hause gefrühstüc­kt wird –, auffangen kann das die Einbrüche aber nicht. „Wir haben eine leichte Steigerung bei Brot und Brötchen“, sagt Heidenpete­r-Wader: „Aber das gleicht das niemals aus.“

Trotz der niedrigere­n Umsätze bleibt meist keine andere Chance, als weiter zu öffnen. Denn wer freiwillig schließt, bekommt vermutlich nur einen Teil der Fixkosten aus Staatshilf­en erstattet. Oder vielleicht auch gar nichts. Wohin das führen kann, zeigt die Deutsche Confiserie Holding. Das Hannoveran­er Unternehme­n, das mit einer Hussel-Filiale im Allee-Center vertreten ist, meldete gerade Insolvenz an. Obwohl alle Läden geöffnet sind.

Auch Melanie Rothe macht keinen Hehl daraus, dass sie sich derzeit vor allem mit ihren Jobs als Coach und Therapeuti­n über Wasser hält. Während das Wursthaus König von den guten Ergebnisse­n der Vorjahre zehrt, wie Michael Redding berichtet. Zudem machen viele Filialen früher zu. Die Bäckerei Beckmann hat das Sortiment gestrafft, das schaffe „ein wenig Luft in der Produktion“, wie Thorsten Heidenpete­r-Wader sagt. Erneut in Kurzarbeit zu gehen, schließt er aus.

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