Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Hängepartie auf den Fußballplätzen
Ob die Saison 2020/21 zu Ende gespielt werden kann, steht nach wie vor in den Sternen. Der Fußball-Verband Niederrhein berät in Duisburg über die Situation – und schweigt.
Ob die Saison 2020/21 zu Ende gespielt werden kann, ist ungewiss. Der Fußball-Verband berät über die Situation – und schweigt.
Im Spätherbst des vergangenen Jahres hegten einige Fußball-Funktionäre einen kühnen Traum: Ende Januar könnte es in den Ligen den Re-Start geben. Ab dann könnten die Nachholspieltage über die Bühne gehen, und die restliche Saison würde sich wie geplant anschließen. Von diesen Luftschlössern mussten sich alle längst verabschieden. Auch über der Saison 2020/21 schwebt mittlerweile sogar das Damoklesschwert eines kompletten Abbruchs.
Wann wurde die Saison 2020/21 unterbrochen?
Als Anfang September vergangenen Jahres die Spielzeit begann, glaubten viele noch, die Pandemie sei halbwegs überwunden. Je herbstlicher es aber wurde, desto mehr schossen die Infektionszahlen wieder in die Höhe. Ende Oktober kam es dann wie schon im Frühjahr erneut zum allgemeinen sportlichen Lockdown.
Wie viele Spieltage waren zu diesem Zeitpunkt absolviert?
Von den Kreisligen bis zur Landesliga waren Ende Oktober acht Spieltage absolviert. Allerdings haben längst nicht alle Teams ihre Partien auch spielen können. Wie zum Beispiel der FC Remscheid. Nach einigen infizierten Spielern im Kader kam das Team bereits bevor es in die Unterbrechung ging in Quarantäne und verpasste zwei Begegnungen.
Hatte der Verband Vorsorge getroffen, falls es im Laufe der Saison Probleme geben würde?
Ja. Der Fußball-Verband Niederrhein (FVN) hatte im letzten Sommer die Spielordnung ergänzt. Um zu einer sportlichen Entscheidung zu kommen, sprich Auf- und Absteiger zu ermitteln, müsste zumindest die Hinrunde absolviert werden. Dann wird eine Quotientenregelung angewendet.
Wie viele Spieltage müssten in den Ligen noch absolviert werden, um Aufund Absteiger zu bestimmen?
In den Landes- und Bezirksligastaffeln, die mit einer verkleinerten Anzahl von Teams ins Rennen gegangen waren, sind es jeweils noch sechs Spieltage. In den hiesigen Kreisligen sind es allerdings mehr. In der A-Liga, nach dem Rückzug des FC Remscheid II mit insgesamt 17 Teams, sind es acht Spieltage. In der B-Liga mit 18 Mannschaften noch neun Runden.
Gibt es seitens des FVN bereits eine offizielle Einschätzung zur aktuellen Situation?
Beim Verband wird hinter verschlossen Türen eifrig beraten. Zudem gibt es einen regen Austausch mit den einzelnen Fußballkreisen. Allerdings sind alle zum Stillschweigen verdonnert worden. Eine Entscheidung ist in der vergangenen Woche bereits gefallen: Da in der Oberliga 23 Teams im Einsatz sind, wird auf alle Fälle nur die Hinrunde gespielt.
Wann ist mit weiteren Entscheidungen zu rechnen?
Dass dies auch in den anderen Ligen so passieren wird, dürfte auf der Hand liegen. Allerdings ist weiter unklar, wann es weitergeht. Die Politik hat entschieden, dass der Lockdown auf alle Fälle bis zum 15. Februar Bestand hat. Eine Entscheidung dürfte es wohl eher geben. Auch weil Lockerungen für den Sport im nächsten Monat unwahrscheinlich sind.
Wie lange kann der Re-Start überhaupt noch ins Frühjahr verschoben werden, um die Hinrunde zu beenden?
Auch da hat der FVN in seiner aktuellen Spielordnung einen kleinen Puffer eingebaut. Es wird auf keinen Fall Relegationsspiele um den Auf- und den Abstieg geben. Bis Ende Juni wäre also Zeit. Bevor es aber losgeht, müssten alle Teams nach der langen Unterbrechung erst einmal rund einen Monat im Training sein. „Bei all diesen Unwägbarkeiten kann man nur abwarten. Spätestens im Mai müssen wir aber anfangen, um die Hinrunde noch zu beenden“, sagt Aylin Caliskan, Vorsitzende des Kreisfußballausschusses Remscheid.
Hat es auch andere Gedankenspiele gegeben?
Caliskan: „Wir hätten im Augenblick die einmalige Chance, eine Saison in einem Kalenderjahr zu spielen. Es könnte im Mai oder Juni losgehen, und wir bekämen die komplette Spielzeit vor Weihnachten beendet. Nach der Winterpause würde dann die Saison 2022 starten.“Dass dies allerdings wohl nicht mehr als eine Traumvorstellung ist, weiß auch die Remscheiderin.
Neben der Meisterschaft gibt es ja auch noch den Pokal . . .Der FVN hat bereits durchsickern lassen, wie wichtig ihm die aktuelle Pokalrunde sei. Auch in den einzelnen Kreisen, damit aus diesen die Vertreter der Teilnehmer für den Niederrheinpokal entsandt werden können. Ein Umstand, den Aylin Caliskan angesichts der Situation mit einem Augenrollen zur Kenntnis nimmt. Zumal im Kreis Remscheid bisher im vergangenen Oktober nur die erste Runde ausgespielt werden konnte. Auf alle Beteiligten warten jetzt noch das Achtel-, das Viertel-, das Halbfinale und natürlich das Endspiel.