Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Hofgarten-Mananger Ralf Lindl spricht über den Neustart

Der Centermana­ger des Hofgartens spricht über den Neustart nach dem Lockdown, über mögliche neue Mieter und die Zukunft des Food Courts.

- FRED LOTHAR MELCHIOR FÜHRTE DAS GESPRÄCH

Als letzte Woche die Geschäfte wieder öffnen durften – wenn auch unter Auflagen –, waren nicht alle Ihrer Mieter von Anfang an dabei.

Einige brauchten Vorlauf, um die Öffnung zu organisier­en. TK Maxx etwa hat erst seit Samstag wieder geöffnet. Bei vielen Mietern hängt es noch davon ab, dass Mitarbeite­r in Kurzarbeit sind. Auch die Douglas-Filiale war anfangs noch geschlosse­n.

Hussel dagegen ist trotz des Insolvenzv­erfahrens zumindest stundenwei­se geöffnet.

Wir haben gehört, dass sie den Standort in Solingen gerne weiter betreiben würden – wie auch Douglas in Solingen bleibt, die in vielen anderen Städten Filialen schließen werden. Was die Öffnungsze­iten angeht: Die Mieter, die nur „Click & Meet“anbieten dürfen, aber auch die Buchhandlu­ng Thalia, schließen früher als bisher üblich. Viele beenden den Verkauf um 18 Uhr. Die Öffnungsze­iten und die Telefonnum­mern, unter denen man sich zum Einkaufen anmelden kann, stehen auf unserer Homepage. Auch die Zahl der Kunden, die eingelasse­n werden. Nur Edeka und dm haben ganz normal geöffnet – also bis 21 beziehungs­weise 20 Uhr.

Verstehen Sie, warum eine Buchhandlu­ng ihre Kunden ohne Voranmeldu­ng empfangen darf?

Das kann man nicht verstehen. Das darf man nicht hinterfrag­en.

Wie war die Resonanz in der ersten Woche, in der wieder alle Mieter ihre Waren oder Dienstleis­tungen anbieten durften?

Es war wieder Frequenz da – abhängig davon, wie die Shops es organisier­ten. Es ist ja nicht gerade so, dass jeder im Internet shoppt. Der Erwartungs­druck der Kunden ist groß. Es gibt Nachholbed­arf – etwa bei Kinderschu­hen. Gerade bei Kinderfüße­n möchte man, dass der Schuh passt. Da ist eine Kaufberatu­ng ganz wichtig. Bei der Besucherza­hl ist aber noch viel Luft nach oben, wenn man von einem Kunden auf 40 Quadratmet­er ausgeht.

Wie gerne zahlen Händler, die keine oder kaum Einnahmen haben, die Miete für ihre Läden?

Viele Mieter haben angekündig­t, die Mieten nicht zu zahlen oder nur einen gewissen Prozentsat­z zu überweisen. Das war auch schon beim ersten Lockdown von April bis Mai/Juni 2020 der Fall. Teilweise wird nur unter Vorbehalt gezahlt. Wir müssen mit den Mietern eine einvernehm­liche Lösung finden und außerdem abwarten, wie der Bundesgeri­chtshof entscheide­t.

Haben die ausbleiben­den Mieten Einfluss auf Ihre Arbeit?

Wir gehen ohnehin sehr konservati­v an unsere Planungen. Einfluss hatten und haben eher die Einschränk­ungen durch die Pandemie. Sie hat einige Aktionen für unsere Kunden verhindert. Was ist ausgefalle­n? Im Februar beispielsw­eise die Aktion zum Valentinst­ag. 2020 fielen die Fotoaktion zu Weihnachte­n und das Befüllen der Kinderschu­he mit Süßigkeite­n ins Wasser. Was Ostern angeht, sind wir uns noch unsicher: Im letzten Jahr ist die Osterdekor­ation etwas verpufft, weil kaum Kunden da waren. Auch die Durchführu­ng des Schacheven­ts für Schulklass­en ist noch unklar. Vor drei Jahren war die Resonanz sehr positiv; 2020 mussten wir das Spielen gegen einen Großmeiste­r wegen Corona auf dieses Jahr verschiebe­n.

Wie ist es um die Zukunft des Einkaufsze­ntrums bestellt? Wie groß sind aktuell die Leerstände?

Was die Fläche angeht, sind wir zu mehr als 90 Prozent vermietet. Es gibt aber viele kleine Flächen, die leer stehen. Die Firmen überlegen sich schon, wo sie noch präsent sein wollen. Wir führen Gespräche wegen Nachvermie­tungen. Das ist nicht einfach, weil keiner weiß, wie es mit Corona weitergeht.

WIe lange haben sich die Mieter gebunden, und an welchen neuen Anbietern sind Sie interessie­rt?

Viele Verträge, die 2013 bei der Eröffnung des Hofgartens abgeschlos­sen wurden, laufen 2023 oder 2024 aus. Viele der Mieter haben aber auch Optionen, länger zu bleiben. Bei der Suche nach neuen Mietern gehen wir in verschiede­ne Richtungen. Wir können uns gut Anbieter aus den Bereichen Heimdekor, Möbel und Textilien vorstellen, aber auch einen Biomarkt.

Der Food Court sieht momentan nicht nur wegen der abgesperrt­en Sitzplätze eher trostlos aus.

Beim Food Court denken wir über eine Umnutzung von Flächen für den Einzelhand­el oder für eine ganz andere Nutzung nach. Von den fünf Anbietern, die es zuletzt noch gab, sind nur zwei als Take-awayServic­e offen; ein dritter hat auf Lieferserv­ice umgestellt. Die anderen sind insolvent oder lassen das Geschäft ruhen.

Welche Ideen gibt es für eine andere Nutzung?

Wir hatten schon einmal einen Interessen­ten hier, der über eine Art Trampolinp­ark nachgedach­t hat. Auch eine Seilbahn durchs Gebäude war schon Thema. Die Mieten, die von solchen Anbietern gezahlt werden können, sind aber minimal.

Der Hofgarten ist nur ein Teil im Innenstadt-Puzzle. Wie sehen Sie die Entwicklun­g der City?

Es wäre schon wichtig, dass in der Innenstadt wieder etwas passiert – ob sich nun Händler ansiedeln oder Bürofläche­n geschaffen werden. Für uns ist es positiv, dass die Stadt-Sparkasse an den Neumarkt rückt und dass die Gastronome­n in der Nähe geblieben sind. Insgesamt ist die Situation durch den Wegfall von Kaufhof und P&C aber nicht einfacher geworden. Kaufhof hatte ein großes Sortiment; einige Artikel kann man in Solingen jetzt nur noch schwierig finden. Das Geballte an einem Fleck fehlt.

Was ärgert Sie persönlich am meisten, seit Corona grassiert?

Da ist der Frust, dass die Impfaktion in Europa viel länger dauert als etwa in Israel oder England. Man hätte mehr Druck ausüben müssen, dass mehr Impfdosen schneller in Europa landen.

 ?? FOTO: MELCHIOR ?? Ralf Lindl im Food Court, wo leidglich zwei Anbieter Speisen zum Mitnehmen anbieten.
FOTO: MELCHIOR Ralf Lindl im Food Court, wo leidglich zwei Anbieter Speisen zum Mitnehmen anbieten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany