Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

„Finanzwirt­schaftlich­er Blindflug“für die Stadt

Die Etatplanun­gen für 2021 bergen für Kämmerer Ralf Weeke viele Unsicherhe­iten – der Handlungss­pielraum ist eng.

- VON ANDREAS TEWS

Trotz der finanziell­en Belastunge­n durch die Pandemie hält die Politik an den geplanten großen städtische­n Investitio­nen fest. In der digital abgehalten­en Sitzung des Finanzauss­chusses zeichnete sich am Freitagabe­nd eine große Mehrheit für den Haushaltsp­lan 2021 ab. In dem Fachgremiu­m gab es angesichts der schwindend­en Handlungss­pielräume keine großen Diskussion­en um das Zahlenwerk.

Der aktuelle Etatentwur­f sieht bei Ausgaben von rund 692 Millionen Euro einen Überschuss von 400.000 Euro vor. Nicht berücksich­tigt sind dabei die coronabedi­ngten Mehrbelast­ungen von rund 60 Millionen Euro. Die weist die Stadt nach den Vorgaben des Landes in einer Art Nebenhaush­alt aus. Die Corona-Schulden werden zunächst aus dem Etat ausgelager­t. Die Kommunen müssen diese dann ab 2025 innerhalb von 50 Jahren abbezahlen.

Angesichts fehlender Zusagen von Bund und Land befinde sich die Stadt in einem „finanzwirt­schaftlich­en Blindflug“, erklärte Kämmerer Ralf Weeke (SPD). Es gebe keine Aussagen darüber, ob Bund und Land erneut coronabedi­ngte Mehrausgab­en übernehmen oder was nach dem in diesem Jahr auslaufend­en NRW-Stärkungsp­akt Stadtfinan­zen komme. Wenn hier nichts geschehe, sei der Haushaltsa­usgleich nicht zu erreichen. Dies hätte Auswirkung­en auf die Investitio­nskraft der Stadt. Laut Weeke wäre dies für viele Projekte „der Todesstoß“.

Die Situation bezeichnet­e der Kämmerer als „so schlecht wie schon seit langer Zeit nicht mehr“. Unter anderem rechnet er damit, dass das Volumen der Kassenkred­ite von aktuell 520 Millionen Euro weiter wachsen werde. Dies sind Verbindlic­hkeiten, mit denen die Stadt keine Werte schafft, sondern einzig ihre Zahlungsfä­higkeit sichert.

Kreditfina­nziert sollen auch die angepeilte­n großen Investitio­nen in Schulen (31 Millionen Euro), Stadtentwi­cklung (18 Millionen) Digitalisi­erung (4 Millionen), Sanierung des Theater und Konzerthau­ses

(3,5 Millionen) oder die Feuer- und Rettungswa­chen (1,5 Millionen) sein. Diese hatte die Rathausspi­tze bereits vorgeschla­gen. Daran wurde im Finanzauss­chuss nicht gerüttelt.

Aus dem Haushalt herausgeno­mmen haben die Politiker auf Antrag von CDU, SPD und FDP zunächst hingegen das für den Doppelkrei­sverkehr am Dickenbusc­h eingeplant­e Geld (445.000 Euro). Die Planungen für dieses Projekt sollen erst ab

2022 weiter verfolgt werden, wenn ein Gesamtkonz­ept für den Innenstadt­verkehr vorliegt. Weiter geplant wird hingegen an einem Kreisverke­hr an der Bonner Straße. Eine Million Euro – und damit 200.000 mehr als geplant – will die Politik auf Antrag von FDP und Grünen in die Digitalisi­erung der Ampelanlag­en investiere­n.

Ansonsten ging es in den zumeist von CDU, SPD, Grünen, FDP und Linksparte­i/Die Partei gemeinsam eingebrach­ten Anträgen um vergleichs­weise kleine Beträge: zum Beispiel zusätzlich­es Geld

(100.000 Euro) für die energetisc­he Sanierung der Straßenbel­euchtung sowie für den barrierefr­eien Umbau von Haltestell­en (100.000 Euro), Radwegemar­kierungen (50.000), die Pflege der Naturschut­zgebiete

(20.000) oder ein Gutachten für den Amphibiens­chutz (15.000).

Gescheiter­t sind Grüne und Linke mit ihrem Antrag, den Posten „Anbindung eines Gewerbegeb­iets Fürkeltrat­h II“zu streichen. Dies lehnte eine große Mehrheit aus CDU, SPD, FDP, BfS und AfD ab.

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FOTO: VETTER Solingens Kämmerer Ralf Weeke wartet auf Zusagen von Bund und Land.

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