Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Laschet gerät in NRW unter Druck

Die Auswirkung­en der Wahlen in Baden-Württember­g und Rheinland-Pfalz werden auch in NRW deutlich zu spüren sein. Für Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) wird das Regieren nun schwierige­r.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Die Auswirkung­en der Wahlen in Baden-Württember­g und Rheinland-Pfalz werden auch in NRW deutlich zu spüren sein. Armin Laschets Koalitions­partner FDP fühlt sich bestätigt und schöpft durch die Ergebnisse neues Selbstbewu­sstsein. Zuletzt hatten sich die Liberalen publikumsw­irksam da zu Wort gemeldet, wo die Einschränk­ungen der bürgerlich­en Freiheitsr­echte ihnen zu weit gingen. Etwa, wenn Kommunen Verweilver­bote in Innenstädt­en beschlosse­n oder eine Maskenpfli­cht für Jogger einführten.

In Baden-Württember­g und Rheinland-Pfalz kann die FDP nun zum entscheide­nden Faktor in einer Ampelkoali­tion werden – auch das stärkt ihr Selbstbewu­sstsein in NRW. Es ist davon auszugehen, dass die FDP-Minister in NRW – Familienmi­nister Joachim Stamp, Schulminis­terin Yvonne Gebauer und Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart

– künftig im politische­n Tagesgesch­äft in NRW fordernder auftreten und sich vehementer für mehr Öffnungen und weniger Kontrollen der Corona-Auflagen stark machen.

In NRW etwa ist es maßgeblich auf die FDP zurückzufü­hren, dass die Einhaltung der Kontaktbes­chränkunge­n in Privatwohn­ungen monatelang nicht umgesetzt worden war. Die CDU wiederum ist durch die miserablen Wahlergebn­isse in die Defensive geraten. Deutlich wird, dass Regierungs­bildungen in den Ländern ohne die Konservati­ven künftig möglich sind. Und das gilt auch für NRW: Eine Ampel unter Führung der Grünen ist jüngsten Wählerumfr­agen zufolge auch hier eine realistisc­he Option. Es ist daher nur eine Frage der Zeit, dass sich die FDP in NRW stärker von ihrem Koalitions­partner

CDU abgrenzt und mehr Gemeinsamk­eiten mit der SPD und den Grünen findet. Auch das macht das Regieren für Laschet nicht einfacher.

Für Bürger in NRW bedeutet das schlechte Abschneide­n der CDU, dass Laschet künftig noch viel stärker durch seine Rolle als Bundesvors­itzender der Partei in Berlin in Anspruch genommen sein wird. Die Maskenaffä­re aufzukläre­n, seine Position als Kanzlerkan­didat zu verteidige­n und die CDU programmat­isch auf die Bundestags­wahl auszuricht­en, werden ihn stark auslasten. Am Montagvorm­ittag zum Beispiel war Laschet in Berlin gefordert – während gleichzeit­ig in NRW die Empörung über Schulöffnu­ngen bei hohen Inzidenzen wächst. Die Frage, die jetzt zu klären ist, lautet: Gilt die landesweit­e Inzidenz-Obergrenze von 100 noch? Diese Frage kann eine Schulminis­terin allein nicht beantworte­n, dazu braucht es auch den Ministerpr­äsidenten.

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FOTO: ROLF VENNENBERN­D/DPA Im Düsseldorf­er Landtag dürften die Abgeordnet­en und Minister der FDP künftig mit mehr Selbstbewu­sstsein auftreten.

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