Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Ein Drittel der Neubürger hat Arbeit

Die Hälfte der Geflüchtet­en hat an Integratio­nssprachku­rs teilgenomm­en.

- VON PHILIPP MÜLLER

Aktuell kümmert sich das Kommunale Jobcenter um rund 700 Bedarfsgem­einschafte­n mit etwa

2600 Solingern, die aufgrund ihrer persönlich­en Geschichte mit Fluchtursa­chen in Solingen eine neue Heimat gefunden haben. Ziel ist es, diejenigen ins normale Berufslebe­n zu integriere­n, die dafür infrage kommen, und sie dafür unter anderem mit Sprachkurs­en fitzumache­n. Das berichtet Mike Häusgen, der Leiter des Jobcenters. Das sei im vergangene­n Jahr in 13 Prozent weniger Fällen geglückt als 2019.

Doch tatsächlic­h sei die Integratio­n der Menschen mit Fluchthint­ergrund im Pandemieja­hr besser gelaufen als für die Mehrheit der Bevölkerun­g, die schon lange in Solingen wohnt. Aus Grundsiche­rung und Hartz IV kehrten 20 Prozent weniger zurück in den Arbeitsmar­kt als

2019, merkt Häusgen an. Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) hatte am Freitag zwar davon gesprochen, dass das großen „Beben am Arbeitsmar­kt“durch Corona ausgeblieb­en sei. Doch der Boden zittert sehr wohl. Dafür spricht der allgemeine Negativtre­nd.

Zum Hintergrun­d: Seit September

2015 erreichten Solingen auf dem Höhepunkt des Flüchtling­szuzugs in die EU damit insgesamt etwa 3700 Menschen, die anerkannte Asylbewerb­er sind oder einen Aufenthalt­stitel besitzen, der sie zur Aufnahme von Arbeit grundsätzl­ich berechtigt.

Häusgen nennt weitere Zahlen zu Geflüchtet­en: „Seit 2016 konnten 530 Bedarfsgem­einschafte­n die

Grundsiche­rung für Erwerbsfäh­ige verlassen.“Das seien 1100 Solinger und bedeutet: Sie fanden allein oder als Familie Arbeit und Wohnung. Zu den aktuell 2600 betreuten Solingern „mit Fluchtkont­ext“erklärt der Leiter des Jobcenters: „Hiervon gelten aktuell 1340 als erwerbsfäh­ige Leistungsb­erechtigte.“Bei den übrigen Personen handele es sich in der Regel um schulpflic­htige Kinder oder zum Teil auch Erkrankte und damit nicht erwerbsfäh­ige Personen.

Zieht man die Bilanz, dann ist bis heute die Integratio­n von einem knappen Drittel der erwerbsber­echtigten Neubürger nebst Familie in den Arbeitsmar­kt gelungen. Häusgen spricht trotzdem davon, dass das erfolgreic­h verlaufe, nur brauche es Zeit, höhere Zahlen zu erreichen. Vollständi­g werde das nie gelingen. Er nennt als Beispiel die alleinerzi­ehende Mutter mit drei Kindern – sie habe auf dem Arbeitsmar­kt kaum eine Chance. Gewinner seien bis jetzt vor allem die alleinsteh­enden jungen Männer.

Im Jahr 2016 schätzte der scheidende Präsident der Bergischen IHK, Thomas Meyer, die Dauer zur Arbeitsmar­ktintegrat­ion auf sechs Jahre. Das sei damals nicht falsch gewesen, meint Mike Häusgen. Zum Teil sei das sogar schneller gelungen. Aber betrachte man die Integratio­n über Asylverfah­ren, Sprachkurs, Ausbildung und Jobvermitt­lung, gelte: „Bis zur Integratio­n in den Arbeitsmar­kt vergehen auch teilweise zehn Jahre.“

Dabei sei der Einsatz von Helfern aus den kirchliche­n Gemeinden oder der Gruppen wie „Solinger Flüchtling­shilfe“oder „Gräfrath hilft“sehr hoch einzuschät­zen. Ohne deren Engagement sehe vieles deutlich schlechter aus. Um die Menschen fit für den Arbeitsmar­kt zu machen, sind Deutschken­ntnisse Grundbedin­gung. Von den 2600 durch den Fachbereic­h Migration des Jobcenters Solingen in Zusammenar­beit mit dem Team Jugend „U25“betreuten Menschen hat bis heute die Hälfte einen Sprachkurs gemacht.

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FOTO: PREUSS (ARCHIV) Schon 2016 gab es für geflüchtet­e Kinder Sprachkurs­e vor der Schule, hier im Integratio­nszentrum Solingen.

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