Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Ein Drittel der Neubürger hat Arbeit
Die Hälfte der Geflüchteten hat an Integrationssprachkurs teilgenommen.
Aktuell kümmert sich das Kommunale Jobcenter um rund 700 Bedarfsgemeinschaften mit etwa
2600 Solingern, die aufgrund ihrer persönlichen Geschichte mit Fluchtursachen in Solingen eine neue Heimat gefunden haben. Ziel ist es, diejenigen ins normale Berufsleben zu integrieren, die dafür infrage kommen, und sie dafür unter anderem mit Sprachkursen fitzumachen. Das berichtet Mike Häusgen, der Leiter des Jobcenters. Das sei im vergangenen Jahr in 13 Prozent weniger Fällen geglückt als 2019.
Doch tatsächlich sei die Integration der Menschen mit Fluchthintergrund im Pandemiejahr besser gelaufen als für die Mehrheit der Bevölkerung, die schon lange in Solingen wohnt. Aus Grundsicherung und Hartz IV kehrten 20 Prozent weniger zurück in den Arbeitsmarkt als
2019, merkt Häusgen an. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte am Freitag zwar davon gesprochen, dass das großen „Beben am Arbeitsmarkt“durch Corona ausgeblieben sei. Doch der Boden zittert sehr wohl. Dafür spricht der allgemeine Negativtrend.
Zum Hintergrund: Seit September
2015 erreichten Solingen auf dem Höhepunkt des Flüchtlingszuzugs in die EU damit insgesamt etwa 3700 Menschen, die anerkannte Asylbewerber sind oder einen Aufenthaltstitel besitzen, der sie zur Aufnahme von Arbeit grundsätzlich berechtigt.
Häusgen nennt weitere Zahlen zu Geflüchteten: „Seit 2016 konnten 530 Bedarfsgemeinschaften die
Grundsicherung für Erwerbsfähige verlassen.“Das seien 1100 Solinger und bedeutet: Sie fanden allein oder als Familie Arbeit und Wohnung. Zu den aktuell 2600 betreuten Solingern „mit Fluchtkontext“erklärt der Leiter des Jobcenters: „Hiervon gelten aktuell 1340 als erwerbsfähige Leistungsberechtigte.“Bei den übrigen Personen handele es sich in der Regel um schulpflichtige Kinder oder zum Teil auch Erkrankte und damit nicht erwerbsfähige Personen.
Zieht man die Bilanz, dann ist bis heute die Integration von einem knappen Drittel der erwerbsberechtigten Neubürger nebst Familie in den Arbeitsmarkt gelungen. Häusgen spricht trotzdem davon, dass das erfolgreich verlaufe, nur brauche es Zeit, höhere Zahlen zu erreichen. Vollständig werde das nie gelingen. Er nennt als Beispiel die alleinerziehende Mutter mit drei Kindern – sie habe auf dem Arbeitsmarkt kaum eine Chance. Gewinner seien bis jetzt vor allem die alleinstehenden jungen Männer.
Im Jahr 2016 schätzte der scheidende Präsident der Bergischen IHK, Thomas Meyer, die Dauer zur Arbeitsmarktintegration auf sechs Jahre. Das sei damals nicht falsch gewesen, meint Mike Häusgen. Zum Teil sei das sogar schneller gelungen. Aber betrachte man die Integration über Asylverfahren, Sprachkurs, Ausbildung und Jobvermittlung, gelte: „Bis zur Integration in den Arbeitsmarkt vergehen auch teilweise zehn Jahre.“
Dabei sei der Einsatz von Helfern aus den kirchlichen Gemeinden oder der Gruppen wie „Solinger Flüchtlingshilfe“oder „Gräfrath hilft“sehr hoch einzuschätzen. Ohne deren Engagement sehe vieles deutlich schlechter aus. Um die Menschen fit für den Arbeitsmarkt zu machen, sind Deutschkenntnisse Grundbedingung. Von den 2600 durch den Fachbereich Migration des Jobcenters Solingen in Zusammenarbeit mit dem Team Jugend „U25“betreuten Menschen hat bis heute die Hälfte einen Sprachkurs gemacht.