Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Sensoren liefern Infos für Verkehrspl­anung

Lidar ermöglicht intelligen­teSteuerun­g. An der Hildener Straße startet eine vierwöchig­e Testphase mit der modernen Technik.

- VON MANUEL BÖHNKE

Es klingt ein wenig nach Science-Fiction. Ein Gerät setzt Laserstrah­len ab, um die Entfernung zu Objekten und Personen zu messen. Auf der Hildener Straße geschieht voraussich­tlich ab dieser Woche genau das. An der Kreuzung zur Unteren Benrather Straße werden für einen Monat zwei Lidar-Sensoren installier­t. Sie liefern Informatio­nen für die Verkehrspl­anung.

Die vierwöchig­e Testphase ist Teil des Projektes Bergisch Smart Mobility (vollständi­ge Bezeichnun­g „bergisch.smart: KI als Enabler der Mobilität von Morgen“). „Dabei geht es auch um die Frage, wie Künstliche Intelligen­z zu einer effiziente­n Verkehrsst­euerung beitragen kann“, erklärt Thomas Lämmer-Gamp. Er ist der Leiter der Geschäftss­telle von Bergisch Smart Mobility.

Das Akronym Lidar setzt sich aus den englischen Begriffen Light Detection and Ranging zusammen. Es geht also um Lichterken­nung und Entfernung­smessung – sowohl bei stehenden als auch bei sich bewegenden Objekten und Personen. Eine intelligen­te Software verarbeite­t die Daten und visualisie­rt die Ergebnisse als 3 D-Punktewolk­e.

Im Vergleich zu herkömmlic­hen Verkehrska­meras hat dieses Vorgehen einige Vorteile, ist Lämmer-Gamp überzeugt. Zum einen erfassen die Lidar-Sensoren laut seiner Aussage alle Verkehrste­ilnehmer an einer Kreuzung. Also auch Fußgänger auf dem Gehweg und Radfahrer auf dem Fahrradweg. „Die Sensoren haben alles im Blick, sind aber dennoch datenschut­zkonform“, erklärt Thomas Lämmer-Gamp. Zu erkennen sind in dem Programm keine Gesichter oder Kennzeiche­n, sondern lediglich Umrisse und Bewegungsa­bläufe.

Die Technologi­e soll kurzfristi­ge Reaktionen auf bestimmte Verkehrser­eignisse ermögliche­n. Beispielsw­eise sei denkbar, dass Lkw umgeleitet werden, wenn die Lidar-Sensoren ein erhöhtes Lastwagen-Aufkommen auf einer Route feststelle­n. Oder die Ampelschal­tungen variabel an die Verkehrssi­tuation anzupassen. Hier haben die Sensoren einen Vorteil gegenüber herkömmlic­hen Induktions­schleifen. Die befinden sich im Asphalt, während die Lidar-Anlage ihren Platz am Ampelmast hat. Benötigt wird lediglich eine gute Internetve­rbindung. Das war ein Argument dafür, das System an der Hildener Straße zu testen. Dort besteht Zugang zum Glasfasern­etz.

„Die Testphase dient dazu, dass die Technische­n Betriebe Solingen überprüfen können, welche Daten die Lidar-Sensoren liefern und wie gut diese zu verarbeite­n sind“, erklärt Thomas Lämmer-Gamp. Die Anlagen sowie die Software zum Auswerten der Daten stellt das Technologi­eunternehm­en Liang Dao mit Hauptsitz in Peking kostenfrei zur Verfügung. Bei einer Delegation­sreise nach China sei der Kontakt zustande gekommen. Die Universitä­t Wuppertal und die Bergische Strukturun­d Wirtschaft­sförderung­sgesellsch­aft begleiten die Testphase.

Ob sich die Lidar-Sensoren in der Verkehrsst­euerung und -planung durchsetze­n, vermag Thomas Lämmer-Gamp nicht zu sagen. „In diesem Bereich gibt es so viele Technologi­esprünge, das Vorhersage­n kaum möglich sind“, erklärt er. Vielverspr­echend sei der Ansatz aber allemal. Vor allem für Städte wie Solingen, deren Ampelnetz teils ohnehin einer Modernisie­rung bedarf.

 ?? FOTO: CHRISTIAN BEIER ?? An der Kreuzung der Hildener Straße mit der Unteren Benrather Straße in Ohligs werden die Lidar-Sensoren während der vierwöchig­en Testphase erprobt. Ihr Platz ist in mehr als vier Metern Höhe an den Ampelmaste­n.
FOTO: CHRISTIAN BEIER An der Kreuzung der Hildener Straße mit der Unteren Benrather Straße in Ohligs werden die Lidar-Sensoren während der vierwöchig­en Testphase erprobt. Ihr Platz ist in mehr als vier Metern Höhe an den Ampelmaste­n.

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