Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Sensoren liefern Infos für Verkehrsplanung
Lidar ermöglicht intelligenteSteuerung. An der Hildener Straße startet eine vierwöchige Testphase mit der modernen Technik.
Es klingt ein wenig nach Science-Fiction. Ein Gerät setzt Laserstrahlen ab, um die Entfernung zu Objekten und Personen zu messen. Auf der Hildener Straße geschieht voraussichtlich ab dieser Woche genau das. An der Kreuzung zur Unteren Benrather Straße werden für einen Monat zwei Lidar-Sensoren installiert. Sie liefern Informationen für die Verkehrsplanung.
Die vierwöchige Testphase ist Teil des Projektes Bergisch Smart Mobility (vollständige Bezeichnung „bergisch.smart: KI als Enabler der Mobilität von Morgen“). „Dabei geht es auch um die Frage, wie Künstliche Intelligenz zu einer effizienten Verkehrssteuerung beitragen kann“, erklärt Thomas Lämmer-Gamp. Er ist der Leiter der Geschäftsstelle von Bergisch Smart Mobility.
Das Akronym Lidar setzt sich aus den englischen Begriffen Light Detection and Ranging zusammen. Es geht also um Lichterkennung und Entfernungsmessung – sowohl bei stehenden als auch bei sich bewegenden Objekten und Personen. Eine intelligente Software verarbeitet die Daten und visualisiert die Ergebnisse als 3 D-Punktewolke.
Im Vergleich zu herkömmlichen Verkehrskameras hat dieses Vorgehen einige Vorteile, ist Lämmer-Gamp überzeugt. Zum einen erfassen die Lidar-Sensoren laut seiner Aussage alle Verkehrsteilnehmer an einer Kreuzung. Also auch Fußgänger auf dem Gehweg und Radfahrer auf dem Fahrradweg. „Die Sensoren haben alles im Blick, sind aber dennoch datenschutzkonform“, erklärt Thomas Lämmer-Gamp. Zu erkennen sind in dem Programm keine Gesichter oder Kennzeichen, sondern lediglich Umrisse und Bewegungsabläufe.
Die Technologie soll kurzfristige Reaktionen auf bestimmte Verkehrsereignisse ermöglichen. Beispielsweise sei denkbar, dass Lkw umgeleitet werden, wenn die Lidar-Sensoren ein erhöhtes Lastwagen-Aufkommen auf einer Route feststellen. Oder die Ampelschaltungen variabel an die Verkehrssituation anzupassen. Hier haben die Sensoren einen Vorteil gegenüber herkömmlichen Induktionsschleifen. Die befinden sich im Asphalt, während die Lidar-Anlage ihren Platz am Ampelmast hat. Benötigt wird lediglich eine gute Internetverbindung. Das war ein Argument dafür, das System an der Hildener Straße zu testen. Dort besteht Zugang zum Glasfasernetz.
„Die Testphase dient dazu, dass die Technischen Betriebe Solingen überprüfen können, welche Daten die Lidar-Sensoren liefern und wie gut diese zu verarbeiten sind“, erklärt Thomas Lämmer-Gamp. Die Anlagen sowie die Software zum Auswerten der Daten stellt das Technologieunternehmen Liang Dao mit Hauptsitz in Peking kostenfrei zur Verfügung. Bei einer Delegationsreise nach China sei der Kontakt zustande gekommen. Die Universität Wuppertal und die Bergische Strukturund Wirtschaftsförderungsgesellschaft begleiten die Testphase.
Ob sich die Lidar-Sensoren in der Verkehrssteuerung und -planung durchsetzen, vermag Thomas Lämmer-Gamp nicht zu sagen. „In diesem Bereich gibt es so viele Technologiesprünge, das Vorhersagen kaum möglich sind“, erklärt er. Vielversprechend sei der Ansatz aber allemal. Vor allem für Städte wie Solingen, deren Ampelnetz teils ohnehin einer Modernisierung bedarf.