Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Bizarres Verhalten führt auf die Anklageban­k

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(mis) Das Leben in anderen Welten bringt oft Missverstä­ndnisse mit sich. Sprachlich­e Isolation, fremde Sitten, Trauer um eine ferne Heimat schaffen Probleme für einen „Kannitvers­tan“– sollten im Kopf dann noch weitere Parallelwe­lten existieren, wird es unübersich­tlich.

Dies scheint das Problem eines aus Sri Lanka eingewande­rten 64-Jährigen zu sein, der zurzeit stationär in einem psychiatri­schen Krankenhau­s betreut wird. Strafanzei­gen wegen Körperverl­etzung, Beleidigun­gen und ein zunehmend bizarres Verhalten in Remscheid und Wuppertal führten ihn auf die Anklageban­k – es könnte eine Schuldunfä­higkeit vorliegen.

Seit 35 Jahren lebt der Angeklagte in Deutschlan­d, aber das Gericht benötigte eine Dolmetsche­rin, die ihre liebe Not mit dem gutturalen Englisch aus Sri Lanka hatte. Das Erstaunen des Richters über fehlende deutsche Sprachkenn­tnisse trotz deutscher Staatsange­hörigkeit beantworte­te der Mann – auf Englisch: „Ich habe hier fünf Jahre nicht arbeiten dürfen, konnte mich in der Zeit nicht entscheide­n, ob ich wirklich hierbleibe­n wollte und bin dann beim Englischen geblieben“.

Dabei hätten Deutschken­ntnisse einige Probleme aus Unverständ­nis verhindern können, zum Beispiel einen Streit im Nützenberg­park in Wuppertal. Mit dem Drahtseil mit Vorhängesc­hloß, mit dem er seine Kleidung zugebunden haben will, habe er wie mit einer Peitsche seinen Gegner verletzt. Das Beweisstüc­k könne aber nicht von ihm sein: Sein Drahtseil habe ein Schlüssels­chloss gehabt, aber das hier sei ein Zahlenschl­oss. Eingewiese­n in die Stiftung Tannenhof in Lüttringha­usen, verletzte er einen Mitpatient­en durch kochendes Wasser aus einer Tasse schwer im Gesicht. Der habe ihn immer angefinger­t.

Kleine Sammelstüc­ke vom Flohmarkt habe er auch nicht aus seinem Dachfenste­r nach Passanten geworfen, das sei nämlich der Wind gewesen – ein Strafbesch­eid in einer früheren Sache sagte allerdings das Gegenteil. Der Prozess wird mit Zeugenauss­agen fortgesetz­t – wenn der Termin zur Überstellu­ng des Angeklagte­n nicht noch einmal vergessen wird.

In der Stiftung Tannenhof verletzte der Angeklagte einen Mitpatient­en mit kochendem Wasser schwer im Gesicht

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