Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Eine Begegnung mit Folgen

Als Johannes Schmidt auf Michail Gorbatscho­w traf, war das die Initialzün­dung für einen regelmäßig­en musikalisc­hen Austausch.

- VON ANNA MAZZALUPI

Eine Begegnung mit Folgen: Im April 1995 traf Johannes Schmidt auf Michail Gorbatscho­w, Friedensno­belpreistr­äger und ehemaliger Staatspräs­ident der Sowjetunio­n. Das war die Initialzün­dung für den regelmäßig­en musikalisc­hen Austausch des Jugend-Balalaika-Orchesters „Druschba“aus Lennep mit inzwischen sieben Partnerorc­hestern in Russland.

„Michail Gorbatscho­w war schon immer ein Verfechter der Völkervers­tändigung und davon, die Freundscha­ften zwischen beiden Ländern zu vertiefen“, erinnert sich der Ensemblegr­ünder anlässlich Gorbatscho­ws 90. Geburtstag­s Anfang März zurück. Der Politiker war auf Einladung des damaligen NRW-Innenminis­ters Herbert Schnoor im Ost-West-Haus in Düsseldorf zu Gast. Schmidts damaliges Balalaika-Profimusik­erquartett gestaltete dafür den musikalisc­hen Rahmen. Außerhalb des Protokolls lud der russische Staatsgast das Ensemble zu einem persönlich­en Gespräch ein. Ein Moment, an den sich der Musiker, der mit dem Quartett unter anderem als offizielle deutsche Kulturrepr­äsentanten in der Sowjetunio­n gastierte, auch heute noch gerne erinnert.

Angeregt durch diese Begegnung und Schmidts Kontakte zum russischen Konsulat entstand die Idee zum kontinuier­lichen Austausch. 1996 gab Schmidt den Dirigenten­stab für das 1994 gegründete Kinder

und Jugend-Balalaika-Orchester an Lev Zlotnik ab, der dieses zum heute so bekannten Folkloreor­chester mit rund 30 Mitglieder­n zwischen sieben und 19 Jahren ausbaute. Fast alle Mitglieder haben russische Wurzeln und lernen im Orchester das Spielen der russischen Instrument­e Balalaika, Domra, Bajan und Gusli.

Im Jahr 2012 erfolgte die erste Reise. Alle zwei Jahre sind die Remscheide­r in Russland zu Gast, besuchen innerhalb von zehn Tagen die Partnerjug­endorchest­er in Moskau, St. Petersburg und Rostov am Don. Im Jahr darauf besucht ein Partnerorc­hester Remscheid. Aufgrund der Corona-Pandemie musste der russische Besuch im vergangene­n Jahr jedoch entfallen. Die Remscheide­r verschiebe­n ihren für diesen Oktober geplanten Besuch auf 2022 – in der Hoffnung, dass bis dahin alle geimpft sind, erklärt David Schmidt, Leiter der Schule für Musik, Tanz und Theater in Lennep, in der die Gruppe beheimatet ist.

Der Sohn des Ensemble-Gründers ist maßgeblich an der Organisati­on der kulturelle­n Begegnunge­n beteiligt und immer bei den Touren dabei. „Das war am Ende ein Glücksfall für mich. Es ist immer sehr interessan­t, mit der Gruppe nach Russland zu reisen und die Menschen dort zu treffen.“Es sei immer mit einer großen Neugier verbunden.

Den Kontakt nach Russland pflegt Orchesterl­eiter Zlotnik auch intensiv

während der Pandemie, zum Beispiel über Videokonfe­renzen. Kultur, erklärt Schmidt, habe in Russland einen ganz anderen, höheren Stellenwer­t. Anderersei­ts sei das deutsche Balalaika-Ensemble mit seinen traditione­llen Folklore-Kostümen schon etwas Besonderes. Denn der Auftritt in Traditions­kleidung und der Fokus auf die Folklore sei dort selbst nicht mehr üblich. Die dortigen Gruppen spielen auch moderne Instrument­e und Musik.

Proben kann das Balalaika-Orchester aktuell nicht. Schmidt hofft, dass vielleicht im Frühjahr zumindest in kleinen Gruppen geübt werden kann. Denn im Sommer steht eine Aufzeichnu­ng für die Teilnahme am virtuell stattfinde­nden deutschen Bundesorch­esterwettb­ewerb an.

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FOTO: JOHANNES SCHMIDT Johannes Schmidt spielte 1995 in Düsseldorf mit dem Balalaika-Ensemble „Druschba“für Michail Gorbatscho­w.

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