Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
MTV kommt gut durch die Krise
Auch in Merscheid macht sich Corona bemerkbar. Aber finanziell und in der Mitgliederliste sind die Auswirkungen mild.
Auch in Merscheid macht sich Corona bemerkbar. Aber finanziell und in der Mitgliederliste sind die Auswirkungen mild.
Es ist kühl beim Treffen mit den Verantwortlichen des Merscheider Turnvereins. Der Rasen ist von Maulwurf-Haufen übersät, Käfer haben ihr Unwesen getrieben, in Sichtweite arbeitet eine Firma für den Verein lautstark am Kanalsystem. Und trotz dieser eher bescheidenen Rahmenbedingungen kann man schnell erahnen, um welch eine Idylle es sich beim Heinz-Peters-Platz an der Eifelstraße handelt. Es ist eine von zwei Anlagen, die dem MTV gehören.
Die Heimat I „Einzigartig ist, dass wir eine eigene Sporthalle haben, die wir ganz alleine nutzen können“, sagt die Vorsitzende Katrin Dültgen. Sogar Mieteinnahmen durch die Stadt für den Schulsport können verbucht werden. An der Turnerstraße steht die Halle, für die es gerade erst ein überaus positives Signal gegeben hat – den Förderbescheid des Landes im Programm „Moderne Sportstätte 2022“in Höhe von 550.000 Euro. Hinzu kommen 15 Prozent durch den Verein, der dann umfangreiche Arbeiten durchführen kann: Dach, Boden, Prallschutz, Barrierefreiheit, Photovoltaikanlage. „Ohne das Förderprogramm wäre das niemals möglich gewesen“, sagt die Vereinsvorsitzende.
Die Heimat II Der Heinz-Peters-Platz bietet vielfältige Möglichkeiten zum Sport treiben. Im Sommer ist natürlich Beachvolleyball ein Renner, es entstehen fast schon Urlaubsgefühle. Zumal auch die vier Tennisplätze dann bestens besetzt sind. „Wir würden gerne eine Fitnessanlage wie im Walder Stadion anbieten, das wird sehr gut angenommen“,
sieht Dültgen hier noch Luft nach oben. Wenn Sport in Gruppen gemacht werden darf, ist ebenfalls eine Menge
los. „Viele Mitglieder kannten nur die Sporthalle. Dass der Sport außerhalb der Lockdowns im Freien stattfand, war mal was Gutes.“Die Tennisabteilung unter Leitung von Werner Rischke und Elmar Brintrup agiert mit viel Einsatz, ist unter anderem bei der Jugend aufgestellt und setzt auch im Damenbereich vermehrt Akzente.
Die Corona-Folgen „Wir nehmen es hin, seit März 2020 gab es ständig was Neues. Es hat sich aber auch viel entwickelt, an das wir vor einem Jahr noch gar nicht gedacht hatten“, fasst Volker Eigemann aus dem erweiterten Vorstand zusammen. So habe man zum Beispiel die Digitalisierung erheblich vorangetrieben, wozu nicht zuletzt eine Spende der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt in Höhe von 3200 Euro beigetragen hat. Sogar ein Filmstudio im Vereinsheim ist auf diese Weise entstanden. Negativ zu Buche schlägt
die Sorge vor der Zukunft. „Es bewegt uns, wenn Jugendliche und Erwachsene nach der Pandemie vielleicht nicht
mehr in den Wettkampfsport zurückkommen“, sagt Dültgen.
Die Corona-Angebote Insbesondere der Jugendvorstand um Nils Wiethoff, Lisa Hornung und Jannis Wiethoff hat in Anlehnung des Landessportbund-Modells viele Vorschläge vor Ort umgesetzt. Dazu zählen Rallyes, Sport in Tüten (Präsente wie Seilchen), Online-Spieleabende, Postkartenaktionen der Jüngeren, aber auch direkte Hilfe. So wurden die älteren Mitglieder angerufen, ob man ihnen bei alltäglichen Dingen Unterstützung zukommen lassen könne. Unabhängig von Corona gehört man zu den Anbietern von „Sport im Park“, hätte auch gerne an der nicht stattgefundenen Winter-Edition dieses Erfolgsproduktes teilgenommen. Kinderkarneval,
Weihnachtseislaufen im Ittertal, viele Turniere, alle zwei Jahre ein Sommerfest, vom Landessportbund geförderte Online-Angebote, virtuelle Kurse zu Fitness-Tanz, Tabata und mehr – all dies gehört zum umfangreichen Programm wie auch die intensive Beteiligung an der auf große Resonanz des Sports stoßenden Aktion „Pink gegen Rassismus“in dieser Woche.
Die Vereinsbasis Das sind die Mitglieder. Bei den Abgängen gibt es keine Einbrüche, aber es fehlen nahezu komplett die Neuen. Auch finanziell erlebt der MTV kein Desaster. „Mitgliedern, die in Engpässe geraten, kommen wir bei den Beiträgen entgegen“, erklärt Dültgen. Grundsätzlich freut sich die 55-Jährige über Menschen mit Ideen, das zeichne den Verein aus. Bestes Beispiel: Roundnet, ein Rückschlagspiel mit Anleihen beim Beachvolleyball, bei dem zwei Zweier-Teams um ein kleines rundes Netz spielen, ist rasch nach seiner Einführung zur eigenen Abteilung avanciert.
Die Aktualität Zu gerne hätten die Merscheider früher mit der Hallenrenovierung begonnen, als sie es jetzt tun können. Aber es bedurfte des Förderbescheides aus Düsseldorf. „Es ist jetzt natürlich eine Zeit mit viel Jonglage“, weiß Dültgen – seit kurzem für die Grünen im Sportausschuss, um die Tatsache, dass die Halle vielleicht genau dann nicht mehr zur Verfügung steht, wenn im Innern wieder Sportangebote möglich sind. Ein Lob geht nicht nur wegen der Gelder für vereinseigene Sportstätten an den Landessportbund und Solinger Sportbund. „Dank der guten Kooperation wurden viele wichtige Entscheidungen getroffen“, sagt die Solingerin, die auch gute Gespräche mit anderen Vereinen, so über Hallenzeiten, herausstellt. Viel Energie habe die Planung zur Hallensanierung beim Vorstand gebunden. Wenn das Projekt abgeschlossen und Corona hoffentlich nach der Impfwelle etwas an Schrecken verloren hat, soll das umgesetzt werden, wofür letztlich auch ein Merscheider Turnverein steht: wieder mehr aktiv Sport treiben, so wie mit den Kinder-Trainingsgruppen im Freien gerade der Anfang gemacht werden konnte.