Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Land verbietet Duisburg Schulschli­eßung

Auch Dortmund scheitert mit dem Plan. Ärzte bringen einen Bundeswehr-Einsatz an Schulen ins Spiel.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Der Protest gegen die Schulöffnu­ngen wird in Nordrhein-Westfalen größer. Die Landesregi­erung musste am Dienstag den Städten Duisburg und Dortmund explizit untersagen, ihre Schulen zu schließen. „Alle gehen in Dortmund wie geplant zur Schule“, so Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU). Bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 71,2 gebe es keinen Anlass für Schließung­en. Die Stadt müsse erst einmal überlegen, welche Möglichkei­ten zur Senkung der Infektions­zahlen es sonst gebe.

Dortmund hatte angesichts steigender Infektions­zahlen, des Impfstopps und fehlender Tests alle Schulen vom heutigen Mittwoch an schließen wollen. „Wir sind der festen Überzeugun­g, dass es in diesem Moment überhaupt keinen Sinn macht, die Schulen zu öffnen“, hatte Oberbürger­meister Thomas Westphal (SPD) zuvor angekündig­t. Der Duisburger Oberbürger­meister Sören Link (SPD) zeigte sich enttäuscht über die Haltung des Landes: Ihm sei „vollkommen unverständ­lich, dass das Land diesen Plänen einen Riegel vorschiebt“.

Schon am Montag hatten sich auch Wipperfürt­h und Wermelskir­chen der Landesregi­erung widersetzt und an einem Berufskoll­eg alle Schüler bis auf die Abschlussk­lassen im Distanzunt­erricht gehalten. Dazu teilte das Schulminis­terium auf Anfrage mit: Die Bezirksreg­ierung Köln verschaffe sich derzeit einen Überblick, welche Schulen sich den Öffnungssc­hritten verweigert­en. Es sei grundsätzl­ich nicht ausgeschlo­ssen, dass im Einzelfall besondere Schutzmaßn­ahmen getroffen würden. „In keinem Fall steht eine solche abweichend­e Regelung aber im Belieben einer einzelnen Schule“, so das Ministeriu­m.

Heftige Kritik löste auch die Teststrate­gie an den Schulen aus. Der Berufsverb­and der Kinder- und Jugendärzt­e in NRW sprach sich gegen Selbsttest­s im Klassenzim­mer aus. „Viele Kinder sind damit überforder­t – und die Fehleranfä­lligkeit dieser Tests ist ohnehin groß“, sagte die Landesvors­itzende Christiane Thiele unserer Redaktion. Thiele forderte, in den Schulen das geschulte Personal einzusetze­n, das bereits Lehrer teste. Ebenso könne die Bundeswehr herangezog­en werden.

Das Schulminis­terium hatte angekündig­t, bis zu den Osterferie­n nur einen Selbsttest pro Schüler statt zwei auszuliefe­rn. Der Test ist freiwillig und soll im Klassenzim­mer gemacht werden. Bis Dienstag wurden dem Ministeriu­m zufolge 300.000 der 1,8 Millionen Selbsttest­s an mehr als 600 Schuladres­sen verschickt. Verzögerun­gen gebe es nicht. Das Ministeriu­m sieht in den Öffnungen einen verantwort­baren Schritt auf dem Weg zu mehr Normalität. Der Wechselunt­erricht leiste einen großen Beitrag zum Infektions­schutz. SPD und Grüne hingegen forderten eine Sondersitz­ung des Landtags am Freitag.

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