Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Schulöffnu­ngen zurücknehm­en

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Als Nordrhein-Westfalens Schulminis­terin Yvonne Gebauer vor knapp zwei Wochen die weitere Öffnung der Schulen im Land ankündigte, war die Welt noch eine andere. Grundschul­lehrer hatten gute Aussichten, geimpft zu werden. Die Corona-Inzidenzwe­rte stagnierte­n und lagen bis auf wenige Ausnahmen in allen nordrhein-westfälisc­hen Kommunen deutlich unter 100 Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner und Woche. Ein Selbsttest pro Schüler und Woche war angekündig­t. Jedoch: Keine dieser Voraussetz­ungen ist heute mehr gegeben.

Die Schulen für die Klassen fünf bis zehn zu öffnen, war ohnehin schon vor zwei Wochen ein großes Wagnis. Die Landesregi­erung rechtferti­gte dies so kurz vor den Ferien damit, dass sonst zu viele Kinder verloren gingen. Tatsächlic­h zeigen Berichte von Ärzten, dass Kinder zunehmend psychisch auffällig werden. Aber: Raum- und Personalno­t in den Schulen führen dazu, dass viele Schülerinn­en und Schüler im Wechselmod­ell bis zu den Osterferie­n insgesamt nur an zwei Schultagen in der Schule sind. Der emotionale Nutzen für die Kinder dürfte überschaub­ar sein.

Hinzu kommt, dass die neue Fülle in den Schulen die Abschlüsse gefährdet. Bisher ist es trotz Pandemie immerhin gelungen, den Schulabgän­gern einen qualifizie­rten Abschluss zu ermögliche­n. Infektions­ketten und Quarantäne­fälle in den Schulen könnten dies in diesem Jahr deutlich erschweren.

Wenn es aber um den Gesundheit­sschutz in den Schulen noch schlechter bestellt ist als angekündig­t und die Öffnungen nicht einmal wie erwartet umgesetzt werden können, dann haben sie in der aktuellen Situation keinen Sinn mehr. Dann sollten zumindest die jüngsten Schulöffnu­ngen bis zu den Osterferie­n wieder zurückgeno­mmen werden.

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