Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Berufungsp­rozess gegen McLaren-Raser in Essen gestartet

- VON CLAUDIA HAUSER

Nach dem Unfalltod der 18 Jahre alten Gina P. aus Mülheim muss sich ein 25-Jähriger seit Dienstag erneut wegen fahrlässig­er Tötung vor Gericht verantwort­en. Lars D. war im März 2019 mit seinem 570 PS starken McLaren in Essen von der A 52 abgekommen und gegen einen Baum geschleude­rt. Den Wagen hatte D. erst wenige Tage vor dem Unfall geleast. Gina P., die auf dem Beifahrers­itz saß, war sofort tot. Lars D. war in einem ersten Prozess zu 14 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Er war bei dem Unfall nur leicht verletzt worden. Weil Staatsanwa­ltschaft und Angeklagte­r Berufung gegen das Urteil des Amtsgerich­ts eingelegt haben, muss sich nun das Essener Landgerich­t mit dem Unfall befassen.

Claudia Bork, die Mutter der getöteten Frau, nimmt auch diesmal als Nebenkläge­rin am Prozess teil. „Das ist nicht einfach“, sagt sie. „Ich schaue ihn an und muss immer daran denken, dass er der letzte Mensch ist, den mein Kind gesehen hat, bevor es gestorben ist.“Die 53-Jährige hätte gern einmal mit dem Angeklagte­n gesprochen. Er hatte ihr einen Monat nach dem Unfall einen Brief geschriebe­n und sogar ein Treffen angeboten. „Aber auf meine Versuche, Kontakt zu ihm aufzunehme­n, hat er dann nicht mehr reagiert“, sagt Bork. „Mit der Bewährungs­strafe ist er mit einem blauen Auge davongekom­men. 14 Monate für ein Menschenle­ben“, sagt sie. Sie würde sich eine Gefängniss­trafe für Lars D. wünschen, „einfach weil ich das Gefühl habe, dass ihn das alles nicht berührt“.

Zum Prozessauf­takt am Dienstag hat Lars D. zu den Vorwürfen geschwiege­n. Im ersten Urteil war das Gericht davon ausgegange­n, dass er mit knapp 300 Stundenkil­ometern unterwegs war. Möglicherw­eise könnte der Wagen aber auch langsamer gewesen sein. Nach einer Neubewertu­ng durch einen Sachverstä­ndigen ist der McLaren über die Straße gedriftet und mit bis zu Tempo 190 in die Leitplanke gekracht. Anschließe­nd sei der Wagen unter der Leitplanke hindurchge­drückt und an einem Baum in zwei Teile gerissen worden. „Dass dafür zwingend eine Ausgangsge­schwindigk­eit von 250 km/h oder mehr notwendig gewesen sein muss, stimmt nicht“, sagte der Sachverstä­ndige. Im Prozess wurde eine Unfallsimu­lation gezeigt. „Das war kaum zu ertragen, zu wissen, da hat mein Kind drin gesessen“, sagt Claudia Bork. Das Urteil soll an diesem Mittwoch gesprochen werden.

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