Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
„Warum Astrazeneca nehmen?“
In der Praxis von Alexa von Gienanth wollten sich nur wenige Mitarbeiter impfen lassen.
Alexa von Gienanth ist erleichtert über den vorläufigen Stopp von Corona-Impfungen mit dem Präparat von Astrazeneca. „Ich hatte meine erste Impfung mit dem Stoff Ende Februar; meine zweite war vorgesehen für Ende April“, sagt die Leiterin des Dental Centrum Düsseldorf. Selbst wenn Astrazeneca wieder zugelassen werden sollte, will sie ihre zweite Spritze nicht mehr mit diesem Impfstoff verabreicht bekommen. „Die Nebenwirkungen beim ersten Mal waren zu heftig. Ich hatte anschließend Schwindel, Schüttelfrost, Gliederschmerzen, Herzrasen und fühlte mich total erschöpft, sodass ich fast nicht mehr aus dem Bett aufstehen konnte“, sagt sie. „Ich war insgesamt zwei Tage krank – und das erst nach einer Woche.“
28 Personen arbeiten bei von Gienanth in der Praxis; nur sieben haben sich überhaupt bereit erklärt, sich mit Astranzeneca impfen zu lassen. „Ich habe damals zu meinen Kollegen noch gesagt, dass sie dann sehen können, dass man keine Sorge vor Nebenwirkungen haben muss und mit dem Impfstoff alles gut laufen wird“, sagt von Gienanth. „Tatsächlich war es so, dass alle sieben, die sich haben impfen lassen, hinterher krank und nicht arbeitsfähig waren – zwischen einem Tag und einer Woche. Sie klagten allesamt unter anderem über Unterleibschmerzen, hohes Fieber und Schüttelfrost. „Einer bekam sogar massive Hautausschläge“, so die Zahnärztin.
Das Gesundheitsamt hat von Gienanth informiert, dass die Impfungen mit Astrazeneca ausgesetzt werden. Mehr aber habe in der E-Mail des Amts nicht gestanden. Die Zahnärztin möchte nicht falsch verstanden werden. „Ich bin ganz klar für das Impfen“, sagt sie. Es sei wichtig, dass dadurch eine Herdenimmunität erzeugt werde. Als Medizinerin sei ihr auch völlig bewusst, dass ein Impfstoff, der so schnell auf den Markt gekommen ist, noch nicht ausgereift sein könne und es mehr Nebenwirkungen geben könnte als bei anderen Impfungen. „Aber ich selbst möchte ja auch meinen Patienten die bestmögliche Behandlung anbieten. Und beim Impfen möchte ich für meine Familie, meine Kollegen und mich selbst auch die beste Therapie haben.“
Sabrina Petschke ist eine der sieben Mitarbeiter, die sich mit Astrazeneca impfen haben lassen; auch sie müsste noch eine zweite Spritze bekommen. „Ich kam im Vergleich zu meinen Kollegen noch am glimpflichsten davon“, sagt sie. „Ich habe nur Gliederschmerzen, Kopfschmerzen und bis zu 40 Grad hohes Fieber gehabt.“Was sie jetzt macht, weiß sie noch nicht genau. Mit Astrazeneca will sie sich aber nicht ein zweites Mal impfen lassen. Das Vertrauen sei nun endgültig verloren. „Das ist so schade. Ich habe mich ja auch impfen lassen, damit ich meine Familie schütze“, sagt sie.
Von Gienanth ist aber nicht nur wegen der massiven Nebenwirkungen, die bei ihr aufgetreten sind, und des vorläufigen Impfstopps gegenüber Astrazeneca skeptisch eingestellt. „Auch wenn die Impfung damit nicht vorläufig eingestellt worden ist, hätte ich die zweite Spritze damit nicht mehr genommen. Ich nehme den zweiten Termin Ende April also nicht wahr“, sagt sie. Viele Kollegen und Freunde von ihr, darunter Chefärzte, hätten ihr berichtet, dass bei den anderen Impfstoffen deutlich weniger Nebenwirkungen auftreten würden. „Also warum soll ich nochmal Astrazeneca nehmen?“