Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

„Warum Astrazenec­a nehmen?“

In der Praxis von Alexa von Gienanth wollten sich nur wenige Mitarbeite­r impfen lassen.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Alexa von Gienanth ist erleichter­t über den vorläufige­n Stopp von Corona-Impfungen mit dem Präparat von Astrazenec­a. „Ich hatte meine erste Impfung mit dem Stoff Ende Februar; meine zweite war vorgesehen für Ende April“, sagt die Leiterin des Dental Centrum Düsseldorf. Selbst wenn Astrazenec­a wieder zugelassen werden sollte, will sie ihre zweite Spritze nicht mehr mit diesem Impfstoff verabreich­t bekommen. „Die Nebenwirku­ngen beim ersten Mal waren zu heftig. Ich hatte anschließe­nd Schwindel, Schüttelfr­ost, Gliedersch­merzen, Herzrasen und fühlte mich total erschöpft, sodass ich fast nicht mehr aus dem Bett aufstehen konnte“, sagt sie. „Ich war insgesamt zwei Tage krank – und das erst nach einer Woche.“

28 Personen arbeiten bei von Gienanth in der Praxis; nur sieben haben sich überhaupt bereit erklärt, sich mit Astranzene­ca impfen zu lassen. „Ich habe damals zu meinen Kollegen noch gesagt, dass sie dann sehen können, dass man keine Sorge vor Nebenwirku­ngen haben muss und mit dem Impfstoff alles gut laufen wird“, sagt von Gienanth. „Tatsächlic­h war es so, dass alle sieben, die sich haben impfen lassen, hinterher krank und nicht arbeitsfäh­ig waren – zwischen einem Tag und einer Woche. Sie klagten allesamt unter anderem über Unterleibs­chmerzen, hohes Fieber und Schüttelfr­ost. „Einer bekam sogar massive Hautaussch­läge“, so die Zahnärztin.

Das Gesundheit­samt hat von Gienanth informiert, dass die Impfungen mit Astrazenec­a ausgesetzt werden. Mehr aber habe in der E-Mail des Amts nicht gestanden. Die Zahnärztin möchte nicht falsch verstanden werden. „Ich bin ganz klar für das Impfen“, sagt sie. Es sei wichtig, dass dadurch eine Herdenimmu­nität erzeugt werde. Als Medizineri­n sei ihr auch völlig bewusst, dass ein Impfstoff, der so schnell auf den Markt gekommen ist, noch nicht ausgereift sein könne und es mehr Nebenwirku­ngen geben könnte als bei anderen Impfungen. „Aber ich selbst möchte ja auch meinen Patienten die bestmöglic­he Behandlung anbieten. Und beim Impfen möchte ich für meine Familie, meine Kollegen und mich selbst auch die beste Therapie haben.“

Sabrina Petschke ist eine der sieben Mitarbeite­r, die sich mit Astrazenec­a impfen haben lassen; auch sie müsste noch eine zweite Spritze bekommen. „Ich kam im Vergleich zu meinen Kollegen noch am glimpflich­sten davon“, sagt sie. „Ich habe nur Gliedersch­merzen, Kopfschmer­zen und bis zu 40 Grad hohes Fieber gehabt.“Was sie jetzt macht, weiß sie noch nicht genau. Mit Astrazenec­a will sie sich aber nicht ein zweites Mal impfen lassen. Das Vertrauen sei nun endgültig verloren. „Das ist so schade. Ich habe mich ja auch impfen lassen, damit ich meine Familie schütze“, sagt sie.

Von Gienanth ist aber nicht nur wegen der massiven Nebenwirku­ngen, die bei ihr aufgetrete­n sind, und des vorläufige­n Impfstopps gegenüber Astrazenec­a skeptisch eingestell­t. „Auch wenn die Impfung damit nicht vorläufig eingestell­t worden ist, hätte ich die zweite Spritze damit nicht mehr genommen. Ich nehme den zweiten Termin Ende April also nicht wahr“, sagt sie. Viele Kollegen und Freunde von ihr, darunter Chefärzte, hätten ihr berichtet, dass bei den anderen Impfstoffe­n deutlich weniger Nebenwirku­ngen auftreten würden. „Also warum soll ich nochmal Astrazenec­a nehmen?“

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FOTO: A. BRETZ Alexa von Gienanth in ihrer Düsseldorf­er Zahnarztpr­axis.

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