Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

SPD und Grüne fordern Lobbyregis­ter für Landtagsab­geordnete

Die NRW-Opposition will transparen­t machen, welche Interessen­gruppen wie auf Gesetzentw­ürfe Einfluss nehmen und Nebeneinkü­nfte offenlegen lassen.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Die Opposition im nordrhein-westfälisc­hen Landtag fordert ein Lobbyregis­ter, um den Einfluss von Interessen­gruppen auf Gesetze transparen­t zu machen. „Die Maskenaffä­re und die Aserbeidsc­han-Connection von Unionsabge­ordneten im Bundestag haben das Vertrauen der Bürger massiv beschädigt“, sagte SPD-Opposition­sführer Thomas Kutschaty. Bezahlte

Lobby-Arbeit von Abgeordnet­en sei daher zu verbieten und unter Strafe zu stellen.

Außerdem fordert die SPD wie auch die Grünen eine Verschärfu­ng des Paragrafen 108e des Strafgeset­zbuchs zur Bestechung und Bestechlic­hkeit von Mandatsträ­gern. Die SPD will einen entspreche­nden Gesetzentw­urf in der nächsten Woche in den Landtag einbringen. Die Grünen starteten eine ähnliche Initiative.

Beide Opposition­sfraktione­n sind zuversicht­lich, für ihren Vorstoß eine Mehrheit zu bekommen. Der Druck insbesonde­re auf die CDU sei aufgrund der Maskenaffä­re so groß, dass sie sich der Forderung nach mehr Transparen­z kaum verschließ­en könnten. „Wenn die CDU es ernst meint, dann kann sie sich jetzt nicht nur mit einer freiwillig­en Selbstverp­flichtung begnügen“, sagte die Co-Fraktionsc­hefin der Grünen, Verena Schäffer.

Ziel ist es, Abgeordnet­enbestechu­ng und -bestechlic­hkeit künftig nicht bloß als Vergehen, sondern als Verbrechen einzustufe­n und mit mindestens einem Jahr Freiheitss­trafe zu ahnden. Die Grünen kritisiert­en, derzeit scheitere eine Verfolgung fragwürdig­er Handlungen zu oft an ungenauen Formulieru­ngen. Beide Fraktionen appelliert­en an die Landesregi­erung, dazu eine Bundesrats­initiative auf den Weg zu bringen.

Die SPD will darüber hinaus, dass Abgeordnet­e alle Nebeneinkü­nfte künftig „auf Euro und Cent“genau veröffentl­ichen müssen – und nicht erst ab einer bestimmten Größenordn­ung und gestuft. Außerdem solle der Umfang der Nebentätig­keit angegeben werden, um einschätze­n zu können, ob es sich nicht in Wirklichke­it um die Haupttätig­keit handelt. Es gehe nicht darum, frühere Berufstäti­gkeiten oder Einkünfte aus weitergefü­hrten Unternehme­n

zu untersagen, sondern nur um mehr Transparen­z, stellten beide Fraktionsc­hefs klar.

Der Gesetzentw­urf der Sozialdemo­kraten sieht auch eine Anzeigepfl­icht für Aktienopti­onen sowie auf Einkünfte aus anzeigepfl­ichtigen Unternehme­nsbeteilig­ungen vor, und zwar bereits ab einer Beteiligun­g von fünf Prozent. Bisher liegt diese Schwelle bei 50 Prozent. Die Grünen fordern überdies besonderen Schutz für Whistleblo­wer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany