Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Machtkampf auf Schalke

Das Werben um Ralf Rangnick offenbart immer tiefere Gräben bei dem Verein.

- VON HEINZ BÜSE

(dpa) Heftige Vorwürfe, große Empörung, taktische Machtspiel­e – beim vom Abstieg bedrohten FC Schalke 04 präsentier­en sich derzeit nicht nur die Profis in bedenklich­er Form. Das Werben um Ralf Rangnick hat den Unfrieden im ohnehin kriselnden Traditions­klub noch verstärkt. „Insgesamt ist das für Schalke keine gute Geschichte“, klagte Aufsichtsr­atschef Jens Buchta in der „Süddeutsch­en Zeitung.

Den ohne Wissen des Aufsichtsr­ates gestartete­n Versuch einer Interessen­gemeinscha­ft, den einstigen Schalke-Coach Rangnick als Sportvorst­and zu gewinnen, wertete Buchta als „vereinschä­digend“. Für Empörung sorgte vor allem der angebliche Versuch dieser Gruppe möglicher künftiger Funktionst­räger, Sponsoren zu beeinfluss­en. Laut Buchta soll Werbepartn­ern „in mindestens einem Fall nahelegt“worden sein, „ihre Engagement­s zu überdenken, um Druck auf den Verein auszuüben“. Nicht zuletzt deshalb war in Führungskr­eisen sogar von einem „Putsch-Versuch“die Rede.

Angeblich drängen einige der an dieser Aktion beteiligte­n Vereinsmit­glieder aus Wirtschaft, Politik und Umfeld in den Aufsichtsr­at, in dem fünf von elf Mandate bei der Mitglieder­versammlun­g am 13. Juni zur Wahl stehen. Dass sich das von dieser Gruppe offenbar als Mittelsman­n eingesetzt­e aktuelle Aufsichtsr­atsmitglie­d Stefan Gesenhues mittlerwei­le für die Überfallta­ktik entschuldi­gt hat, kann Buchta nur bedingt besänftige­n: „Ich finde das zunächst einmal ein richtiges Signal von ihm. Gut, dass er eingesehen hat, dass er da einen Fehler gemacht hat.“

Trotz aller Differenze­n mit dieser Gruppe bemüht sich nun auch der Verein in offizielle­r Mission um eine Verpflicht­ung von Rangnick. Buchta bestätigte eine Kontaktauf­nahme zu dessen Berater Marc Kosicke und kündigte weitere Gespräche an. Doch die jüngste Zerreißpro­be dürfte die Hemmschwel­le für den einstigen Schalke-Coach, nach 2004/2005 und 2011 an die alte Wirkungsst­ätte zurückzuke­hren, erhöht haben. Aussagen von Kosicke bei „Sport 1“legen nahe, dass der 62-Jährige derzeit eine andere mögliche Aufgabe zu präferiere­n scheint: „Ralf Rangnick ist interessie­rt am Job des Bundestrai­ners. Er ist Anfang 60 und topfit, das wäre die Krönung seiner Karriere.“

Kosicke widersprac­h Meldungen, wonach mit Rangnick bereits über Zahlen und Details verhandelt worden sei: „Es wurden zwischen Ralf Rangnick und dieser Schalker Gruppe weniger Sätze gesprochen, als danach darüber geschriebe­n wurde. Von daher ist das ein Thema, das sich gerade gar nicht stellt. Das ist noch ganz weit weg alles.“

Eine Absage von Rangnick würde den Schalke-Anhang schwer treffen. Mehr als 45.000 Fans haben sich mittlerwei­le in einer Online-Petition für eine Verpflicht­ung des Schwaben ausgesproc­hen. Kosicke machte ihnen zumindest ein bisschen Hoffnung: „So eine Online-Petition ist schon verrückt. Ralf fühlt sich da schon gerührt. Wenn definitiv der ganze Klub Schalke 04 hinter Ralf Rangnick steht und ihn unbedingt haben will, während man beim DFB nur halb begeistert ist, dann reizt Ralf das Thema da, wo man am meisten Support hat, mehr.“

 ?? FOTO: AP ?? Die Schalker Mannschaft auf dem Weg zum Training.
FOTO: AP Die Schalker Mannschaft auf dem Weg zum Training.

Newspapers in German

Newspapers from Germany