Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Gemischte Bilanz bei „Click and Meet“

Einkaufen mit zuvor vereinbart­em Termin muss sich noch einspielen. Viele Geschäfte nutzen bereits die Luca-App.

- VON MORITZ JONAS UND ANJA KRISKOFSKI

Seit einer Woche läuft auch bei vielen Solinger Einzelhänd­lern das von Bund und Ländern beschlosse­ne Konzept „Click and Meet“, also der Einkauf nach Terminabsp­rache. Wenige Tage nach der Einführung setzen bereits viele Händler auf die Luca-App. Bei einem Infektions­fall können Daten so digital ans Gesundheit­samt übermittel­t werden.

Die Solinger Händler ziehen eine gemischte Bilanz des Einkaufens mit Termin. „Das Angebot wird angenommen“, sagt Michael Borgmann, Inhaber von Intersport Borgmann und stellvertr­etender Vorstand des Werbe- und Interessen­rings Solinger Innenstadt (W.I.R.). Doch die Kundenfreq­uenz sei geringer, und es habe gerade am Anfang Unsicherhe­iten gegeben.

Ein Gang durch die Innenstadt zeigt: Einkaufen ist zwar wieder möglich, aber es fehlt an entspannte­r und ungezwunge­ner Atmosphäre. Im Einkaufsze­ntrum Hofgarten sind einige Geschäfte auch weiterhin geschlosse­n, Sitzgelege­nheiten sind noch immer mit Flatterban­d abgesperrt. Die Händler freuen sich trotzdem, mit dem neuen Modell ein Stück Normalität zurückgewo­nnen zu haben.

Auch wenn es Startschwi­erigkeiten gab, so zum Beispiel beim Modegeschä­ft H&M. Dort habe zunächst das deutschlan­dweite Online-Buchungssy­stem gestreikt. Inzwischen funktionie­re aber alles einwandfre­i, erklärt Mitarbeite­r Kevin Palaschek. Zusätzlich zu den Online-Terminen lassen sich Termine auch direkt vor Ort buchen. Palaschek: „Gerade für die älteren Kunden ist es so deutlich einfacher.“

Bei Grazia Miracapill­o, Inhaberin von Gracys Fashion & More an der Kirchstraß­e, ist die Terminvere­inbarung ebenfalls an Ort und Stelle möglich. Sie arbeitet schon mit der neuen Luca-App. „Die App ist super, dass erspart mir viel Papierkram. Auch wenn es sich erst noch herumsprec­hen muss.“Egal, ob mit oder ohne App: Sie sei einfach froh, wieder Kunden in ihrem Laden begrüßen zu dürfen. Das gelte auch umgekehrt, berichtet Heike Gusek vom House of Jeans: „Wir haben viele Stammkunde­n. Die sind froh, dass sie wiederkomm­en können. Es läuft besser als gedacht.“Sie vergibt telefonisc­h Termine. Wenn niemand sonst im Geschäft ist, könne man auch spontan einkaufen.

Darauf weist auch Sporthändl­er Michael Borgmann hin: Er bietet Terminbuch­ungen telefonisc­h, online oder direkt vor Ort an. „Wir lassen bewusst Kapazitäte­n für Kunden frei, die spontan kommen. Niemand muss lange Wartezeite­n befürchten.“Die Menschen seien glücklich, wieder in die Läden gehen zu dürfen. „Und wer kommt, hat eine klare Kaufabsich­t“, berichtet Borgmann. Um das System zu vereinfach­en, hat auch er in seiner Filiale die Luca-App eingeführt. „Das ist für beide Seiten ein super einfaches System.“

Und auch Kunden nutzten die App bereits, berichtet Waldemar Gluch, Inhaber des Fotostudio­s Flic Flac und Vorsitzend­er des Initiativk­reises Solingen: „Heute kamen bereits zwei über 70-Jährige, die ihr Handy gezückt haben, um unseren QR-Code zu scannen.“

Auch Frauke Pohlmann, Goldschmie­din und Vorstandsm­itglied der Ohligser Werbe- und Interessen­gemeinscha­ft (OWG), hat die App in ihrem Laden eingeführt. Bei den Kunden herrsche über die Regeln noch viel Verwirrung: „In die Buchhandlu­ng kann ich so rein, bei uns nur mit Termin. Wenn gerade Platz ist, geht das auch spontan.“Viele Kunden seien aber noch sehr verhalten. Aufträge könnten weiterhin ohne Termin an der Tür abgegeben werden.

Weniger spontan funktionie­rt hingegen der Möbelkauf. Bei Möbel Hahn ist der Einkauf nur mit abgesproch­enem Termin möglich. Denn für die Anschaffun­g von Möbeln oder die Planung einer neuen Küche brauche man eben Zeit, erklärt Jan Pentenried­er, Marketing-Manager bei Möbel Hahn. „Es ist für uns ein Für und Wider. Auf der einen Seite können wir unsere Beratungen aufgrund der Termine gut planen. Anderersei­ts verlieren wir so sehr viel Laufkundsc­haft.“

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FOTO: CHRISTIAN BEIER Angelika Schreiber von Intersport Borgmann achtet darauf, dass Kunden ihre Hände desinfizie­ren und Kontaktdat­en hinterlass­en.

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