Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Viele offene Fragen an den Schulen

Das Land hat 1,8 Millionen Corona-Tests für die Schulen „kurzfristi­g“beschafft und in die Post gegeben. Dazu versandte das Schulminis­terium eine achtseitig­e Handreichu­ng. Bei den Lehrern sind dennoch viele Fragen offen.

- VON ALEXANDRA DULINSKI UND AXEL RICHTER

Das Paket mit den Corona-Selbsttest­s für seine Schülerinn­en und Schüler wurde ihm per E-Mail angekündig­t, berichtet Stephan Döring, Leiter des Gertrud-Bäumer-Gymnasiums. Wann die Test-Kits allerdings ankommen werden und die ersten Kinder und Jugendlich­en sich selbst testen können, ist unklar.

Wie berichtet, hat das Land 1,8 Millionen Tests für die Schulen

„Ich bin empathisch genug, um zu wissen, dass ein Elfjährige­r mit einem positiven Test in der Hand nicht

glücklich ist“

Stephan Döring

GBG-Schulleite­r

„kurzfristi­g“beschafft und gestern in die Post gegeben. Dazu versandte das Schulminis­terium eine achtseitig­e Schul-Mail zum Gebrauch. Unter anderem geht es darin um die Frage, was zu tun ist, wenn ein Kind in der Klasse positiv getestet werden sollte. Doch wirklich schlau wurden daraus weder Schuldezer­nent Thomas Neuhaus noch die Verantwort­lichen in den Schulen. Im Gegenteil: Für die Praktiker vor Ort lässt das ministerie­lle Schreiben bis heute viele Fragen offen.

Wie sieht zum Beispiel die altersgere­chte Isolierung eines Schülers aus, dessen Test positiv ausgefalle­n ist? Noch fehlt den Lehrern darauf die Antwort. Genau das aber fordert das Ministeriu­m: „Die betroffene Person muss unverzügli­ch und in altersgere­chter Weise unter Einhaltung der allgemeine­n Infektions­schutzund Hygienemaß­nahmen isoliert werden.“

Stephan Döring rätselt: Er müsse das Kind schließlic­h begleiten, könne die anderen Schüler aber auch nicht allein lassen. „Ich bin empathisch genug, um zu wissen, dass ein Elfjährige­r mit einem positiven Test in der Hand nicht glücklich ist“, sagt der Schulleite­r. Für die Kinder stelle das eine große Belastung dar. Den Tests in der Schule stehe er deshalb sehr skeptisch gegenüber und hätte sich eine andere Strategie gewünscht. Um Infektions­ketten zu unterbrech­en, würde es nicht reichen, einmal in 14 Tagen zu testen. Die jetzigen Tests sehe er daher nur als Testlauf.

720 Schnelltes­ts erwartet auch Jörg Bergemann, Rektor der Albert-Schweitzer-Realschule in Lennep. Für jede Schülerin und jeden Schüler einen. Bergemann versucht, die Sendung im Internet nachzuverf­olgen. Sobald die Test-Kits da sind, will er loslegen. Das eine Exemplar, das die Landesregi­erung den Schulen pro Schüler bis zu den Osterferie­n zugesagt hat, versteht auch er als Übungsmate­rial. Nach Ostern hofft er, weit mehr Schnelltes­ts zu bekommen. „Dann muss das Testen vor dem Unterricht zur Routine werden“, sagt er: „So wie es heute die Maske ist.“

Bergemann stellt sich noch eine andere Frage: „Was passiert eigentlich in der Klasse, wenn sich ein Schüler meldet und sagt: Herr Bergemann, mein Test ist aber positiv? Meldet sich der Rest der Klasse dann per WhatsApp bei den Eltern, ist die Panik perfekt.“Doch der Schulleite­r mag „nicht nur motzen“, wie er sagt. Grundsätzl­ich finde er die Tests nämlich richtig. Wenn es auch Zeit koste, so werde es das Lernklima doch deutlich entspannen.

Bevor es mit den Testungen losgehen kann, müsse aber noch einiges geklärt werden, sagt Michael Pötters, Direktor der Sophie-Scholl-Gesamtschu­le: Wie ist zum Beispiel zu verfahren, wenn Eltern dem Test nicht zustimmen? Bei 1300 Schülern sei die Gefahr außerdem sehr hoch, dass die Tests ein falsches Ergebnis zeigen. „Wir müssen unbedingt bis Freitag die ersten Kinder testen“, sagt Pötters mit Blick auf den wöchentlic­hen Wechsel der Unterricht­sgruppen.

An der Alexander-von-Humboldt-Realschule findet der Unterricht dagegen im täglichen Wechsel statt. „Wenn wir erst Donnerstag und Freitag testen, wissen wir, dass wir die Kinder sicher ins Wochenende schicken. Was aber am Wochenende passiert, ist unklar“, merkt AvH-Schulleite­rin Gundula Krüger an.

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FOTO: ROLAND KEUSCH GBG-Schulleite­r Stephan Döring und seine Stellvertr­eterin Stefanie Gehrke warten auf die Selbsttest­s.

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