Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Mit Arbeitszimmer, Breitband und Balkon
Die Nachfrage nach Immobilien ist in Remscheid seit Jahren groß. Daran hat auch die Corona-Pandemie nichts geändert.
Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche, Diele, Bad: Was bis vor einem Jahr den meisten Paaren an Wohnfläche völlig ausreichend erschien – bei Familien mit Nachwuchs mit den entsprechend zusätzlichen Kinderzimmern – reicht vielen nach monatelangem Homeoffice und Homeschooling offensichtlich nicht mehr aus.
„Wir stellen fest, dass Menschen, die aktuell eine Mietwohnung suchen, sich derzeit etwas mehr gönnen als noch vor einigen Jahren“, sagt Oliver Gabrian, Geschäftsführer der Remscheider Wohnungsaktiengesellschaft Gewag. Wer es sich finanziell leisten kann, greife mittlerweile häufiger zu einer etwas größeren und besser ausgestatteten Wohnung, etwa mit Platz für ein zusätzliches Arbeitszimmer und entsprechendem Breitbandausbau.
So waren bei der Gewag die kürzlich modernisierten Wohnhäuser am Hasenberg mit Solaranlage und dem etwas teureren, aber nachhaltigeren Mieterstrom in weniger als fünf Wochen nach der Ausschreibung komplett vermietet. Darüber hinaus, stellt Gabrian fest, habe die Pandemie im Bereich der Mietwohnungen allerdings keine signifikanten Veränderungen gebracht, nicht einmal die befürchteten. „Als kommunales Unternehmen mit moderaten Mietpreisen haben wir keine Mietrückstände zu verzeichnen und auch die Beschwerden haben in der Zeit nicht zugenommen.
Dass das Kaufinteresse angesichts der unsicheren Pandemie-Situation abnehmen würde, hatten viele Immobilienexperten befürchtet. Doch einen Rückgang kann zumindest Bianka Nau, Immobilienmaklerin im Immobilien- und Versicherungscenter der Sparkasse, nicht erkennen. Im Gegenteil: „Der Immobilienmarkt ist in den letzten Jahren stetig gestiegen, auch während der Pandemie, wo man hätte erwarten können, dass es stagniert. Doch viele Menschen, jene mit sicheren Jobs zumindest, suchen immer noch, teilweise auch schon seit über drei Jahren.“
Immobilienmakler Thomas Stennmanns von der gleichnamigen Immobilienvermittlung hat andere Erfahrungen gemacht: „Im Sommer vergangenen Jahres dachten wir noch, dass die Pandemie keine Auswirkung haben würde, doch ab Herbst habe ich Zurückhaltung bei Käufern und Verkäufern bemerkt. Gerade ältere Menschen geben derzeit ihr Eigentum nicht mehr so schnell ab, vielleicht aus Angst vor einer Ansteckung in den Senioreneinrichtungen. Als Makler wird es daher schwerer, an neue Objekte zu kommen.“
Eine Erfahrung, die Bianka Nau nicht teilt: Remscheid sei mittlerweile auch für Auswärtige aufgrund der vergleichsweise niedrigeren Preise, der Natur und der Autobahnanbindung ein beliebtes Pflaster. „Das Eis ist gebrochen“, sagt sie: „Früher war für Berufstätige in Düsseldorf bei Haan meistens schon Schluss. Mittlerweile ziehen und suchen immer mehr auch nach Häusern und Wohnungen in Wuppertal oder Remscheid.“Tatsächlich werde bei der Suche inzwischen an einen weiteren Raum als Arbeitszimmer fürs Homeoffice gedacht. Aufseiten der Immobilienverkäufer sieht Bianka Nau ebenfalls keine Veränderungen: „Wir sehen nicht, dass die Preise sinken oder dass es sich jetzt nicht lohnen würde, zu verkaufen.“Ein Problem sei allerdings weiterhin der fehlende Bestand.
Nachfrage Nachgefragt werden in Remscheid Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen. Letztere unbedingt mit Balkon. Auch das klassische Mehrfamilienhaus ist als Anlage beliebt. Lennep gilt nach wie vor als einer der beliebtesten Stadtteile aber selbst am Rosenhügel, wo der Verkauf über Jahre schwierig war, bestätigt Bianka Nau, „lassen sich Häuser und Wohnungen mittlerweile sehr gut verkaufen“.