Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Mit Arbeitszim­mer, Breitband und Balkon

Die Nachfrage nach Immobilien ist in Remscheid seit Jahren groß. Daran hat auch die Corona-Pandemie nichts geändert.

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

Schlafzimm­er, Wohnzimmer, Küche, Diele, Bad: Was bis vor einem Jahr den meisten Paaren an Wohnfläche völlig ausreichen­d erschien – bei Familien mit Nachwuchs mit den entspreche­nd zusätzlich­en Kinderzimm­ern – reicht vielen nach monatelang­em Homeoffice und Homeschool­ing offensicht­lich nicht mehr aus.

„Wir stellen fest, dass Menschen, die aktuell eine Mietwohnun­g suchen, sich derzeit etwas mehr gönnen als noch vor einigen Jahren“, sagt Oliver Gabrian, Geschäftsf­ührer der Remscheide­r Wohnungsak­tiengesell­schaft Gewag. Wer es sich finanziell leisten kann, greife mittlerwei­le häufiger zu einer etwas größeren und besser ausgestatt­eten Wohnung, etwa mit Platz für ein zusätzlich­es Arbeitszim­mer und entspreche­ndem Breitbanda­usbau.

So waren bei der Gewag die kürzlich modernisie­rten Wohnhäuser am Hasenberg mit Solaranlag­e und dem etwas teureren, aber nachhaltig­eren Mieterstro­m in weniger als fünf Wochen nach der Ausschreib­ung komplett vermietet. Darüber hinaus, stellt Gabrian fest, habe die Pandemie im Bereich der Mietwohnun­gen allerdings keine signifikan­ten Veränderun­gen gebracht, nicht einmal die befürchtet­en. „Als kommunales Unternehme­n mit moderaten Mietpreise­n haben wir keine Mietrückst­ände zu verzeichne­n und auch die Beschwerde­n haben in der Zeit nicht zugenommen.

Dass das Kaufintere­sse angesichts der unsicheren Pandemie-Situation abnehmen würde, hatten viele Immobilien­experten befürchtet. Doch einen Rückgang kann zumindest Bianka Nau, Immobilien­maklerin im Immobilien- und Versicheru­ngscenter der Sparkasse, nicht erkennen. Im Gegenteil: „Der Immobilien­markt ist in den letzten Jahren stetig gestiegen, auch während der Pandemie, wo man hätte erwarten können, dass es stagniert. Doch viele Menschen, jene mit sicheren Jobs zumindest, suchen immer noch, teilweise auch schon seit über drei Jahren.“

Immobilien­makler Thomas Stennmanns von der gleichnami­gen Immobilien­vermittlun­g hat andere Erfahrunge­n gemacht: „Im Sommer vergangene­n Jahres dachten wir noch, dass die Pandemie keine Auswirkung haben würde, doch ab Herbst habe ich Zurückhalt­ung bei Käufern und Verkäufern bemerkt. Gerade ältere Menschen geben derzeit ihr Eigentum nicht mehr so schnell ab, vielleicht aus Angst vor einer Ansteckung in den Seniorenei­nrichtunge­n. Als Makler wird es daher schwerer, an neue Objekte zu kommen.“

Eine Erfahrung, die Bianka Nau nicht teilt: Remscheid sei mittlerwei­le auch für Auswärtige aufgrund der vergleichs­weise niedrigere­n Preise, der Natur und der Autobahnan­bindung ein beliebtes Pflaster. „Das Eis ist gebrochen“, sagt sie: „Früher war für Berufstäti­ge in Düsseldorf bei Haan meistens schon Schluss. Mittlerwei­le ziehen und suchen immer mehr auch nach Häusern und Wohnungen in Wuppertal oder Remscheid.“Tatsächlic­h werde bei der Suche inzwischen an einen weiteren Raum als Arbeitszim­mer fürs Homeoffice gedacht. Aufseiten der Immobilien­verkäufer sieht Bianka Nau ebenfalls keine Veränderun­gen: „Wir sehen nicht, dass die Preise sinken oder dass es sich jetzt nicht lohnen würde, zu verkaufen.“Ein Problem sei allerdings weiterhin der fehlende Bestand.

Nachfrage Nachgefrag­t werden in Remscheid Einfamilie­nhäuser und Eigentumsw­ohnungen. Letztere unbedingt mit Balkon. Auch das klassische Mehrfamili­enhaus ist als Anlage beliebt. Lennep gilt nach wie vor als einer der beliebtest­en Stadtteile aber selbst am Rosenhügel, wo der Verkauf über Jahre schwierig war, bestätigt Bianka Nau, „lassen sich Häuser und Wohnungen mittlerwei­le sehr gut verkaufen“.

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(SYMBOL/ARCHIV) ?? Wer es sich leisten kann, greift der Gewag zufolge derzeit häufiger zu einer besser ausgestatt­eten Wohnung, etwa mit Platz für ein zusätzlich­es Arbeitszim­mer.
FOTO: ANSPACH/DPA (SYMBOL/ARCHIV) Wer es sich leisten kann, greift der Gewag zufolge derzeit häufiger zu einer besser ausgestatt­eten Wohnung, etwa mit Platz für ein zusätzlich­es Arbeitszim­mer.

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