Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Endlich Fruhling
Warum jetzt Glückshormone ausgeschüttet werden, wer wie feiert und was ein römischer Kriegsgott damit zu tun hat. Sieben Fakten zum kalendarischen Beginn der Jahreszeit.
BERLIN (dpa) Nach dunklen und kalten Monaten sehnlich erwartet, steht jetzt endlich der Frühling vor der Tür. Zumindest kalendarisch, denn am Wochenende bleibt es erst einmal mit Schneeregen und Frost kalt, nass und grau. Hier kommen sieben kleine Anekdoten zum Saisonstart:
Ungleichheit Der kalendarische Frühling beginnt, wenn die Sonne im Zenit über dem Äquator steht. In diesem Jahr ist es in Mitteleuropa am 20. März um 10.37 Uhr so weit. Astronomen definieren diesen Tag auch als Tagundnachtgleiche, da jede Erdregion genau zwölf Stunden Tageslicht erhält. Dennoch vergehen am Samstag mehr als zwölf Stunden zwischen dem Auf- und dem Untergang der Sonne. In Kassel, das etwa in der Mitte Deutschlands liegt, sind es fast elf Minuten mehr Tageslicht. Das liegt daran, dass als Sonnenaufgang der Zeitpunkt definiert wird, zu dem der oberste Rand der Sonne sichtbar wird; Sonnenuntergang hingegen erst, wenn der oberste Rand der Sonne hinter dem Horizont verschwindet.
Wanderschaft Die Pflanzenwelt zeigt ihren eigenen Frühling an. Die Phänologie – griechisch für „Lehre von den Erscheinungen“– leitet aus Blütezeiten die einzelnen Phasen des Jahres ab. Während der astronomische Frühlingsbeginn auf der Nordhalbkugel immer gleich ist, regt sich die Pflanzenwelt abhängig vom geografischen Längen- und Breitengrad. Aus dem Südwesten Europas, von der Küste Portugals, wandert der phänologische Vollfrühling täglich 30 bis 40 Kilometer und trifft etwa Mitte April mit der Apfel- und Kastanienblüte in Deutschland ein. In Finnland warten die Menschen sogar bis Ende Mai auf die Blütezeit.
Emotionen Frühlingsgefühle kommen auf, wenn die Tage länger werden. Sonnenlicht setzt Glückshormone frei und vertreibt den
Winter-Blues. Mehr Licht ist ein Auslöser für bessere Stimmung, so der Mainzer Stoffwechsel-Experte Matthias Weber. So werde über das Auge in der Zirbeldrüse im Gehirn das Schlafhormon Melatonin reduziert. Dies führe zu hormonellen Veränderungen. „Das Glückshormon Serotonin steigt, aber auch Dopamin und Noradrenalin. Man fühlt sich aktiver und wacher.“
Schutzherr Unser Name für den Frühlingsmonat März leitet sich vom lateinischen „Martius“ab, der im alten Rom lange Zeit der Beginn des Kalenderjahres war. Benannt war der Monat denkbar unromantisch nach dem Kriegsgott Mars, denn diese Jahreszeit sollen die Römer traditionell für den Auftakt ihrer Eroberungsfeldzüge genutzt haben.
Feiern Frühlingsfeste gibt es in vielen Kulturen. Inder zum Beispiel begrüßen den Frühling mit einem spirituellen, Holi genannten Fest der Farben, in diesem Jahr am 28. März. Dabei lassen sie buntes Pulver vom Himmel regnen. In China gilt das Neujahrsfest als Frühlingsbeginn, das ab dem 14. Februar 15 Tage lang gefeiert wurde. Für Kurden und andere Völker im Mittleren und Nahen Osten steht das Newroz- oder Norouz-Fest für den kalendarischen Frühlingsbeginn, den sie mit Freudenfeuer, Kostümierungen und Familienfeiern begehen.
Blütezeit Frühblüher wie Krokusse, Primeln, Stiefmütterchen oder Tausendschönchen begleiten den Start ins Gartenjahr. Viele Anbieter haben angesichts des Corona-Lockdowns um ihre Umsätze gebangt. Rechtzeitig zum Frühlingsbeginn haben aber Gartencenter wieder öffnen können. Die Erfahrungen des vergangenen Jahres dürften die Branche optimistisch stimmen: In Zeiten von Homeoffice und Reisebeschränkungen haben die Deutschen deutlich mehr Geld für Garten und Balkon ausgegeben. Die Branche hat nach vorläufigen Zahlen 2020 ein Umsatzplus von mehr als neun Prozent erzielt, so der Industrieverband Garten.
Frühlingsboten Das Gezwitscher am Morgen wird wieder lauter: Zugvögel kehren aus ihren warmen Überwinterungsgebieten zurück. Als klassische tierische Frühlingsboten gelten auch Bienen und Schmetterlinge, die ihre Schlupfwinkel verlassen. Und natürlich der Osterhase.