Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Eine letzte Hilfe für jordanisch­e Kinder.

Norbert Idel gründete „Glückliche Kindheit“vor knapp 28 Jahren – nun muss der Verein aufgelöst werden.

- VON JUTTA SCHREIBER-LENZ

Etwas mehr als 11.000 Euro an Spenden befinden sich noch auf dem Konto des Vereins „Glückliche Kindheit“. Die Summe soll auf 12.000 Euro aufgerunde­t werden und in der kommenden Woche via Überweisun­g an das SOS-Kinderdorf im jordanisch­em Aman geschickt werden – dem Ort, wo vor knapp 28 Jahren die Geschichte des Vereins ihren Anfang nahm. Nun ist er aufgelöst.

Eine Autopanne hatte Norbert Idel, Inhaber der Detektei Acon mit Sitz in Solingen, bei einem seiner zahlreiche­n berufliche­n Einsätze in Jordanien genau vor der Kinderdorf-Haustür

„Keine Anonymität, sondern echter Kontakt

mit den Kindern“

Norbert Idel zum Anspruch des Vereins

stranden lassen. Während er auf technische Hilfe wartet, sah er sich in der Einrichtun­g um – und war tief beeindruck­t. „Wir helfen“, war schnell klar für den rührigen Solinger. Neben seiner Frau und ihm selbst waren schnell Mitarbeite­r seiner Detektei, berufliche Partner und Freunde und zuletzt auch Nachbarn in diesem „Wir“zusammenge­fasst.

Weltweit und auch in Deutschlan­d gut vernetzt, konnte Idel für seinen Verein jahrelang Geld, aber auch reichlich Sachspende­n organisier­en: Kontakte zu einem großen Frachtlogi­stiker zum Beispiel machten Geschenke „von Spielzeug über Unterwäsch­e bis zu Unterhaltu­ngselektro­nik“möglich. Verbindung­en in die Transportb­ranche sorgten für äußerst geringe Frachtkost­en nach Jordanien, ein nicht gering zu wertender Umstand. Der Vereinsnam­e „Glückliche Kindheit“war Programm: „Uns ging es nicht um die Grundlagen von Existenz wie genügend zum Essen oder Anziehen“, sagt Idel. „Das war ja in dem Kinderdorf und auch in dem Kinderheim Dar-il-bir, das später noch dazu kam, gut gegeben.“Mit seinen Mitstreite­rn wollte er für Höhepunkte in den Kinderlebe­n sorgen, die Kleinen hin und wieder buchstäbli­ch vor Freude jubeln und ihre Augen strahlen lassen. Das erreichte der Verein nicht nur mit Geschenken, sondern mit Ausflügen oder Sommerfest­en, auf denen zum Beispiel Clowns auftraten.

Er sei seinem rund 25-köpfigen Vereinstea­m sehr dankbar, für dessen jahrelange­n Einsatz, sagt Norbert Idel, der sich spürbar schwer mit dem Entschluss tut, den Verein aufzulösen. Viele Kontakte, die sich durch die Arbeit für und mit dem Kinderdorf und auch dem Kinderheim ergeben haben, seien ins Persönlich­e hinüberger­utscht. „Das war unser Anspruch: keine Anonymität, sondern echter Kontakt mit den Kindern. Wir sind oft vor Ort gewesen und haben immer wieder auch andere Vereinsmit­glieder dorthin mitgenomme­n.“Viele hätten auch Patenschaf­ten übernommen und dadurch eine wirklich enge

Beziehung aufgebaut, die bis heute trage. Übrigens sei in all den Jahren kein einziger Cent vom Spendenkon­to anders als unmittelba­r für die Schützling­e verwendet worden, betont Idel und erwähnt nur lapidar, dass „wir halt Aufwandsko­sten aus eigener Tasche getragen haben.“

Liebend gerne hätte Norbert Idel den Verein in andere, jüngere Hände gegeben. „Aber da war leider niemand“, sagt er bedauernd. Ein guter Freund und Vereinskol­lege sei im letzten Jahr plötzlich gestorben, seine Frau und er nicht mehr so „taufrisch“– und für andere kam und kommt der zu leistende Zeitaufwan­d nicht in Frage. Dass sein Engagement sich ausgerechn­et in Jordanien abspielte, hatte Gründe: Jahrelang war dort ein berufliche­r Fokus seiner Detektei, die unter anderem im Personensc­hutz für das jordanisch­e Königshaus im Einsatz war. „So vermischte­n sich nach und nach vor Ort berufliche und private Kontakte und berufliche und private Lebensinha­lte“, sagt Idel, der längst begonnen hat, beruflich kürzer zu treten: Seine Tochter Jasmin, schon seit einigen Jahren seine Partnerin bei Acon, übernimmt seit einiger Zeit immer mehr des Tagesgesch­äfts in der Detektei.

 ?? FOTO: CHRISTIAN BEIER ?? Norbert Idel, Inhaber der Detektei Acon, muss den Verein „Glückliche Kindheit“schweren Herzens auflösen. Unter den Mitglieder­n fand sich niemand, der die Hilfe für Kinder in Jordanien fortführen wollte.
FOTO: CHRISTIAN BEIER Norbert Idel, Inhaber der Detektei Acon, muss den Verein „Glückliche Kindheit“schweren Herzens auflösen. Unter den Mitglieder­n fand sich niemand, der die Hilfe für Kinder in Jordanien fortführen wollte.

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