Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Angst vor dem dritten Lockdown.

Der SPD-Landtagsab­geordnete Sven Wolf verschafft­e sich am Donnerstag einen Eindruck über die Situation der Händler im Allee-Center. Diese haben Mühe, Umsätze zu fahren. Der Andrang ist nicht so groß wie erhofft.

- VON ALEXANDRA DULINSKI

Seit mehr als einer Woche darf der Einzelhand­el in Nordrhein-Westfalen seine Türen wieder öffnen. Das Click & Meet-Konzept findet dabei auch bei den Shops im Allee-Center Anklang. Vor dem Hintergrun­d der steigenden Infektions­zahlen und der am Montag anstehende­n Ministerpr­äsidentenk­onferenz fürchten die Händler erneute Einschränk­ungen. Der Landtagsab­geordnete Sven Wolf (SPD) verschafft­e sich am Donnerstag einen Eindruck über die Situation der Händler.

„Es ist sehr schwierig, Umsätze zu fahren“, berichtet Angelika Dargys, Filialleit­erin von s.Oliver. Die Kunden seien zurückhalt­end, der Andrang nicht so groß wie erhofft. Viele ältere Menschen kämen mit der Terminbuch­ung im Internet nicht zurecht, vielen sei sie zu lästig, und viele wollten anonym bleiben, ihre Kontaktdat­en nicht angeben. „Wir bleiben auf vielen Sachen sitzen“, sagt sie. Dabei würden sich aber viele Kunden auch gezwungen fühlen, etwas zu kaufen, weil sie denken, einen Termin blockiert zu haben.

Was am meisten fehle, seien der schnelle Snack oder der Kaffee zwischen den Einkäufen, sagt Dargys. Aber auch die Impulskäuf­e fehlten, die den Großteil des Umsatzes ausmachten, sagt Center-Manager Nelson Vlijt. Die Aufenthalt­squalität fehle, sowohl im Allee-Center als auch in der gesamten Innenstadt. Vlijt kann Zahlen vorlegen: Im Allee-Center

haben sich die Besucherza­hlen halbiert im Vergleich zu dem Zeitraum vor dem ersten Lockdown im März des vergangene­n Jahres. Während der letzten Schließung von Dezember an seien sie noch niedriger gewesen.

„Wie wahrschein­lich ist der dritte Lockdown?“, fragt Angelika Dargys. Er sei nämlich ihre größte Befürchtun­g. Die Umsatzeinb­ußen liegen so hoch, „dass wir dann wahrschein­lich nicht mehr aufschließ­en können“. Sie selbst und ihre vier Mitarbeite­r seien alle noch in Kurzarbeit. Dargys selbst habe zwischenze­itlich in die Hauswirtsc­haftspfleg­e gewechselt.

Ein mit Wissenscha­ftlern gemeinsam entwickelt­er Ansatz der SPD sieht eine umfassende Teststrate­gie

vor, die unbegrenzt vielen Kunden das Einkaufen in Malls ermögliche­n soll, erklärt der Landtagsab­geordnete Sven Wolf. Weil das Allee-Center mit seinen Eingängen gut zu kontrollie­ren sei, könne jeder Kunde einen aktuellen, negativen Test vor dem Besuch des Centers vorzeigen. „Dann wären kein Click & Meet und keine Kundenredu­zierungen notwendig. Als Kunde habe ich wiederum die Sicherheit, dass alle anderen Besucher ebenfalls negativ getestet sind. Das funktionie­rt beim Fußball, warum nicht auch woanders?“, sagt Sven Wolf.

Er selbst befürchte, dass der dritte Lockdown kommt, wenn das Impfen nicht schneller laufe. Personelle Veränderun­gen in der Regierung seien vonnöten, Gesundheit­sminister

Jens Spahn müsse zurücktret­en, sagt Wolf. Die Strategie mit den Digital-Zertifikat­en über Negativtes­ts wolle die SPD in der Landtagsso­ndersitzun­g am Freitag in Düsseldorf vorstellen, in der Hoffnung, dass sie bei der Ministerpr­äsidentenk­onferenz am Montag Anklang findet.

Seyit Kücükünlü, stellvertr­etender Store-Manager von Jack & Jones, bringt noch einen anderen Aspekt ins Spiel: die Kostenfrag­e. Die Eingangsko­ntrollen seien kostenaufw­endiger, weil mehr Mitarbeite­r gebraucht würden. „Ich brauche jetzt einen Mitarbeite­r auf der Verkaufsfl­äche für die Kundenbera­tung und einen, der am Eingang kontrollie­rt. Vorher brauchte ich nur einen. Das sind zusätzlich­e Kosten, die man gerne vermeiden möchte“, sagt Kücükünlü.

Zu manchen Zeiten sei das Geschäft leer, während er zu anderen Zeiten teilweise auch schon Kunden ohne Termin wegschicke­n musste. „Click & Meet ist eine gute Alternativ­e, aber nur etwas Provisoris­ches“, sagt Kücükünlü.

 ?? FOTO: ROLAND KEUSCH ?? s.Oliver-Filialleit­erin Angelika Dargys (v.l.) im Gespräch mit Center-Manager Nelson Vlijt und dem SPD-Landtagsab­geordneten Sven Wolf.
FOTO: ROLAND KEUSCH s.Oliver-Filialleit­erin Angelika Dargys (v.l.) im Gespräch mit Center-Manager Nelson Vlijt und dem SPD-Landtagsab­geordneten Sven Wolf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany