Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Angst vor dem dritten Lockdown.
Der SPD-Landtagsabgeordnete Sven Wolf verschaffte sich am Donnerstag einen Eindruck über die Situation der Händler im Allee-Center. Diese haben Mühe, Umsätze zu fahren. Der Andrang ist nicht so groß wie erhofft.
Seit mehr als einer Woche darf der Einzelhandel in Nordrhein-Westfalen seine Türen wieder öffnen. Das Click & Meet-Konzept findet dabei auch bei den Shops im Allee-Center Anklang. Vor dem Hintergrund der steigenden Infektionszahlen und der am Montag anstehenden Ministerpräsidentenkonferenz fürchten die Händler erneute Einschränkungen. Der Landtagsabgeordnete Sven Wolf (SPD) verschaffte sich am Donnerstag einen Eindruck über die Situation der Händler.
„Es ist sehr schwierig, Umsätze zu fahren“, berichtet Angelika Dargys, Filialleiterin von s.Oliver. Die Kunden seien zurückhaltend, der Andrang nicht so groß wie erhofft. Viele ältere Menschen kämen mit der Terminbuchung im Internet nicht zurecht, vielen sei sie zu lästig, und viele wollten anonym bleiben, ihre Kontaktdaten nicht angeben. „Wir bleiben auf vielen Sachen sitzen“, sagt sie. Dabei würden sich aber viele Kunden auch gezwungen fühlen, etwas zu kaufen, weil sie denken, einen Termin blockiert zu haben.
Was am meisten fehle, seien der schnelle Snack oder der Kaffee zwischen den Einkäufen, sagt Dargys. Aber auch die Impulskäufe fehlten, die den Großteil des Umsatzes ausmachten, sagt Center-Manager Nelson Vlijt. Die Aufenthaltsqualität fehle, sowohl im Allee-Center als auch in der gesamten Innenstadt. Vlijt kann Zahlen vorlegen: Im Allee-Center
haben sich die Besucherzahlen halbiert im Vergleich zu dem Zeitraum vor dem ersten Lockdown im März des vergangenen Jahres. Während der letzten Schließung von Dezember an seien sie noch niedriger gewesen.
„Wie wahrscheinlich ist der dritte Lockdown?“, fragt Angelika Dargys. Er sei nämlich ihre größte Befürchtung. Die Umsatzeinbußen liegen so hoch, „dass wir dann wahrscheinlich nicht mehr aufschließen können“. Sie selbst und ihre vier Mitarbeiter seien alle noch in Kurzarbeit. Dargys selbst habe zwischenzeitlich in die Hauswirtschaftspflege gewechselt.
Ein mit Wissenschaftlern gemeinsam entwickelter Ansatz der SPD sieht eine umfassende Teststrategie
vor, die unbegrenzt vielen Kunden das Einkaufen in Malls ermöglichen soll, erklärt der Landtagsabgeordnete Sven Wolf. Weil das Allee-Center mit seinen Eingängen gut zu kontrollieren sei, könne jeder Kunde einen aktuellen, negativen Test vor dem Besuch des Centers vorzeigen. „Dann wären kein Click & Meet und keine Kundenreduzierungen notwendig. Als Kunde habe ich wiederum die Sicherheit, dass alle anderen Besucher ebenfalls negativ getestet sind. Das funktioniert beim Fußball, warum nicht auch woanders?“, sagt Sven Wolf.
Er selbst befürchte, dass der dritte Lockdown kommt, wenn das Impfen nicht schneller laufe. Personelle Veränderungen in der Regierung seien vonnöten, Gesundheitsminister
Jens Spahn müsse zurücktreten, sagt Wolf. Die Strategie mit den Digital-Zertifikaten über Negativtests wolle die SPD in der Landtagssondersitzung am Freitag in Düsseldorf vorstellen, in der Hoffnung, dass sie bei der Ministerpräsidentenkonferenz am Montag Anklang findet.
Seyit Kücükünlü, stellvertretender Store-Manager von Jack & Jones, bringt noch einen anderen Aspekt ins Spiel: die Kostenfrage. Die Eingangskontrollen seien kostenaufwendiger, weil mehr Mitarbeiter gebraucht würden. „Ich brauche jetzt einen Mitarbeiter auf der Verkaufsfläche für die Kundenberatung und einen, der am Eingang kontrolliert. Vorher brauchte ich nur einen. Das sind zusätzliche Kosten, die man gerne vermeiden möchte“, sagt Kücükünlü.
Zu manchen Zeiten sei das Geschäft leer, während er zu anderen Zeiten teilweise auch schon Kunden ohne Termin wegschicken musste. „Click & Meet ist eine gute Alternative, aber nur etwas Provisorisches“, sagt Kücükünlü.