Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Der Natur auf der Spur: Der eigene Schatten als Kunstwerk
Im Kooperationsprojekt „FigurenFries MomentMal“schufen Schüler der Grundschule Bünkenberg aus ihrer Silhouette bunte Ausstellungsobjekte.
Den Kopf ziert ein Laubbaum, den geraden Oberkörper ein überlebensgroßer Marienkäfer, auf der Länge der ausgestreckten Arme schwimmen bunte Fische – und am Bein liegt bedrohlich züngelnd eine Riesenschlange: Knapp zwei Dutzend Werke wie diese prangen seit gestern am Zaun der Grundschule Bünkenberg. Menschliche Schattenrisse, die, teils verzerrt, vielfältige Bewegungen verraten, bilden die Grundfläche für farbenfrohe Malereien voller Tier- und Pflanzenmotive. „Unser Motto hieß ja auch ,Der Natur auf der Spur`“, verrät der zehnjährige Till, der das Marienkäfer-Bild schuf. Als einer von 22 Schülern der Klasse 4a gestaltete er an zwei arbeitsreichen Tagen die bunte Ausstellung am Schulgelände mit. „Das hat großen Spaß gemacht“, zieht er Bilanz – und ist damit nicht allein: „Für die Schüler war es sehr schön, auch einmal einen anderen Schulalltag zu erleben, gerade jetzt, wo zum Beispiel Ausflüge ausfallen müssen“, erklärt Klassenlehrerin Sabine Buchmüller. Sie suchte im Rahmen des Landesprogramms „Kultur und Schule“eine Künstlerin – und stieß dabei auf Susanne Müller-Kölmel.
„Ich habe das Projekt auch schon an einer Förderschule gemacht“, berichtet die Vorstandsvorsitzende des Vereins Solinger Künstler. Dem fertigen Objekt gingen dabei mannigfaltige Arbeitsschritte voraus: Los ging es im Flur des Schulgebäudes: Angestrahlt
von einem Scheinwerfer warf jedes einzelne Kind nach dem Prinzip eines „Stopp-Tanzes“einen Schatten. Müller-Kölmel zeichnete die eingefrorenen Bewegungen auf Holzplatten nach. Nun griffen die jungen Künstler zu den Pinseln und füllten die zum Teil bizarren Umrisse
getreu dem Natur-Motto nach persönlichem Gusto mit Leben. Die Bandbreite reicht nun von der Wüstenlandschaft mit Kakteen, aus der sich eine von einer Biene bestäube Blume erhebt, über schneebedeckte Berggipfel bis hin zur Abendstimmung mit Sternen, die über dem Natur-Idyll funkeln. Da wird aus einem Arm der Hals einer Giraffe oder aus einem Kopf der Kelch einer Blüte. Elefanten, Insekten und Pandas entdeckt der Betrachter.
Als überaus neugierig und sehr kreativ habe sie die Schüler erlebt, berichtet passend zu den Eindrücken auch Müller-Kölmel. Lerneffekte habe es vielfältige gegeben – vom Erleben des eigenen Schattenumrisses bis zur Möglichkeit, die benötigten Farbtöne selbst zusammenzumischen. „Und nicht zuletzt lernt man durchhalten, weil richtig Arbeit dahintersteckt“, bekräftigt Müller-Kölmel nach der kompakten Aktion im „Atelier Klassenraum.“Die fertigen Bilder sägte die Solinger Künstlerin schließlich aus – und installierte sie zusammen mit den Schülern am Zaun vor dem Schulgebäude an der Vockerter Straße. „Ihr könnt echt stolz darauf sein“, lobt sie ihre Schützlinge mit Blick auf den fertigen „Figuren-Fries.“Zu bewundern sind die Kunstwerke an der Schule noch bis zu den Sommerferien. Danach können die jungen Künstler sie mit nach Hause nehmen. Der zehnjährige Till hat auch schon eine Idee, was er mit seinem farbenfrohen Schattenriss macht: „Ich überlege, ihn zu verschenken.“