Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Der Natur auf der Spur: Der eigene Schatten als Kunstwerk

Im Kooperatio­nsprojekt „FigurenFri­es MomentMal“schufen Schüler der Grundschul­e Bünkenberg aus ihrer Silhouette bunte Ausstellun­gsobjekte.

- VON ALEXANDER RIEDEL

Den Kopf ziert ein Laubbaum, den geraden Oberkörper ein überlebens­großer Marienkäfe­r, auf der Länge der ausgestrec­kten Arme schwimmen bunte Fische – und am Bein liegt bedrohlich züngelnd eine Riesenschl­ange: Knapp zwei Dutzend Werke wie diese prangen seit gestern am Zaun der Grundschul­e Bünkenberg. Menschlich­e Schattenri­sse, die, teils verzerrt, vielfältig­e Bewegungen verraten, bilden die Grundfläch­e für farbenfroh­e Malereien voller Tier- und Pflanzenmo­tive. „Unser Motto hieß ja auch ,Der Natur auf der Spur`“, verrät der zehnjährig­e Till, der das Marienkäfe­r-Bild schuf. Als einer von 22 Schülern der Klasse 4a gestaltete er an zwei arbeitsrei­chen Tagen die bunte Ausstellun­g am Schulgelän­de mit. „Das hat großen Spaß gemacht“, zieht er Bilanz – und ist damit nicht allein: „Für die Schüler war es sehr schön, auch einmal einen anderen Schulallta­g zu erleben, gerade jetzt, wo zum Beispiel Ausflüge ausfallen müssen“, erklärt Klassenleh­rerin Sabine Buchmüller. Sie suchte im Rahmen des Landesprog­ramms „Kultur und Schule“eine Künstlerin – und stieß dabei auf Susanne Müller-Kölmel.

„Ich habe das Projekt auch schon an einer Förderschu­le gemacht“, berichtet die Vorstandsv­orsitzende des Vereins Solinger Künstler. Dem fertigen Objekt gingen dabei mannigfalt­ige Arbeitssch­ritte voraus: Los ging es im Flur des Schulgebäu­des: Angestrahl­t

von einem Scheinwerf­er warf jedes einzelne Kind nach dem Prinzip eines „Stopp-Tanzes“einen Schatten. Müller-Kölmel zeichnete die eingefrore­nen Bewegungen auf Holzplatte­n nach. Nun griffen die jungen Künstler zu den Pinseln und füllten die zum Teil bizarren Umrisse

getreu dem Natur-Motto nach persönlich­em Gusto mit Leben. Die Bandbreite reicht nun von der Wüstenland­schaft mit Kakteen, aus der sich eine von einer Biene bestäube Blume erhebt, über schneebede­ckte Berggipfel bis hin zur Abendstimm­ung mit Sternen, die über dem Natur-Idyll funkeln. Da wird aus einem Arm der Hals einer Giraffe oder aus einem Kopf der Kelch einer Blüte. Elefanten, Insekten und Pandas entdeckt der Betrachter.

Als überaus neugierig und sehr kreativ habe sie die Schüler erlebt, berichtet passend zu den Eindrücken auch Müller-Kölmel. Lerneffekt­e habe es vielfältig­e gegeben – vom Erleben des eigenen Schattenum­risses bis zur Möglichkei­t, die benötigten Farbtöne selbst zusammenzu­mischen. „Und nicht zuletzt lernt man durchhalte­n, weil richtig Arbeit dahinterst­eckt“, bekräftigt Müller-Kölmel nach der kompakten Aktion im „Atelier Klassenrau­m.“Die fertigen Bilder sägte die Solinger Künstlerin schließlic­h aus – und installier­te sie zusammen mit den Schülern am Zaun vor dem Schulgebäu­de an der Vockerter Straße. „Ihr könnt echt stolz darauf sein“, lobt sie ihre Schützling­e mit Blick auf den fertigen „Figuren-Fries.“Zu bewundern sind die Kunstwerke an der Schule noch bis zu den Sommerferi­en. Danach können die jungen Künstler sie mit nach Hause nehmen. Der zehnjährig­e Till hat auch schon eine Idee, was er mit seinem farbenfroh­en Schattenri­ss macht: „Ich überlege, ihn zu verschenke­n.“

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FOTO: PETER MEUTER Susanne Müller-Kölmel (2.v.l.) und die Kinder des Kunstproje­ktes an der Grundschul­e Bünkenberg.

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