Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
„Es gab 30 Deutsche Mark für einen Sieg“
Portrait Friedel Birker. Die ehemalige Spieler von Union Ohligs halten bis heute den Kontakt.
Sportliche Ausflüge zum Hessenpokal, nach Holland oder in die DDR; abseits des Feldes mit den Teamkollegen ins Tanzlokal Schumacher in Ohligs oder, wenn der Sponsor etwas springen ließ, ins Café Freund am Schützenplatz. Unter der Woche in die Sauna auf der Schwanenstraße und nach jedem Meisterschaftsspiel auf Einladung des Vereinssponsors vom Ketzberg zum Abendessen in verschiedene Lokale: Wenn Friedel Birker von seinen Jahren bei Union Ohligs schwärmt, geht es ganz viel um Fußball, immer aber auch in den tollen Zusammenhalt. „Wir hatten eine herrliche Kameradschaft“, sagt Birker.
Vor allem der Sprung von den Junioren zu den Senioren 1958 imponiert ihm: „Wir wurden super aufgenommen. Die Koryphäen wie Karl Stracke oder Willi Weck haben die Hand über uns gehalten. Auch Horst Franz kam aus der damaligen A-Jugend hoch.“Bis heute trifft er sich – zumindest außerhalb der Pandemie – mit alten Weggefährten aus dem Solinger Fußball einmal im Monat zum Kaffee. Dann schwelgen Horst Kosub, Jürgen Kaiser (Sohn des verstorbenen Heinz Kaiser), Jürgen Felden und Birker gemeinsam in Erinnerungen oder blättern durch das umfassende Archiv in Form mehrerer dicker Alben mit Fotos oder Zeitungsartikeln.
In einem lautete die Überschrift: „Goldenes Tor von Birker“. Mit einem wohl äußerst sehenswerten wie kaltschnäuzigen Lupfer hatte der Mittelstürmer den Keeper von Hilden 05/06 auswärts zum 1:0-Erfolg bezwungen – vor 1600 Zuschauern. Bei Derbys und Stadtduellen sei eine Menge los gewesen, und in Ohligs hätten Partien gegen Marathon Remscheid schon damals 2500 Schaulustige angelockt. „Da hatten wir sogar noch schwarze Asche am Hermann-LönsWeg“, sagt Birker, „später dann rote Asche.“Nach seiner Erinnerung hätten in der Klingenstadt damals nur der FC Solingen 95 – neben BSV Solingen 98 Vorgängerverein des späteren SSC 95/98 – an der Krahenhöhe sowie das Walder Stadion („Da durften wir nur zu besonderen Anlässen spielen“) Rasen gehabt.
Birker, geboren am 8. Juni 1940, ist ein Ohligser Jung. Dort wurde ihm von Papa Willi das Fußballspielen in die Wiege gelegt. „Nach der Schule und den Hausaufgaben ging es bis abends auf den Schützenplatz zum Fußballspielen.“
Eine der früheren Erinnerungen des Fußballers, der sich mit seinen Ohligser Kameraden mangels Katakomben noch in der nahen Gaststätte Schorn umkleiden musste: Schulmeister 1955 mit der Südstraße. „Wir hatten den besten Solinger Fußballer aller Zeiten an Bord“, schwärmt Birker: den späteren Bundesliga-Spieler Hans-Otto Peters.
Der Papa war dann in den schönsten Jugend-Jahren auch Trainer der Freundes-Truppe. Gekrönt wurden die Nachwuchsjahre mit der Kreismeisterschaft samt Pokalsieg in der Saison 1956/57. Ein Mannschaftsfoto mit entsprechendem Banner zeugt in Birkers Album davon. Danach ging es eben zu den Senioren, bei denen Birker einige Jahre blieb. Das Zeitbudget des Offensivspielers, der auch als rechter Läufer aktiv war, wurde aber immer geringer: Als zweifacher Papa und Dekorateur sowie Raumausstatter-Meister umso mehr.
Eine Saison verließ Birker dann sogar seine Ohligser: Beim Weyer Spielverein 10, wiederum einer von zwei Vorgängervereinen des heutigen VfB Solingen, stürmte Birker erfolgreich. Die besten Jahre aber gab es beim Heimatverein, der den Neulingen als Prämie 30 Deutsche Mark für einen Sieg und 20 für ein Unentschieden zahlte: Aber darum sei es eben damals noch nicht gegangen, blickt der 80-Jährige zufrieden zurück.
„Wir hatten eine herrliche Kameradschaft“
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