Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Gemeinsam operieren – 900 Kilometer entfernt
Leverkusen ist Vorreiter bei der Roboter-Chirurgie – und jetzt auch bei Video-Schaltungen aus dem OP zu Partner-Ärzten in aller Welt.
Wie können Ärzte gemeinsam operieren, obwohl sie
900 Kilometer voneinander entfernt sind? Die moderne Telementoring-Technologie macht es möglich. Ärzte des Leverkusener Klinikums setzten deutschlandweit zum ersten Mal das innovative Video kommunikations verfahren der Firma Intuitive Surgical ein. Nico Schäfer, Direktor der Klinik für Allgemeinchirurgie, entfernte in Leverkusen mit einer roboter-assistierten Operationsmethode bei einem Patienten etwa
25 Zentimeter des Dickdarms. Live dabei war Clemens Bittermann vom Landesklinikum Wiener Neustadt. In Echtzeit erlebte er jeden Griff seines Leverkusener auf dem Monitor und konnte jederzeit kommentierend eingreifen. Bitter zählt zu den führenden Roboterchirurgen Österreichs. „Wir sind stolz, dass bei uns der Startschuss für die neue Telepresence-Technologie in Leverkusen gefallen ist, um ein sogenanntes Remote-Proctoring durchzuführen – die Vermittlung von Know-How in Sachen Roboterchirurgie durch einen weiteren Spezialisten, der nicht vor Ort ist“, berichtet Schäfer.
Roboter-assistierte Chirurgie ermöglicht komplexe Eingriffe mit höchster Präzision und Qualität. Die Ärzte des Klinikums Leverkusen zählen zu den erfahrensten „Roboterchirurgen“in Deutschland. „Mit der Kopplung der innovativen Video kommunikation stechnologie mit dem Operationsroboter setzt das Klinikum nun deutschlandweit neue Maßstäbe“, berichtet Klinikum-Sprecherin Sandra Samper. Operieren „mit dem Joystick“– diese Methode verberitet sich immer mehr. Den Patienten bietet sie viele Vorteile. „Dazu gehören kleinere Operationsschnitte, geringer Blutverlust und reduzierte postoperative Schmerzen“, sagt Samper. Dank der dreidimensionalen Kamera profitiere ebenso der Operateur. „Denn er erhält ein vergrößertes 3D-Bild des Operationsfeldes und kann selbst feinste Strukturen im Operationsgebiet erkennen.“Dadurch sei höchstpräzises Arbeiten möglich.
Leverkusen ist Vorreiter: Bereits seit 2008 werden im Klinikum roboter-assistierte Eingriffe vorgenommen. Seit 2019 verfügt die Klinik mit dem „da Vinci X-Chirurgiesystem“über ein Gerät der neuesten Generation. Es besteht aus drei Hauptkomponenten: der Arztkonsole mit Joystick, dem Videoturm und dem
Patientenwagen mit den vier Roboterarmen, die über den Joystick vom Operateur gelenkt werden.
Nun gehen die Operateure noch einen Schritt weiter. Die neue Technologie erweitert das Spektrum in der roboter-assistierten Chirurgie. So können sich Roboterchirurgen von jedem Ort der Welt virtuell und live zusammenschalten, sei es um zu lernen oder zu lehren.
Das funktioniert so: Die Intuitive Telepresence-Software streamt Video und Audio zwischen dem Operationssaal und einem weiteren Chirurgen, dem sogenannten Proctor, der die OP auch aus der Ferne begleiten kann. Ein Tablet wird an den „da Vinci“-Videoturm angeschlossen und überträgt die endoskopische Kamerasicht für den Proctor in Echtzeit. „Ein weiterer Vorteil der Technologie: Die Datenübertragung erfolgt verschlüsselt über eine sichere Plattform“, sagt Samper.
Im Klinikum wird der OP-Roboter der neuesten Generation täglich für zahlreiche urologische, allgemeinchirurgische und gynäkologische Eingriffe genutzt. Das fundierte Wissen der Experten des Klinikums wird nun durch die neue „Intuitive Telepresence-Technologie“erweitert, die dem Wissenstransfer neue Wege erschließt.
„Das Klinikum Leverkusen hat eine neue Möglichkeit erhalten, mit der wir unsere fachliche Expertise stetig weiterentwickeln und die maximale Sicherheit unserer Patienten gewährleisten können“, sagt der Direktor der Klinik für Urologie, Daniel Porres, einer der europaweiten Pioniere in der roboter-assistierten Chirurgie. „In meiner Klinik haben wir nun schon über 13 Jahre viel Erfahrung mit roboterassistierten Operationsverfahren sammeln können und nun freuen wir uns darauf, unser Wissen so auch anderen Chirurgen außerhalb von Leverkusen zur Verfügung stellen zu können.“