Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
„Hauptbahnhof“ist nicht mehr als „Remscheid-Mitte“
Dem zentralen Haltepunkt im Stadtgebiet fehlt es an Bedeutung und am entsprechenden Gebäude.
Am Hauptbahnhof in Solingen steigt ein Geschäftsreisender in die S-Bahn 7 ein und versichert sich, ob dies der Zug nach Remscheid Hauptbahnhof sei. Er geht während der gut halbstündigen Fahrt seiner Arbeit nach, telefoniert und tippt auf seinem Laptop herum. Sogar den atemberaubenden Blick von der Müngstener Brücke aus ins weite Tal der Wupper entgeht dem beschäftigten Mann, der einen Termin bei einem der vielen Werkzeughersteller in Remscheid hat.
Als der „Müngstener“seine Fahrt verlangsamt und am Bahnsteig des Remscheider Hauptbahnhofs zum Stehen kommt, schaut der Mann eher beiläufig aus dem Fenster. Auf den Hinweis „Sie müssen hier aussteigen, wenn Sie zum Hauptbahnhof wollen“packt er schnell sein Notebook in die Tasche, während er ein verdutztes „Hier?“und ein „Danke“verlauten lässt. Er hatte sich wohl etwas mehr unter einem Hauptbahnhof vorgestellt, als nur einen Bahnsteig mit dem Blick auf ein Multiplex-Kino, ein Parkhaus und Einkaufszentrum.
Remscheid ist eine der wenigen Großstädte in Deutschland, deren Hauptbahnhof nicht ans Fernverkehrsnetz angeschlossen sind und sogar nur von einer S-Bahn bedient wird. Seit dem Abriss des Empfangsgebäudes im Winter 2006/07 und dem Neubau der Station fehlt der für einen Hauptbahnhof typische Haupttrakt, in dem man zumindest an Automaten Fahrkarten, eine Zeitung oder Reiseproviant kaufen kann.
Seit der Eröffnung im April 2009 hat der Hauptbahnhof nur noch aus historischen Gründen seinen Namen verdient – dabei war Lennep in der Geschichte der Stadt vor der Eingemeindung und danach der bedeutendere Bahnhof gewesen. Es wird nie ein Fernzug in Remscheid halten, vielleicht irgendwann mal ein Regional Express als Direktverbindung nach Düsseldorf. Eine Umbenennung von „Hauptbahnhof“in „Remscheid-Mitte“wäre der Realität angemessen.