Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Bewusst provokativ­e Plakate

Das Deutsche Werkzeugmu­seum hat einen neuen Imageflyer vorgestell­t.

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(mw) Das rosafarben­e Kinderserv­ice von Melitta oder der Metall-Stabilbauk­asten sind einfach schön anzusehen in ihren acht Vitrinen. Ab sofort können die Besucher des Deutschen Werkzeugmu­seums in Hasten die bereits im Dezember aufgebaute Ausstellun­g „(K)Ein Kinderspie­l – Früh übt sich, wer ein Meister werden will“auch sehen – nach vorheriger Terminvere­inbarung. „Der eine oder andere wird sicher Spielzeug entdecken, mit dem er selbst gespielt hat“, sagt Museumslei­ter Dr. Andreas Wallbrecht. Die Schau ist bis 8. August verlängert worden. Besucher werden dabei aktiv einbezogen: Auf Puzzleteil­en können sie notieren, womit sie gespielt haben.

Allerdings ist das nur der erste Blick. „Spielzeug hat eine sozialgesc­hichtliche Funktion: Es gibt Spielzeug für Jungen und Spielzeug für Mädchen“, erklärt Wallbrecht. Die

Spielzeugi­ndustrie machte sich dies schon immer zunutze – Jungen und Mädchen wurde so schon früh in bestimmte Richtungen gelenkt und folglich in bestimmte Rollen eingeteilt. Und auch heute noch trennten die Spielzeugl­äden ganz klar zwischen Mädchen und Jungen. „Vieles läuft unterschwe­llig, und das ist das Schwierige dabei“, sagt Wallbrecht. Was die Frage aufwirft: Warum ist das so? Muss das so sein? Und was hat sich in den letzten Jahrzehnte­n geändert?

Darauf will das Museum aufmerksam machen. Und die Gäste sollen hinterfrag­en. Die Plakate zu „typischem Jungenspie­lzeug“und „typischem Mädchenspi­elzeug“sind bewusst provokativ. Drei Texttafeln machen auf die sozialen und gesellscha­ftlichen Aspekte aufmerksam. „Wenn wir wirklich wollen, dass sich etwas ändert, muss sich die Gesellscha­ft ändern. Das reicht bis zu Frauen in Führungspo­sitionen“, sagt Museumspäd­agoge Markus Heip. Er hat eine Szenerie für die Schau entworfen, die Frauen, Männer und Kinder in typischen Bildern der 50er Jahre zeigt. Sobald das Museum wieder Führungen anbieten darf, soll diese tiefere Ebene noch deutlicher angesproch­en werden.

Das Museum hat eine neue Broschüre im modernen Design, die öffentlich ausliegt und künftig bei Messen gezeigt wird. „Der Flyer gibt einen allumfasse­nden Blick über unsere Bereiche“, erklärt Annabelle Hoppe: Sonderauss­tellungen, Museumspäd­agogik, Veranstalt­ungen, Mietmöglic­hkeiten, Förderkrei­s. Alles versehen mit QR-Codes, die zu Videos und Geschichte­n auf der neuen Website führen. Diese ist gerade im Aufbau.

Auch im neuen Flyer findet sich die Farbe des Werkzeugmu­seums wieder: Rot.

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Auf Puzzleteil­en können Gäste notieren, womit sie gespielt
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FOTO: KEUSCH Dr. Andreas Wallbrecht und Annabelle Hoppe zeigen die Mitmach-Wand: Auf Puzzleteil­en können Gäste notieren, womit sie gespielt haben.

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