Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Karwoche erklingt in verschiedenen Musikvideos
(mw) Um sich auf das bevorstehende Osterfest einzustimmen – und das möglichst risikoarm – haben die Kantorin der Evangelischen Stadtkirchengemeinde,
und das Ehepaar Spengler ein Video-Projekt ins Leben gerufen. Die Remscheider kommen so in ihren eigenen vier Wänden in den Genuss von schöner Musik.
Wilhelm,
Der Plan
Von Palmsonntag bis Ostersonntag erscheint täglich um 12 Uhr ein Video – mit Ausnahme des stillen Karsamstags. „In den Videos begegnen sich jeweils ein klassisches und ein poppiges Musikstück, verbunden durch Texte, die wir zusammen mit meiner Frau aufgenommen haben“, erklärt der Kirchenmusikdirektor der Evangelischen Auferstehungskirchengemeinde,
Anja
Spengler.
Und das wird geboten
Los geht’s am morgigen Sonntag, 28. März, dem Palmsonntag. Den Auftakt macht der Stadtkirchenchor mit „Einzug in Jerusalem – Jesus, der ersehnte König“. Für dieses Video wurden ganz viele Einzelvideos aufgenommen, die Christoph Spengler am Ende wieder zu einer Collage zusammengefügt hat.
Montag, 29. März,
geht es weiter mit „Jesus in der Menge – Jesus allein“.
Dienstag, 30. März
„Leben und Leiden – Leben und Hoffnung“.
Mittwoch, 31. März,
Christoph
geht es um „Schuldlos – schuldig“.
Gründonnerstag, 1. April,
gibt es ein Gebet. Hier ist auch der Chor Mixed Generations zu sehen.
Karfreitag, 2. April,
heißt es „O Haupt voll Blut und Wunden“.
Ostersonntag, 4. April,
erscheint dann ein Video zu „Frühmorgens, die Frauen am Grab: Er ist auferstanden!“
YouTube Hier geht’s zu den Videos auf YouTube: youtube.com/playlist?list=PLe--w5TvETqJBt4vSj5mtsEDCjP-KpU8b
Ursula
Andreas Schleicher hat die Bilder oft gesehen: In einem weißen Raumanzug betritt ein Astronaut den Mond. Unzählige Menschen auf der Erde verfolgten am 20. Juli 1969 diesen Moment. Neil Armstrong wird als der erste Mensch auf dem Mond weltberühmt. Dass auf den meisten Fotos dieser historischen Nacht gar nicht Neil Armstrong zu sehen ist, sondern Kollege Buzz Aldrin, der 20 Minuten nach ihm den Mond betrat: Das hat in der Geschichtsschreibung keine große Rolle gespielt. Bei aber schon.
„Ich wollte wissen, was das für ein Mensch ist, der damals als zweiter den Mond betrat“, erzählt der Remscheider Musiker. Also begann er zu lesen. Drei Biografien über Buzz Aldrin hat er verschlungen und am Ende stand fest: „Ich will diese Story auf meine Weise erzählen“, sagt Schleicher. Also bastelte er drei Monate lang an den richtigen Worten, an Tönen und Melodien, er spielte am Klavier und an seiner Gitarre zu Hause in seinem Tonstudio in Lüttringhausen.
„Das Thema lag einfach plötzlich da“, erinnert er sich, „es ist die Geschichte vom ewigen Zweiten, von Menschen, die daran zerbrechen, aber eben auch von einem anderen Blick auf unsere Welt.“Herausgekommen ist Lied sechs auf seiner neuen CD: Er hat es ganz schlicht „Buzz Aldrin“genannt – und es mit so viel Mitgefühl eingesungen, dass selbst beim Zuhörer die Bilder der Mondlandung lebendig werden dürften.
Andreas Schleicher ist eben ein Geschichtenerzähler – auch nach all den Jahren des Studiums, auf der Bühne, mit Promis, im Fernsehen und bei Preisverleihungen. „Ich möchte Bilder erschaffen, wünsche mir, dass der Zuhörer direkt einen Geruch in der Nase hat“, sagt er. Das gilt für viele seiner Stücke, die es nun – mitten in der Corona-Pandemie – auf seine zweite Platte geschafft haben. Als die Pandemie begann, waren die Lieder längst eingespielt. „Und trotzdem können einige von ihnen zu Hymnen der Corona-Krise werde“, sagt Schleicher, „weil sie uns daran erinnern, was wirklich wichtig ist.“
Andreas Schleicher
Der Musiker hat sich darüber viele Gedanken gemacht in den vergangenen Monaten. Nachdem er zur Karnevalssession 2020 noch mit der auf den Bühnen im Rheinland stand, brachen die Auftritte danach fast schlagartig ab. Statt 120 Terminen im Kalender wurde es plötzlich still. „Das habe ich in all den Jahren noch nie erlebt“, sagt er. Konzerte werden gestreamt, Zuhörer
Micky-Brühl-Band
sitzen auf der anderen Seite der Leitung. Er litt selbst schwer am Coronavirus, gewann gegen die Krankheit und suchte weiter nach Wegen, um die Kultur am Leben zu erhalten.
Was ihm am meisten fehle? „Die Bühne“, antwortet Schleicher ohne Zögern, „die Menschen, gemeinsam Feiern und Singen.“Sein Album „Herz, Hirn, Hose“brachte er am 26. Juli trotzdem heraus.
Der Titel spiele darauf an, dass Entscheidungen eben zuweilen mit dem Herzen, dann mit dem Kopf und ein anderes Mal mit dem Bauch getroffen werden. Die Entscheidung, seine CD in schwierigen Zeiten herauszubringen und nicht zu warten, trafen Herz, Kopf und Bauch gemeinsam. „Ich wünsche mir jetzt sehr, dass diese Musik auch gehört wird“, sagt er. Schließlich ist sie eine Herzensangelegenheit.
Manchmal träumt er von dem Moment, in dem die Menschen vor die Bühnen zurückkehren. „Dafür muss nach der Pandemie allerdings erstmal die Angst aus den Köpfen der Menschen verschwinden“, vermutet er.
Sein Appell ist laut und deutlich: „Kommt zurück, wenn wir das überstanden haben.“Er selbst jagd kulturellen Funken nach, wann immer sie ihm begegnen. An Tag eins nach dem Lockdown im Von der Heydt-Museum habe er in Wuppertal auf der Matte gestanden. Er kauft Musik seiner Kollegen und er singt – wenn nötig im stillen Kämmerlein. „Ich merke, wie die Hornhaut an den Fingern weniger wird“, sagt Andreas Schleicher bedauernd.
Die Rettung sei in den schweren Corona-Monaten die Arbeit fürs Fernsehen gewesen: Er arbeitet als Vocalcoach in beliebten Fernsehformaten. Dort hat er bereits 2017 kennengelernt – und anschließend mit ihm gemeinsam auf der Bühne gestanden.
Ohnehin: Die Promi-Quote ist hoch bei der Durchsicht seiner Projekte. Kein Wunder also, dass viele von ihnen auch bei Schleichers Musikvideo mitmachten zu seinem neuen Song „Halb so schnell“. Wieder erzählt er eine Geschichte – dieses Mal von großen Träumen und echten Momenten. THERESA DEMSKI
Bülent Ceylan