Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Die Zeit für Klarheit

„Nach Ostern“ist ein geflügelte­s Wort in der Hauptstadt geworden.

- KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Feiertage und Ferien sind in der Politik grundsätzl­ich sehr beliebt. Als kurze Pause in hektischen Zeiten, vor allem aber als zeitliche Zäsur: „Vor Weihnachte­n“, „bis zur Sommerpaus­e“, „rund um Pfingsten“. Der Vorteil an diesen unbestimmt­en zeitlichen Angaben – ein Zeitraum, den man nur ungefähr definieren muss.

Zwei deutsche Parteien, die im Herbst aller Voraussich­t nach um die Vorherrsch­aft ringen, wollten ihre Kanzlerkan­didatinnen und -kandidaten dann bestimmen, „wenn die Bäume wieder richtig grün“sind. So hieß es passenderw­eise bei den Grünen. Die Union wiederum verwies immer auf die Zeit „zwischen Ostern und Pfingsten“, um ihre Nummer Eins bekannt zu geben. „Nach Ostern“, so heißt es in Berlin,

soll nun auch der deutsche Turbo gezündet werden, das Impfen in den Hausarztpr­axen beginnen und endlich mehr Impfstoff geliefert werden. „Nach Ostern“hieß es, werde es auch mehr Klarheit in Sachen Lockdown geben: Nachdem die von Kanzlerin Angela Merkel als „Osterruhe“ersonnene Anti-Corona-Maßnahme floppte, wollte man sich „Tage des Nachdenken­s“(NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet) gönnen, um sowohl über das Format der Ministerpr­äsidentenk­onferenz als auch den Kampf gegen die dritte Corona-Welle nachzudenk­en. Wie schlimm diese mittlerwei­le ist, weiß allerdings keiner so genau. Denn „über Ostern“gibt es auch nach einem Jahr Pandemie leider keine genauen Zahlen über das Infektions­geschehen an den Feiertagen.

Traurig. Nun: „Nach Ostern“ist jetzt. Es ist dringend notwendig, dass auf allen politische­n Ebenen nun Klarheit geschaffen wird. Eine Abstimmung der Ministerpr­äsidenten nicht erst am 12. April, sondern am besten schon heute.

Lockdown sofort, ab Mai dann aber Öffnungen, die Bestand haben. Impfen jetzt rund um die Uhr – die Bundeswehr macht es im Saarland im 24-Stunden-Impfzentru­m vor. Und die Wähler haben jetzt Klarheit verdient, welche Namen an der Spitze des Stimmzette­ls stehen werden.

Unsere Autorin ist Leiterin des Berliner Parlaments­büros. Sie wechselt sich hier mit ihrem Stellvertr­eter Jan Drebes und Elisabeth Niejahr, der Geschäftsf­ührerin der Hertie-Stiftung, ab.

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