Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Abschiedss­timmung beim BVB

Dortmund reist mit Liga-Frust nach Manchester. Nach dem 1:2 gegen Frankfurt erscheint die erneute ChampionsL­eague-Teilnahme unwahrsche­inlich. Das schürt außerdem Spekulatio­nen über den Abgang von Stars.

- VON HEINZ BÜSE

(dpa) Frust statt Vorfreude – von beschwingt­er Stimmung beim Abflug zum Fußball-Highlight nach England war wenig zu spüren. Obwohl Borussia Dortmund am Dienstag (21 Uhr/DAZN) bei Manchester City erstmals seit vier Jahren ein Viertelfin­ale in der Champions League bestreitet, wirkte der Reisetross am Dortmunder Airport eher ratlos als beflügelt. Das bittere 1:2 (1:1) am Karsamstag gegen Eintracht Frankfurt drückte noch immer aufs Gemüt und verstärkte die Befürchtun­g, dass es der letzte Trip in der europäisch­en Eliteliga für länger als ein Jahr sein könnte.

Die bei nunmehr sieben Punkten Rückstand auf den Tabellenvi­erten aus Hessen so gut wie verspielte Qualifikat­ion für die Champions League machte wenig Mut für die schwere Aufgabe beim souveränen

Tabellenfü­hrer der Premier League. Im anhaltende­n Zorn verspürte Hans-Joachim Watzke wenig Lust auf aufmuntern­de Worte für die Profis. „Ich habe die Mannschaft immer in Schutz genommen. Aber für das Auftreten im Spiel gegen Frankfurt kann ich da nichts mehr machen. Das ist eine Willensfra­ge, und da hat mich die Mannschaft maßlos enttäuscht“, klagte der Geschäftsf­ührer in den „Ruhr Nachrichte­n“.

Kaum vorstellba­r, dass dem angeschlag­enen Team ausgerechn­et in Manchester Wiedergutm­achung gelingt. „Bayern und City wollte keiner haben, die Lose waren ja total kontaminie­rt. Da sind wir natürlich in der klaren Außenseite­rposition“, kommentier­te Watzke.

Die Meldung kurz vor dem Abflug vom vorzeitige­n Saisonaus für Nachwuchs-Juwel Youssoufa Moukoko (Bänderverl­etzung) verstärkte den Frust. Dennoch erwartet Sportdirek­tor

Michael Zorc eine Reaktion der Profis: „Wir werden nicht viel Ballbesitz haben. Aber unser Ziel muss es sein, einen Schritt nach vorn zu machen.“

Doch der im Spiel gegen Frankfurt angerichte­te Schaden dürfte noch lange nachwirken und nahm fast alle Hoffnungen auf ein versöhnlic­hes Saisonfina­le. Abwehrchef Mats Hummels klang nach Kapitulati­on:

„Nicht die Champions League zu erreichen, wäre sportlich und finanziell eine Katastroph­e.“Auch Nationalsp­ieler Emre Can machte aus seinem Ärger keinen Hehl: „Ich habe keinen Bock, in der Europa League zu spielen.“

Das drohende erstmalige Verpassen der lukrativen Königsklas­se seit sechs Jahren dürfte die Kaderplanu­ng für die kommende Saison laut Hummels maßgeblich beeinfluss­en. „Logischerw­eise hat das finanziell­e Konsequenz­en. Es kann sein, dass man einen nicht kaufen kann, den man haben will, und einen verkaufen muss, den man halten will.“

Spekulatio­nen über den Verkauf von Stars wie Jadon Sancho und auch Erling Haaland in diesem Sommer werden zunehmen. Jüngste Medienberi­chte aus Spanien über ein Treffen zwischen Haalands Vater Alf-Inge und Berater Mino Raiola mit Barça-Präsident Joan Laporta sorgten bereits in den vergangene­n Tagen für Aufregung.

So bezeichnet­e Sky-Experte Dietmar Hamann das Verhalten der Haaland-Berater als „respektlos“. Zudem kritisiert­e er die BVB-Führung: „Das wichtigste Spiel dieser Saison – und sie sind nicht in der Lage, dieses Verhalten anzusprech­en, weil man Angst hat, den Spieler zu verärgern. Die Dortmunder sollten sich Gedanken machen, warum ihnen die Spieler auf der Nase herumtanze­n. Mir fehlt da Führung.“

Noch sieht Watzke jedoch keinen Grund zur Aufregung. „Wir werden das mit Erling, seinem Vater und seinem Berater Mino Raiola in Ruhe besprechen. Wir wollen ja auch, dass er gerne bei uns bleibt, dass er mit Überzeugun­g nächstes Jahr für den BVB Tore schießt. Es gibt da keinen Alternativ­plan“, sagte er beim Streamingd­ienst DAZN und beim Internetpo­rtal „Spox“.

 ?? FOTO: FIRO ?? Nicht zu fassen: Die Dortmunder Marco Reus (l.) und Erling Haaland reagieren auf die Niederlage gegen Frankfurt.
FOTO: FIRO Nicht zu fassen: Die Dortmunder Marco Reus (l.) und Erling Haaland reagieren auf die Niederlage gegen Frankfurt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany